Der Blick aus der Vogelperspektive macht für Bürgermeister Richard Greiner klar: Auch wenn das neue Gebäude der Uniklinik Augsburg weiter auf dem Grund der großen Nachbarstadt liegen wird - das Krankenhaus des höchsten Versorgungsstandards wird näher an die Stadt Neusäß heranrücken. Und mit ihr eine ganze Reihe von Aufgaben, die es in den nächsten Jahren noch zu lösen gilt, bevor die neue Uniklinik 2037 oder 38 in Betrieb geht. Eine wesentliche dabei ist der Verkehr. Ebenso wie Stadtbergen ist Neusäß in einem Arbeitskreis mit der Uniklinik und der Stadt Augsburg vertreten, um die Folgen gerecht zu verteilen.
Eine wirklich große Überraschung war es nicht, als der bayerische Forschungsminister Markus Blume vor wenigen Tagen verkündet hatte, das neue Gebäude der Uniklinik werde im Westen des jetzigen Krankenhauses erbaut und nicht im Osten. Auch wenn das genaue Baufenster bislang nicht feststeht: Im Osten hätten zunächst andere Gebäude weichen müssen, zumindest das gerade erst errichtete neue Parkhaus an der Stenglinstraße. Im Westen hingegen sind Flächen direkt im Anschluss an den neuen Operations- und Intensivtrakt der Uniklinik noch frei - teils auf einem Feld, teils im Patientenpark.
Die Westheimer Straße darf nicht überlastet werden
Richard Greiner, Bürgermeister von Neusäß
Egal, wo sich das Baufenster am Ende befinden wird: Die Uniklinik rückt näher an Westheim und Steppach heran. Und wie soll man dort einmal hinkommen? Bürgermeister Richard Greiner ist alarmiert. „Die Steppacher Straße ist dafür auf keinen Fall geeignet“, spricht er die Verbindung zwischen Westheim und Steppach an, die teilweise nur ein Geh- und Radweg ist. Doch seine Bedenken gehen weiter: „Auch die Westheimer Straße darf nicht überlastet werden“, so Greiner. Über diese Straße in der Stadt Neusäß werden bereits die Bezirkskliniken angefahren.
„Die wesentliche Anbindung wird weiter über Südosten erfolgen“, vermutet Richard Greiner, also weiterhin über die Neusässer- und die Stenglinstraße. Doch auch dort muss man erst einmal hinkommen. Der Kobelweg und der Kreisverkehr an dessen Ende seien bereits an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. „Das wird allerdings in Augsburg nicht unbedingt so gesehen“, hat der Neusässer Bürgermeister in der Vergangenheit erfahren. Die Zufahrtsstraßen werden als weiterhin ausreichend angesehen - zumindest im Staatlichen Bauamt, das noch von einer älteren Studie ausgehe, so Greiner.
Die werden nicht alle mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn kommen
Paulus Metz, Bürgermeister von Stadtbergen
Da ist der Stadtberger Bürgermeister Paulus Metz schon eher einer Meinung mit Richard Greiner. Auch er sieht in den Zufahrten, die zwar auf Augsburger Flur liegen, durchaus eine Schwierigkeit auch für seine Stadt. Er denkt dabei eher an die Bürgermeister-Ackermann-Straße und deren geplante Umgestaltung durch den Bau der Straßenbahnlinie 5. „Wenn die Ackermann-Straße voll ist, dann kann man nur nach rechts oder links ausweichen - also entweder durchs Stadtberger Virchow-Viertel oder die Bismarckstraße“, sagt er.
Was Metz zudem beschäftigt, ist die Parkplatzsituation. „Da entstehen rund um den Campus allein 3000 neue Arbeitsplätze. Und die werden bestimmt nicht alle mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln kommen“, vermutet er. Zumal, wenn Studierende oder Arbeitskräfte aus dem westlichen Landkreis ankommen und nicht aus der Stadt. Wie sein Kollege aus Neusäß bestätigt, müsse über die angedachte Zahl der Stellplätze unbedingt gesprochen werden, denn bislang seien keine zusätzlichen Parkflächen nötig, zumindest nicht nach der Stellplatzsatzung der Stadt Augsburg. Ähnliche Bedenken gab es von Stadtberger und Neusässer Seite auch vor dem Bau der Medizinischen Fakultät. Die wurden dann gelöst, auch weil sich Ministerpräsident Markus Söder einschaltete. „Ich baue darauf, dass das auch wieder klappt“, so Greiner.
Die Regierung von Schwaben hat sich eingeschaltet
Inzwischen zeichne sich jedoch an anderer Stelle in Augsburg ein Umdenken ab. Die schwäbische Regierungspräsidentin Barbara Schretter habe für den Herbst ein Treffen der Bürgermeister der drei Städte angekündigt, so Richard Greiner. „Da ist jetzt zumindest das Bewusstsein da, dass das Projekt großräumiger geplant werden muss.“ Betrachtet werden müssten auch die Jahre der Baustelle. Die dürften für die Nachbarn nicht zur Belastung werden, wie beim Bau der Fakultät. Die An- und Abfahrt der Baufahrzeuge mit ihrem Lärm und Staub müsste vorab besprochen und geregelt werden.
Die Gesamtsituation könnte sich durch eine weitere Entwicklung verschärfen. Noch plant der Freistaat mit dem Abriss des heutigen Klinikumsgebäudes. Doch sollte dieses auf irgendeine Weise weitergenutzt werden, müsste bei der Zufahrtssituation in ganz anderen Dimensionen gedacht werden. Dennoch ist Bürgermeister Richard Greiner zuversichtlich. „Wenn wir das alles gut machen, ist es ein echter Fortschritt für die Region.“
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