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Nordendorf: Nach dem Hochwasser: Wer zahlt die hohen Rechnungen?

Nordendorf

Nach dem Hochwasser: Wer zahlt die hohen Rechnungen?

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    Das Luftbild zeigt die Hochwasserkatastrophe in Nordendorf im Juni. Inzwischen sind die Schäden klar.
    Das Luftbild zeigt die Hochwasserkatastrophe in Nordendorf im Juni. Inzwischen sind die Schäden klar. Foto: Marcus Merk

    Sachschäden begutachten lassen. Schadenssummen beziffern lassen. Versicherungsfälle besprechen. Das ist das, was viele Bürgerinnen und Bürger aktuell zu tun haben, die durch das Hochwasser Anfang Juni in den Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Nordendorf mitunter horrende Schäden zu verzeichnen haben. Und genau das ist auch das, was aktuell in der VG zu bewerkstelligen ist – und zwar für jeden einzelne VG-Gemeinde, also für Allmannshofen, Ehingen, Ellgau, Kühlenthal, Nordendorf und Westendorf sowie für alle Verbände, die die VG administrativ betreut, wie beispielsweise den Abwasserzweckverband Donnsberggruppe, den Zweckverband zur Wasserversorgung der Schmuttergruppe und die Schulverbände.

    Geschäftsstellenleiter Marco Schopper spricht von der „Phase 2“, in der sich die VG aktuell befinde. Ein wichtiger Fokus liege auf der Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger, beispielsweise bei der Koordination von administrativen Hilfsangeboten, wie etwa die Unterstützung beim Beantragen von Soforthilfen. Auch die Erfassung und Verwaltung der Spendenkonten läuft über einen VG-Tisch. Darüber hinaus gilt es nun, die Rechnungen zu sammeln, die in den Gemeinden und Zweckverbänden angefallen sind. „Rechnungen zur Gefahrenabwehr und zur Gefahrenunterbindung“ nennt Schopper beispielsweise Rechnungen für Sand, der zum Befüllen von Sandsäcken benötigt wurde, oder für Maschinen und Spezialgeräte, wie beispielsweise für die Skimmeranlage, die bei der Kläranlage im Einsatz war.

    Ganz viel Sperrmüll ist beim Hochwasser in  Nordendorf und umliegenden Orten entstanden.
    Ganz viel Sperrmüll ist beim Hochwasser in Nordendorf und umliegenden Orten entstanden. Foto: Marcus Merk

    Sind alle Rechnungen eingegangen, wird für jede Gemeinde und in jedem Verband ein Zuschussantrag gestellt, so dass die Kommunen und die Verbände die durch das Hochwasser entstandenen Zusatzkosten aus dem Katastrophenschutzfonds wieder bekommen. Die Pressestelle des Landratsamtes Augsburg erklärt: Zuwendungsfähig seien unter anderem Einsatz- und Fremdkosten. Zu den eigenen Einsatzkosten zählen unter anderem Entschädigungen für Verdienstausfall und Einsatz, Reise- und Personalkosten, Kraftstoffkosten sowie der Verpflegungsaufwand für Einsatzkräfte und Reparatur- und Ersatzbeschaffungskosten für im Rahmen des Katastropheneinsatzes beschädigte oder verloren gegangene Ausstattung. Zu den Fremdkosten zählen Aufwendungen, die durch die Inanspruchnahme des THW, der Bundeswehr, der Bundespolizei oder auch privater Unternehmen bzw. Privatpersonen entstanden sind. Auch die Einsatzkosten der gemeindlichen Feuerwehren können über den Katastrophenschutzfonds bezuschusst werden.

    Beim Auspumpen von Kellern kommt es auf den Fall an

    Ob Privatpersonen beispielsweise für das Auspumpen von Kellern bezahlen müssen, sei abhängig vom Anlass. Konkret erklärt das Landratsamt den Umstand so: Kostenersatz kann unter anderem verlangt werden für Einsätze im technischen Hilfsdienst, mit Ausnahme der Einsätze oder Tätigkeiten, die unmittelbar der Rettung oder Bergung von Menschen und Tieren dienen. Schopper erklärt, dass seitens der VG Nordendorf für das Hochwasserereignis Anfang Juni noch keine Bescheide verschickt wurden. Derzeit sei man im Haus unter anderem noch damit beschäftigt, die Einsätze nachzubearbeiten. Einige Einsatzkräfte benötigen Bestätigungen für ihre Arbeitgeber. Auch müssen Schutzkonzepte in Gemeinden und Verbänden fortgeschrieben werden. Schopper geht auch davon aus, dass das Wasserwirtschaftsamt eine Neubewertung der Hochwasserregionen durchführen muss.

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    Überflutete Häuser, gesperrte Straßen und Brücken: Das Hochwasser richtet am Samstag und Sonntag in der Region große Schäden an. Fotos aus ganz Schwaben.

    Die Tatsache, dass Kosten über das Landratsamt an die Regierung weitergereicht werden können, hilft den Kommunen dabei, ihre Haushalte nicht noch weiter zu belasten. Das wiederum sind letztlich auch gute Nachrichten für die Bürgerinnen und Bürger. Mit diesen sitzt die VG insofern im selben Boot, weil auch die Liegenschaften der einzelnen Gemeinden begutachtet werden müssen, um zu prüfen, welche Schäden entstanden sind und, ob ggf. eine Versicherung den Schaden zahlt. In der Nordendorfer Grundschule beispielsweise ist Grundwasser im Keller eingedrungen. Hierfür bezahlt die Versicherung nicht. Die Container in Kühlenthal, in denen Krippenkinder untergebracht werden sollten bis der Anbau am Kindergarten fertiggestellt ist, wurden ebenfalls vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen.

    Die komplette IT der Verwaltungsgemeinschaft blieb trocken

    Phase 1, die fast schon in Vergessenheit zu geraten scheint, war übrigens die Hochwasserphase selbst, in der die VG selbst glimpflich davongekommen sei, wie Schopper erklärt. Im Keller stand das Wasser zehn Zentimeter hoch, die komplette IT blieb trocken. Dennoch musste die VG zeitweilig improvisieren: Strom gab es eine Weile nicht. Und als dieser wieder verfügbar war, gab es eine noch größere Hürde zu stemmen, denn die Internetverbindung konnte nicht aufrechterhalten werden – und das wenige Tage vor der Europawahl. Binnen einem Tag seien zehn Arbeitsplätze im Rathaus in Ellgau eingerichtet worden. Das Briefwahllokal musste geändert und jedes Detail mit der Landes- und Bundeswahlleitung abgestimmt werden, um „rechtskonform“ zu bleiben. Am Montag nach der Wahl ging es für die Mitarbeitenden wieder zurück ins VG-Gebäude.

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