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Neusäß-Vogelsang: Als Schlipsheim und Biburg noch einen Bahnhof hatten

Neusäß-Vogelsang

Als Schlipsheim und Biburg noch einen Bahnhof hatten

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    Wo die ehemalige Staatsstraße nach Zusmarshausen abzweigt, gab es früher den "Bahnhof Biburg". Er soll vielleicht wiederkommen.
    Wo die ehemalige Staatsstraße nach Zusmarshausen abzweigt, gab es früher den "Bahnhof Biburg". Er soll vielleicht wiederkommen. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Wie könnte der Nahverkehr im Landkreis Augsburg und der Region durch den Ausbau der Fernverkehrsstrecke zwischen Ulm und Augsburg besser werden? Wie vor Kurzem bekannt wurde, lässt die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) nun auch die Möglichkeit prüfen, zwei neue Bahnhalte auf der Strecke einzurichten, in Vogelsang und an der Hirblinger Straße. Doch wirklich neu wären die Bahnhöfe nicht. Beide hat es auf der Strecke schon einmal gegeben.

    Doch wer erinnert sich heute noch an den Haltepunkt in Vogelsang? Dieter Rothenfußer aus Langenneufnach tut das. Er ist Spezialist, wenn es um Details zu den Bahnhöfen der Staudenbahn geht, und hat viele von ihnen schon als Modell bis ins Detail nachgebaut. Er erinnert sich zwar, dass er als Kind dort ab und zu ein- oder ausgestiegen ist. Heute ist jedoch von den baulichen Anlagen nichts mehr übrig.

    Die Malerin und Chronistin ihrer Heimat, Eva Klotz, hat in ihrem Buch "Verliebt in Augsburg" von 1984 auch eine naive Darstellung des Bahnhofs Biburg veröffentlicht.
    Die Malerin und Chronistin ihrer Heimat, Eva Klotz, hat in ihrem Buch "Verliebt in Augsburg" von 1984 auch eine naive Darstellung des Bahnhofs Biburg veröffentlicht. Foto: Repro: Heimatgeschichtlicher Verein Diedorf

    Am Anfang hieß der Haltepunkt "Staatsstraße" oder "Schlipsheim"

    Dabei ist zumindest sicher, wo sich der Bahnhof befunden hat: Heute noch erinnert der Straßenname "Beim Bahnhof Biburg" in Vogelsang an den Ort. Klar ist auch: "Seit 1987 verkehren dort keine fahrplanmäßigen Züge mehr", sagt Kreisheimatpflegerin Claudia Ried. Eröffnet wurde der Streckenabschnitt von Dinkelscherben nach Augsburg der Bayerischen Maximiliansbahn von Neu-Ulm nach Kufstein 1853.

    Die Anfänge des Haltepunkts waren gar nicht offizieller Art. Historisches hat Matthias Lutz im achten Heft der "Neusässer Beiträge zur Denkmalpflege" im Jahr 2010 zusammengetragen. Er beschreibt, dass die Bahnstrecke von Ulm nach Augsburg ab den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts zweigleisig ausgebaut worden war. An der "Staatsstraße" oder dem "Haltepunkt Schlipsheim", das ist die Überführung der ehemaligen

    Sonntagsausflügler begannen ihre Spaziergänge dort

    Außerdem änderten sich in dieser Zeit zwei Dinge: Sonntagsausflügler begannen ihre Spaziergänge und Wanderungen gerne von diesem Punkt und nutzten den Haltepunkt. Und weil gleichzeitig die Eisenbahnverwaltung begann, einen Vorortverkehr rund um Augsburg einzuführen, vielleicht ein Vorläufer des regelmäßigen Nahverkehrs, wurde die "Haltestelle Staatsstraße" zu einem ordentlichen Bahnhof ausgebaut. Das war nach 1900.

    Matthias Lutz: "Jedoch stand dem Plan im Wege, dass der nötige Baugrund für eine Haltestelle Schlipsheim auf Westheimer und Steppacher Gemarkung lag. Und beide Orte hatten zunächst kein Interesse, den eigenen Gemeindegrund für eine Haltestelle einer anderen Gemeinde abzutreten. Da eine solche Einrichtung aufgrund der bereits bekannten Nutzungsnachfrage klar im öffentlichen Interesse lag, leitete die bayerische Staatseisenbahn hier erfolgreich ein Zwangsenteignungsverfahren im Sommer 1901 ein. Damit stand dem Bau nichts mehr im Weg. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 14.630 Mark, wobei hiermit vom Grunderwerb über die Stationsanlagen bis zur Fußwegunterführung alle finanziellen Aufwendungen gedeckt waren."

    Abfahrtspläne sind beim Heimatgeschichtlichen Verein Diedorf erhalten

    Dieses Bild vom Bahnhof Biburg stammt aus den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Eröffnet wurde die Bahnstrecke etwa 100 Jahre zuvor.
    Dieses Bild vom Bahnhof Biburg stammt aus den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Eröffnet wurde die Bahnstrecke etwa 100 Jahre zuvor. Foto: Heimatgeschichtlicher Verein Diedorf

    Übrigens waren Enteignungen für den Bau der Bahn in Westheim keine Einzelheit, wie Lutz weiter berichtet. 1899 bis 1901 wurden mehrmals Entschädigungszahlungen geleistet, unter anderem für den Bau von Fußgängerunterführungen. Zurück zum Bahnhof Biburg: Diesen Namen muss der Haltepunkt in den Jahren nach 1900 bekommen haben. Erhalten sind beim Heimatgeschichtlichen Verein in Diedorf heute noch Abfahrtspläne. Im Jahr 1957 unterschieden sich die Abfahrtszeiten Richtung Ulm oder nach Augsburg gar nicht so sehr von den heutigen: Bis auf eine Lücke zwischen Mitternacht und 4 Uhr früh hatte man dort regelmäßig Anschluss.

    Dem Heimatgeschichtlichen Verein liegt auch eine Fotografie aus den 50er-Jahren vor, die im Hintergrund das laubenartige Bahnhofsgebäude erahnen lässt. Die bekannte Augsburger Künstlerin Eva Klotz hat in ihrem ganz typischen, naiven Malstil das Gebäude fast identisch zu dem dargestellt, was das Foto erahnen lässt.

    Noch bis vor 25 Jahren wurden Fahrkarten nach Biburg verkauft

    Eine kuriose Begebenheit rund um den Bahnhof Biburg hat die Augsburger Allgemeine 1996 berichtet. Damals gab es den Haltepunkt schon seit fast zehn Jahren nicht mehr. Obwohl es den Bahnhof gar nicht mehr gab, konnte man noch Tickets für die Fahrt dorthin erwerben. Hatte man Glück, wurden sie auch in den Regionalbussen des AVV akzeptiert. Möglich, dass die Reste des Bahnhofs Biburg mit dem Bau der Umfahrung von Steppach über den Sandberg verschwanden. Auch am Schienenstrang erinnert nichts mehr an den Haltepunkt.

    Das ist anders bei jenem Bahnhalt, der nun ebenfalls für eine Reaktivierung im Gespräch ist, die Hirblinger Straße im Augsburger Stadtteil Bärenkeller. Dort liegen noch die alten Gleise, und eine Reaktivierung war immer wieder im Gespräch, zuletzt, als man noch an die Möglichkeit eines S-Bahn-ähnlichen Nahverkehrs in der Region rund um Augsburg glaubte. Das alte Bahnhofsgebäude war jedoch 2013 an eine Privatperson verkauft worden.

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