Eine Anlage mit Dutzenden Wohnungen für Studierende und Pflegepersonal, dazu die Möglichkeit für betreutes Wohnen und ein Pflegeheim mit Plätzen auch zur Versorgung von Demenzkranken – könnte so die Zukunft des Areals des ehemaligen Güterbahnhofs an der Von-Langenmantel-Straße zwischen Neusäß und Westheim aussehen? Ein Investor zumindest ist jetzt auf die Stadt Neusäß mit diesem Vorschlag zugekommen.
Der Komplex aus elf Baukörpern sollte so ausgerichtet sein, dass er sich selbst gegen den Lärm der Bahn abschirmen würde. Das könnte auch funktionieren, habe ein bereits mit eingereichtes schalltechnisches Gutachten ergeben, so Bauverwaltungsleiter Gerald Adolf im zuständigen Planungs- und Umweltausschuss. Bis zu fünf Stockwerke hoch soll die Anlage sein. Die Begeisterung der Ausschussmitglieder hielt sich jedoch in Grenzen.
Stadtrat Uwe Hübner: Vorlage ist "ein starkes Stück"
Für Stadtrat Uwe Hübner (CSU) steht fest: Es ist schon "unerhört" und "ein starkes Stück", solch eine Planung dem Ausschuss überhaupt vorzulegen, findet er. Gerade die Nutzung als betreutes Wohnen genau an dieser Stelle, das kann er sich überhaupt nicht vorstellen. Aus mehreren Gründen.
Tatsache ist, dass die Stadt seit Langem um eine passende Nutzung des Areals ringt. Auch in der Neuauflage des Flächennutzungsplans von 2019 ist das Grundstück als Gewerbefläche ausgewiesen und nicht für den Wohnbau vorgesehen. In Abstimmung mit dem für Westheim beauftragten Büro für Städtebau, OPLA, sollte an dieser Stelle eher eine punktuelle Bebauung vorgesehen werden als ein massiver Riegel. So könnte die Struktur des Stadtteils Westheim erhalten und aufgegriffen werden, so die Meinung des Büros damals. In der vorgelegten Planung ist das freilich nicht so. Die Anlage aus einzelnen Baukörpern zeigt sich durch Schallschutzwände so verbunden, dass eine Art dreiseitiger Hof entsteht.
Sorge um die Wohnlage auf der anderen Bahnseite
Doch Uwe Hübner ärgert an dem Vorhaben noch mehr. Nicht allein, dass für ihn und auch Bürgermeister Richard Greiner ältere Menschen, die in einer Anlage für betreutes Wohnen leben, eher in das Zentrum einer Stadt gehören als an eine Randlage. Greiner nennt das eine hohe Wohnqualität. Hübner geht es auch um den Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner auf der anderen Seite der Bahnlinie. "Solch ein Riegel wirft den Schall zurück und belastet dort", sagt er. Seine Kollegin Inge Steinmetz-Maaz (FW) mahnte jedoch, das Konzept nicht von vornherein zu verteufeln. "Wir brauchen Pflegeplätze und studentisches Wohnen."
Doch für Bürgermeister Richard Greiner führt an dieser Stelle kein Weg dorthin. "Wir können da nicht mitgehen. Dieser Entwurf ist rein auf Profit orientiert", findet er. Der richtige Platz für studentisches Wohnen sei, wie es die Stadt bereits plant, am Helen-Keller-Weg in Neusäß. Das Areal am ehemaligen Güterbahnhof solle stattdessen für Gewerbe erhalten bleiben. Greiner nannte das Stichwort Gesundheitsstandort: Im Umfeld des neuen Medizincampus nur wenige Hundert Meter entfernt an der Uniklinik könnten Labore oder Büros entstehen, die dort gebraucht werden.
Betreutes Wohnen könnte auf das Schuster-Gelände kommen
Auch für das Thema betreutes Wohnen hat Greiner einen Vorschlag: Nachdem auf dem sogenannten Schuster-Areal an der Hauptstraße in Neusäß kein Hotel mehr geplant ist, wäre dann dort Platz und auch die richtige Lage für solch ein Vorhaben. Greiner will deshalb mit dem Grundstückseigentümer im Gespräch bleiben. Den Vorschlag des Investors für den ehemaligen Güterbahnhof hat der Ausschuss hingegen einstimmig abgelehnt.