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Nordendorf: Musiker Michael Well: "Ohne Kultur wird die Gesellschaft geistig ärmer"

Nordendorf

Musiker Michael Well: "Ohne Kultur wird die Gesellschaft geistig ärmer"

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    Michael Well will sich nicht mehr hinter seiner Tuba verstecken. Er fordert deshalb auch die Zuschauer auf: Raus aus dem Sessel!
    Michael Well will sich nicht mehr hinter seiner Tuba verstecken. Er fordert deshalb auch die Zuschauer auf: Raus aus dem Sessel! Foto: Matthias Becker (Archivbild)

    "Habe die Ehre" - so lautet der Name eines Programms, mit dem sich Günther Sigl, der Frontmann der Spider Murphy Gang, mit seiner Band als einer der letzten Künstler vor der Pandemie in Nordendorf die Ehre gegeben hatte. Das Publikum war begeistert, als die in Ehren ergrauten Rocker solche Klassiker wie "Schickeria" oder "Skandal im Sperrbezirk" in den Saal fetzten.

    Das war Ende 2019. Kurz zuvor waren noch Cash-N-Go zu Gast.  Seitdem war es ruhig im Nordendorfer Bürgerhaus. Corona sorgte mit Kontaktbeschränkungen und Lockdowns dafür, dass die Kulturtempel im Lande zu Sperrbezirken wurden. Zweieinhalb Jahre herrschte Stillstand. Auch beim Kulturkreis Nordendorf, der 2017 von Ingrid Schöniger gegründet wurde und 19 Mitglieder zählt. In dieser Zeit haben sich die Veranstaltungen im äußersten Norden des Landkreises Augsburg nicht nur wegen des schönen Saals und der tollen Akustik in diesem sehr komfortabel ausgestatteten Mehrgenerationenhaus, sondern auch wegen der exzellenten Betreuung im Backstage-Bereich in Künstlerkreisen einen guten Namen gemacht.

    Am 22. Oktober sollen die Well-Brüder endlich in Nordendorf auftreten

    "Verschieben, verschieben und nochmals verschieben. Das nervt", klagt die rührige Organisatorin. Seit zweieinhalb Jahren bereits steht das Gastspiel der Well-Brüder aus dem Biermoos an. Dabei handelt es sich um die Nachfolger der legendären Biermösl Blosn, die vor allem durch ihre Auftritte mit dem Kabarettisten Gerhard Polt für Furore sorgten. Zuletzt musste der Auftritt verschoben werden, weil Stofferl Well den Sommer über an einer Sendereihe desBayerischen Rundfunks beteiligt ist. Auf seinem alten Motorrad und vielen alten Instrumenten im Beiwagen strawanzt er durch die weiß-blauen Ländereien und zeigt Bayern auf seine ganz besondere Art.

    Doch jetzt ist der Termin fix: Am 22. Oktober sollen die drei Brüder Stofferl, Karl und Michael Well endlich nach Nordendorf kommen. Das ist zehn Tage nach Michael Wells 64. Geburtstag. An die Rente aber denkt der mit 16 Geschwistern aufgewachsene Erzieher, der kurzzeitig Sozialpädagogik studiert hat und gleichzeitig ausgebildeter Solotubist und Baritonist ist, noch nicht.

    Ohne Kultur geht es nicht, betont Michael Well

    Auch er will wieder durchstarten. Auch wenn die Künstler und die Kultur während der Pandemie wenig Wertschätzung erfahren haben. "Das war schon vor 50 Jahren so. Wenn eine Frau einen Musiker geheiratet hat, hat die Verwandtschaft gedacht, das ist ein Grattler", grantelt Michael Well im schönsten oberbayerischen Dialekt. "Dabei ist

    Nicht zuletzt meint Michael Well damit auch das Publikum. "Wir haben immer noch Lockdown, weil zwar wieder Veranstaltungen stattfinden, aber die Leute ausbleiben", spricht er von "Long Covid für Künstler". Er glaubt aber auch, die Gründe zu kennen: "Die Menschen sind während der Kontaktbeschränkungen praktisch entkultiviert worden. Sie müssen jetzt erst wieder den Hintern hochbekommen, raus aus den Sesseln und raus aus den Netflix-Serien", hofft er, dass die Resonanz, gerade auf die Auftritte von Kleinkünstlern, bald wieder steigt. Spätestens bis zum 22. Oktober, wenn die Well-Brüder aus dem Biermoos in Nordendorf auftreten.

    Well-Brüder wollen auch ein bisschen auf Nordendorf eingehen

    Michael Well freut sich auf den Abend mit seinen beiden Brüdern und einer Vielzahl von Instrumenten. Ganz bestimmt dürfen sich die Besucher auf das Lied "Sepp, Sepp, Hennadreck" freuen. "Wenn wir ein Lied gern singen, dann singen wir es, solange wir Lust dazu haben. Wir werden aber auch ein bisschen auf Nordendorf eingehen", verrät Michael Well, dem die 2300-Einwohner-Gemeinde durchaus bekannt ist. "Auf der Strecke zu den Mehlprimeln nach Buttenwiesen sind wir früher hier oft vorbeigefahren", grinst er verschmitzt.

    Auch Ingrid Schöniger freut sich auf den Tag, wenn das Gastspiel der verschmitzten und hinterfotzigen Wirtshausmusikanten endlich über die Bühne gehen kann. "Die Karten behalten natürlich ihre Gültigkeit", so die Vorsitzende des Kulturkreises Nordendorf. Ebenso wie für den Comedian Chris Böttcher, der am 17. September kommt. Am 23. Oktober wird dann Dr. Ruth Sandner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege über das Reitergrab in Nordendorf referieren, bevor am 22. April 2023 die Presley Family ihre fantastische Bühnenshow abzieht.

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