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Neusäß-Steppach: TSV Steppach: Neuer Vorsitzender geht Verdacht auf Untreue nach

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TSV Steppach: Neuer Vorsitzender geht Verdacht auf Untreue nach

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    Siegfried Schmid bleibt Vorsitzender beim TSV Steppach. Bei der Mitgliederversammlung überstand er einen Abwahlantrag.
    Siegfried Schmid bleibt Vorsitzender beim TSV Steppach. Bei der Mitgliederversammlung überstand er einen Abwahlantrag. Foto: Jutta Kaiser-Wiatrek

    Ob Turnen, Aikido, Jiu-Jitsu, Wandern oder Tischtennis: Was die Leiter und Leiterinnen aus sieben Abteilungen des TSV Steppach bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend zu berichten hatten, lief siebenmal auf denselben Punkt hinaus: Im Umgang mit den Mitgliedern und Ehrenamtlichen im Verein vergreife sich der neue Vorsitzende Siegfried Schmid regelmäßig im Ton. Mit großer Mehrheit sei deshalb im Vereinsrat, dem obersten Gremium des Vereins, seine Abwahl gefordert worden. Aber: Die Mehrheit der Mitglieder entschied anders. Siegfried Schmid bleibt im Amt. Was er wiederum aus seinen ersten Monaten im Amt zu berichten hatte, könnte ein Fall für die Justiz werden. Mit weit reichenden Folgen auch für den Verein.

    Seit Jahren steht der TSV Steppach, nach dem TSV Neusäß der zweitgrößte Verein der Stadt, im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Dass einige Abteilungen gute sportliche Erfolge aufzuweisen haben, ist dabei aber nur eine Nebensache. Stattdessen geht es vor allem ums Geld. Denn davon hat der TSV Steppach seit Langem zu wenig. Gleichzeitig war aber klar: Sollte es mit dem Verein überhaupt weitergehen, dann müsste die marode Sporthalle an der Ulmer Straße saniert werden. Möglich wurde das überhaupt nur durch kräftige Zuschüsse, auch von der Stadt Neusäß. Die hatte sich das Engagement jahrelang gut überlegt, bevor die Zusage kam. Hart daran gearbeitet hatte der damalige Vorsitzende Tobias Wiesner.

    Fußballabteilung darf ihr Vereinsheim sanieren

    Eines jedoch hatte Wiesner nie getan: auf den Wunsch der Fußballabteilung, die im Verein die meisten Mitglieder hat, auf Sanierung ihres Sportheims direkt am Fußballfeld einzugehen. Wiesner hatte andere Pläne, die wiederum bei den Fußballern nicht gut ankamen. Hier zumindest herrscht seit der Jahreshauptversammlung Klarheit: Mit nur zwei Gegenstimmen waren die 199 stimmberechtigten Mitglieder vor Ort für die Pläne der Fußballer. Eine Gegenstimme kam von Wiesner selbst. Im November war er wegen seiner Haltung mit den Stimmen aus der Fußballabteilung nicht wiedergewählt worden.

    Für das in die Jahre gekommene Vereinsheim der Fußballer des TSV Steppach gibt es Sanierungspläne. Nun ist der Antrag von der Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit angenommen worden.
    Für das in die Jahre gekommene Vereinsheim der Fußballer des TSV Steppach gibt es Sanierungspläne. Nun ist der Antrag von der Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit angenommen worden. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Abteilungsleiter und Zweiter Vorsitzender im Hauptverein, Rainer Christl, hatte zuvor kurz die Sanierungspläne beschrieben. Unter anderem sollen das Gebäude gedämmt und die Sanitäreinrichtungen erneuert werden, teilweise werden die Räume auch anders angeordnet. "Das reicht uns", so Christl. Im Moment rechnet der Bauingenieur mit Kosten von 642.000 Euro. Davon würde der Hauptverein bislang nur mit 20.000 Euro belastet werden. Schließlich beliefen sich die Schulden nach der Sanierung der Sporthalle nach Abzug der Förderungen wohl noch auf 400.000 Euro, so Siegfried Schmid zuvor. Neue Verschuldungen seien da auch nicht drin.

    TSV Steppach: Kleinere Abteilungen hatten Existenzängste

    Die Fußballer waren es auch, die im vergangenen November Siegfried Schmid ins Amt des Vorsitzenden des TSV geholfen hatten. Nun war ihre Abteilung eine von nur zweien, die sich nicht über seinen Führungsstil beschwert hatte. Besonders deutlich wurde dabei Alexandra Ottlik, die Leiterin der Turnabteilung. "Ich habe Schwierigkeiten mit dem neuen Vorstand", sagte sie. Da ging es zunächst um den sogenannten Probebetrieb. Schmid plant, den TSV Steppach in einen modernen Verein zu wandeln, der Mitglieder und Gäste in einer Art Foyer empfängt. Der Platz dafür ist jedoch knapp. Probeweise wurde ein Drittel der Sporthalle abgetrennt und provisorisch als Empfangsraum genutzt. Die Folge: Für die Sportabteilungen selbst blieb nur noch wenig Platz. Gerade bei den kleineren Abteilungen habe das auch zu Existenzängsten geführt, so Daniel Miller von Jiu-Jitsu.

    Ottlik berichtete weiter, dass nach einem Wortgefecht langjährige Übungsleiter und Leistungsträger der Turnabteilung geschlossen den Verein verlassen hätten. Den neuen Ton im Verein sprach auch Daniel Miller, Leiter der Abteilung Jiu-Jitsu, an. "Das ist kein Umfeld mehr, in dem ich mich engagieren will", sagte er. Sollte es so weitergehen, bezweifle er, dass er in einem Jahr noch Abteilungsleiter sein werde - falls die Abteilung überhaupt noch gebe. Ähnlich äußerte sich Annemarie Beck aus der Abteilung Wandern, die seit 40 Jahren im Verein ehrenamtlich engagiert sei. Jetzt sei ihr und ihren Familienmitgliedern gesagt worden, auf ihre Mitarbeit werde keinen Wert mehr gelegt, berichtete sie empört.

    Alexandra Ottlik könnte im Sommer neue Vorsitzende im Verein werden

    Dennoch: Mit einer denkbar knappen Mehrheit von 101 Nein-Stimmen und Enthaltungen gegen 98 Ja-Stimmen hat Siegfried Schmid den Antrag auf seine Abwahl überstanden. Er setzte gleich einen Paukenschlag hinterher und sagte, er wolle nur noch bis Juni im Amt bleiben. Bis dahin wolle er Alexandra Ottlik einarbeiten, die zuvor ihre Bereitschaft bekundet hatte, das Amt als Vorsitzende zu übernehmen. Ottlik wird sich wohl ein neues Team suchen müssen: Rainer Christl wäre an diesem Abend auch zurückgetreten, wäre Siegfried Schmid abgewählt worden.

    Alexandra Ottlik, Leiterin der Turnabteilung, hat ihre Bereitschaft erklärt, als Vorsitzende des TSV Steppach zu kandidieren.
    Alexandra Ottlik, Leiterin der Turnabteilung, hat ihre Bereitschaft erklärt, als Vorsitzende des TSV Steppach zu kandidieren. Foto: TSV Steppach (Archivbild)

    Damit wird sie auch jene Vorgänge erben, über die Schmid zuvor detailliert berichtet hatte. Bei der Übernahme der Amtsgeschäfte sei ihm aus einzelnen Abteilungen immer wieder berichtet worden, dass einige Beiträge, unter anderem Hütteneinzahlungen in der Geschäftsstelle in bar abgegeben worden waren. Dort habe es jedoch geheißen, es gebe lediglich eine Portokasse für Barbeträge. Über Wochen hinweg habe er versucht, dem Geld auf die Spur zu kommen, so Schmid. Dem Rechnungsprüfer des Vereins waren diese Einzahlungen so nicht bekannt gewesen. Schließlich sei in einem Kellerabteil eine Geldtasche mit einigen Tausend Euro gefunden worden, berichtete Schmid. Unter anderem ein Wirtschaftsprüfer habe den Verdacht auf Untreue bestätigt und ihm empfohlen, den Vorgang der Justiz zu übergeben. "Ich mache mich ja selbst strafbar, wenn ich das nicht verfolge", sagte er. Eine neue ehrenamtliche Mitarbeiterin der Geschäftsstelle sprach später darüber hinaus von einer schlampigen Führung der Mitgliederkartei, die den Verein jedes Jahr Tausende Euro koste, weil Mitgliedsbeiträge nicht eingezogen werden konnten.

    Mitglied sieht den TSV Steppach kurz vor dem Zerbrechen

    Alexandra Ottlik hatte zuvor in ihrem Bericht gesagt, diese Vorgänge gehörten aufgeklärt. Am wichtigsten sei jedoch, dass der Umgang im Verein wieder stimme und ein guter Sportbetrieb möglich sei. Beinahe hätte sie übrigens noch einen Gegenkandidaten bekommen, wäre es schon an diesem Abend zu einer Neuwahl gekommen: Ein Unternehmer aus Friedberg erklärte kurzerhand seinen Eintritt in den Verein und seine Kandidatur. Der Antrag wurde jedoch vom aktuellen Vorstand nicht anerkannt. Und noch einen Kandidaten gab es: Klaus Probst, bis November Zweiter Vorsitzender, wollte für den vakanten Posten des Dritten Vorsitzenden kandidieren. Ein Vereinsmitglied wollte das mit einer Abstimmung verhindern: Schließlich sei Probst doch genau zu jener Zeit im Vorstand gewesen, als die Ungereimtheiten in der Geschäftsstelle möglich waren. Solange die nicht geklärt seien, solle eine Kandidatur einer der alten Vorsitzenden nicht möglich sein, so das Vereinsmitglied.

    So weit kam es jedoch nicht, die Wahl wurde auf die nächste Mitgliederversammlung verschoben, die noch vor den Sommerferien stattfinden soll. Ein weiteres Vereinsmitglied sieht den Verein inzwischen als Lachnummer im ganzen Landkreis. Doch was noch schlimmer sei: "Der Verein steht kurz vor dem Zerbrechen."

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