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Neusäß: Neubau der Schule Westheim ist für viele eine "Luxuslösung"

Neusäß

Neubau der Schule Westheim ist für viele eine "Luxuslösung"

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    Der Architektenentwurf für die neue Schule Westheim seit viele Räume zur freien Unterrichtsgestaltung vor. Sie könnte frühestens 2026 fertig sein.
    Der Architektenentwurf für die neue Schule Westheim seit viele Räume zur freien Unterrichtsgestaltung vor. Sie könnte frühestens 2026 fertig sein. Foto: karl und p Architekten München

    Viel weniger Eltern und Bürgerinnen und Bürger als erwartet, nur etwa 30, sind zur Präsentation der Planungen für das neue Schulgebäude in Westheim in die Stadthalle gekommen. Die hatten allerdings etliche kritische Nachfragen zu dem Bauprojekt. Die Stadt Neusäß hatte die beauftragten Planungsbüros eingeladen, ihre Entwürfe vorzustellen. Wie Bürgermeister Richard Greiner rekapitulierte, soll die Grundschule Westheim als letzte im Stadtgebiet auf den neuesten Stand gebracht werden. Als beste Lösung hat sich der Stadtrat vor Jahren für einen Neubau entschieden. In ein provisorisches Ausweichquartier soll die Schulfamilie am Ende dieses Schuljahrs im Sommer 2023 umziehen und dort drei Jahre bleiben – so zumindest der Zeitplan, den Bürgermeister Greiner als "sportlich" bezeichnete. Ins neue Schuljahr einziehen könnte die Schulfamilie dann im Herbst 2026.

    Architektin Katrin Kratzenberg von "karl und p", die das neue Schulgebäude entwarf, macht sich nicht so große Sorgen, dass die Bauzeit von drei Schuljahren nicht eingehalten werden könnte. "Viel eher könnte ich mir vorstellen, dass wir später starten müssen, weil wir bis nächstes Jahr nicht genügend Firmen und Handwerker haben." Zumal man ja nicht jederzeit starten könne, sondern nur über die Sommerferien.

    Gesamtkosten der neuen Schule werden derzeit auf 27 Millionen geschätzt

    Kratzenbergs Entwurf selbst warf bei den anwesenden Eltern und Bürgern wenig Fragen auf, lässt er doch wenig Wünsche offen: Die neue Schule mit Sporthalle und integrierten Feuerwehrhaus wird den neuesten Standard moderner Pädagogik möglich machen, mit vier baulich aneinander gefügten "Häusern" mit jeweils zwei Klassenzimmern und einem Gruppenraum für jede Jahrgangsstufe, die jeweils durch Satteldächer unterscheidbar sind. Vom Haupteingang geht es ins Foyer mit den Verwaltungsbüros, der Mensa und der Ganztagsbetreuung. Eine große Freitreppe, die auch für Aufführungen genutzt werden kann, führt in den ersten Stock zu den Klassenzimmern. Je vier Klassen teilen sich außerdem eine Terrasse im Freien, und es gibt breite Flure, in denen auch gespielt werden kann.

    Für die Klassenzimmer sind dezentrale Lüftungsgeräte vorgesehen und Lamellen-Jalousien an der Außenseite zur Beschattung. Wie bereits bei den ersten Planungen 2020 erläutert wurde, bringt bei der dezentralen Lüftung ein Gerät, das ähnlich aussieht wie ein Schrankelement und in das Fenster integriert ist, die frische Luft von draußen ins Klassenzimmer hinein und die verbrauchte Luft an anderer Stelle wieder hinaus. Laut Katrin Kratzenberg ist dies derzeit der modernste Standard. Das Gebäude erhält zudem eine Photovoltaikanlage.

    1500 Quadratmeter Pausen – und Spielfläche im Freien für Westheims Schüler

    Wie der Landschaftsarchitekt Manfred Schachenmayr vom Architekturbüro Brugger erläuterte, sind durch die Hanglage etliche Freiflächen und Pausenhöfe geplant (1500 Quadratmeter) mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten sowie ein Spielplatz mit Kletter-, Spielgeräten und Rutsche, der auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll. Auf dem begrünten Sporthallendach soll ein 400 Quadratmeter großes Freiluft-Klassenzimmer entstehen, das mit einer bewachsenen Pergola beschattet werden soll.

    Auch die Ganztagesbetreuung hat eine eigene, "äußerst großzügige Freifläche von 260 Quadratmetern", so Schachenmayr. Viele trockenheitsresistente Klimabäume sollen Schatten spenden. Im Laufe des Abends war mehrfach von "Luxus" die Rede. Aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen wird das Großprojekt nach aktuellem, aber nicht endgültigem Stand rund 27 Millionen Euro kosten – 6,5 Millionen mehr als noch vor zwei Jahren geschätzt. Die Westheimer Grundschule wird damit mit Abstand das teuerste Schulprojekt der Stadt seit Beginn der Sanierungen.

    In der neuen Schule in Westheim wird es sehr viele Spielflächen im Freien geben. Rechts ist der Spielplatz zu sehen, den dann alle Westheimer Kinder nutzen können.
    In der neuen Schule in Westheim wird es sehr viele Spielflächen im Freien geben. Rechts ist der Spielplatz zu sehen, den dann alle Westheimer Kinder nutzen können. Foto: Brugger Landschaftsarchitekten

    Westheim kauft kleinere Ersatzschule in Modulbauweise

    Erheblich kleiner und weniger "luxuriös" wird hingegen das Übergangsgebäude auf der nahegelegenen "Seitz-Wiese" an der Von-Rehlingen-Straße, die die Stadt nur zu diesem Zweck gekauft hat. In vorgefertigten Modulen biete der Interimsbau laut Kratzenberg aber alles, was die Schule braucht: acht Klassenzimmer, Büros und Lehrerzimmer und eine sogar recht große Außenfläche mit Bäumen, Wiese und gepflasterter Fläche für die Pause und zum Spielen.

    Hier ein Beispiel für eine Übergangslösung mit Baumodulen, die Drei-Auen-Schule in Augsburg-Oberhausen.
    Hier ein Beispiel für eine Übergangslösung mit Baumodulen, die Drei-Auen-Schule in Augsburg-Oberhausen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Auf den Einwand aus der Zuhörerschaft, man möchte den Eltern "die Container schmackhaft" machen, erklärte die Architektin, dass sich auf dem Markt für Baumodule unglaublich viel getan habe und dass es diese Elemente inzwischen in allen Qualitäten gebe, weil sie inzwischen so nachgefragt seien. "Heute entstehen so viele Kitas, Schulen oder auch Wohnungen, die teilweise jahrzehntelang immer weiter genutzt werden, weil sie so hochwertig sind", so Kratzenberg.

    Für den Sportunterricht müssen die Westheimer Kinder während der Bauphase in eine andere Sportstätte im Stadtgebiet ausweichen. Es sollen die bestehenden Bushaltestellen am Notburgaheim, wo es eine Ampel gibt, und an der Von-Rehlingen-Straße genutzt werden. Dies sei von der Polizei und anderen Fachleuten so empfohlen worden. Zusätzlich werden Schülerlotsen im Einsatz sein, damit die Kinder sicher über die Straße kommen.

    Lüftungsgeräte sollen Hitze für Westheimer Schüler mindern

    Einige Eltern äußerten die Sorge, es könnte in dem Gebäude zu heiß werden. Die Planerin sagte, es würden Lüftungsgeräte aufstellt, man könne aber auch die Fenster und Türen öffnen und querlüften. Zudem müssten die gleichen Dämmstandards eingehalten werden wie bei einem normalen Schulbau. Im Garten werden zusätzlich etliche, schnell wachsende Bäume gepflanzt, noch bevor der Bau beginnt, voraussichtlich schon kommendes Frühjahr.

    Man werde dafür Sorge tragen, dass es im Interimsgebäude nicht unerträglich wird. Eine Mutter insistierte: "Ich möchte, dass das von der Stadt garantiert wird." Bürgermeister Greiner entgegnete, dass der Klimawandel und die zunehmende Hitze überall ein Problem sei, ob in öffentlichen Gebäuden oder in Privathäusern. In der aktuellen Energiekrise könne man aber nicht überall Klimaanlagen einbauen. "Wenn es tatsächlich nötig wäre, wird die Stadt natürlich handeln", so Greiner. Auf Anregung aus dem Publikum werden die Planer unter anderem eine Fassadenbegrünung an der Sporthalle prüfen.

    Nach dem Vorwurf eines Bürgers, dass ein Neubau generell wenig nachhaltig sei, ging der Bürgermeister auf die diskutierten Alternativen ein. Man habe vor Jahren eine Sanierung verworfen, weil man eine Generalsanierung über mehrere Jahre hinweg bei laufendem Schulbetrieb den Kindern nicht zumuten wollte, ebenso wenig ein Ausweichquartier im Neusässer Schulzentrum oder anderswo weiter entfernt von Westheim, wo die Kinder mit dem Bus hätten fahren müssen. Die Pläne, die jetzt vorlägen, seien "eigentlich eine Luxuslösung".

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