Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Neusäß: Nadine Langenwalter ist Brauerin – und in der Freizeit Handball-Torjägerin

Neusäß

Nadine Langenwalter ist Brauerin – und in der Freizeit Handball-Torjägerin

    • |
    Nadine Langenwalter aus Neusäß spielt leidenschaftlich und gut Handball und ist von Beruf Brauerin.
    Nadine Langenwalter aus Neusäß spielt leidenschaftlich und gut Handball und ist von Beruf Brauerin. Foto: Marcus Merk

    An einem typischen Arbeitstag bleibt Nadine Langenwalter nicht viel Zeit für Erholung: Die 21-Jährige ist ausgebildete Brauerin und beginnt bereits um 6 Uhr morgens mit der Arbeit. In der Filtration ist sie dafür zuständig, verbleibende Hefezellen aus dem Bier zu entfernen und es haltbar zu machen. Um 16 Uhr ist ihr Arbeitstag beendet, das heißt jedoch oft noch nicht Feierabend: Denn neben ihrer Arbeit als Brauerin ist

    Nadine Langenwalter spielt Handball, seit sie acht Jahre alt ist. Angefangen hat sie in der Grundschulzeit beim TSV Neusäß. „Das hat mir von Anfang an super gefallen. Ich hatte noch nie keine Lust, zum Training zu kommen.“ In ihrer Jugendzeit hat sie dann beim TSV Haunstetten schon beachtliche sportliche Erfolge feiern können. So sei sie mit der B-Jugend bis in die Landesliga aufgestiegen. „Mit der ersten Mannschaft der B-Jugend war ich dann in der Bayernliga. Mit der A-Jugend waren wir

    Nadine Langenwalter: Handball war in der Jugend ihr Leben

    Für diesen sportlichen Erfolg hat die Jugendliche viel auf sich genommen und auf viel Freizeit verzichtet. „Ich hatte drei Tage pro Woche Training, davon einen Tag Krafttraining.“ Während der Saison sei jede Woche ein Spiel dazugekommen. „Ich habe währenddessen die Schule schon ein wenig schleifen lassen. Ich wollte vor allem bestehen und das ging dann zum Glück auch gut“, sagt Langenwalter und lacht. Von ihren Eltern habe sie viel Unterstützung erfahren. Bevor sie den Führerschein hatte, haben sie sie oft zum Training gefahren und seien auch zu fast allen Spielen gekommen.

    Seit Kurzem spielt Nadine Langenwalter wieder beim TSV Neusäß in der Bezirksklasse und ist dort eine gefürchtete Torjägerin.
    Seit Kurzem spielt Nadine Langenwalter wieder beim TSV Neusäß in der Bezirksklasse und ist dort eine gefürchtete Torjägerin. Foto: Andreas Lode

    „Ich liebe am Handball, dass es ein Mannschaftssport ist. Außerdem geht es etwas härter zu als beim Fußball, man bleibt nicht immer gleich liegen, wenn irgendetwas passiert“, sagt die 21-Jährige. Zudem seien im Handballverein sehr gute Freundschaften entstanden. „Wir sind oft zusammen feiern gegangen und gehen nach einem Spiel etwas zusammen trinken oder essen.“ 

    Zweimal musste die 21-Jährige operiert werden

    Ein Tiefschlag folgte, als Nadine 19 Jahre alt war. „Ich hatte eine Thrombose, die Ärzte haben das aber zunächst nicht erkannt.“ Ihr Bein sei blau gewesen und dick angeschwollen, doch man sei von einer Zerrung ausgegangen. „Meine Schwester hat mich dann in die Notaufnahme gefahren“, erzählt Langenwalter. Dort sei die lebensgefährliche Thrombose festgestellt worden. „Es war schon bis in den Bauch fortgeschritten. Ich war nahe an einer Lungenembolie.“ Zweimal musste sie operiert werden. Mit dem Handballsport aufzuhören, sei aber nicht infrage gekommen. „Es war wichtig, dass ich mich nach der Operation bewegte.“ So habe sie sich wieder langsam hochgekämpft, angefangen zu trainieren und laufen zu gehen. Die Rückrunde der laufenden Saison habe sie verpasst, aber: „Zur Vorbereitung konnte ich schon wieder anfangen.“ 

    Zu dieser Zeit sei sie bereits in der Ausbildung zur Brauerin gewesen. Zum Brauen sei sie eher zufällig gekommen. „Nach der Realschule wusste ich nicht, was ich machen soll.“ In der Fachhochschule sei ein Praktikum bei der Brauerei Riegele zur Wahl gestanden, dafür habe sie sich eingetragen. „Es hat mir sofort super gefallen. Am letzten Tag habe ich mit dem Braumeister geredet und habe dann gleich einen Vertrag für eine Ausbildung nach dem Fachabitur bekommen“, sagt Nadine Langenwalter. Schon als Lehrling sei sie vollständig in alle Abläufe eingebunden gewesen. „Ich habe mich gleich als Teil des Teams gefühlt“, obwohl die Frauen in diesem Metier noch deutlich in der Minderheit sind. Während ihrer Ausbildung waren mehr als doppelt so viele männliche Azubis als weibliche.

    Extreme Temperaturunterschiede beim Bierbrauen

    Im Februar vergangenen Jahres hat sie ihre Ausbildung beendet und überlegt nun, in ein paar Jahren noch den Meister zu machen. Den Beruf könne sie nur empfehlen, man müsse aber auch hart im Nehmen sein. "Allein die Temperaturen sind extrem: Im Sudhaus hat es 30 bis 40 Grad, im Keller sind es Minusgrade.“ Sie habe für sich trotzdem den Traumjob gefunden. „Ich liebe an der Arbeit, dass man die Produktion komplett vom Sudhaus bis zur Abfüllung verfolgen kann. Man sieht, was hinter dem fertigen Bier in der Flasche steckt.“ Ihren Sport sehe sie inzwischen eher als Ausgleich zum Beruf. „Ich mache das jetzt einfach zum Spaß, ich muss nicht mehr in eine hohe Liga.“ Trotzdem gibt sie zu: „Ein bisschen Ehrgeiz ist natürlich trotzdem immer dabei.“ Nicht umsonst gilt sie nach ihrer Rückkehr zum TSV Neusäß derzeit in der Bezirksliga als gefürchtete Torjägerin.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden