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Neusäß: Hat Neusäß seine Schulen sinnvoll auf die nächste Krise vorbereitet?

Neusäß

Hat Neusäß seine Schulen sinnvoll auf die nächste Krise vorbereitet?

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    Die Sanierung der Eichenwaldschule in Neusäß war eines der großen Projekte der Stadt in den vergangenen Jahren. In diesem Klassenzimmer gibt es noch eine grüne Tafel. Das könnte sich allerdings demnächst ändern.
    Die Sanierung der Eichenwaldschule in Neusäß war eines der großen Projekte der Stadt in den vergangenen Jahren. In diesem Klassenzimmer gibt es noch eine grüne Tafel. Das könnte sich allerdings demnächst ändern. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Tabletcomputer für rechnerisch zwei Klassen pro Schule, elektronische Tafeln, die aussehen wie Flachbildfernseher, und Glasfaserkabel bis in den Schulkeller: Technisch auf dem neuesten Stand sind die städtischen

    Jedes Mal, wenn es sinnvoll erschien, hat die Stadt Neusäß in den vergangenen Jahren und Monaten zugegriffen, wenn es staatliche Förderprogramme für die IT-Ausstattung von Schulen gab: Für jede der fünf Grundschulen ist so ein Klassensatz an Tablets angeschafft worden, hinzukommen unter anderem 15 computergestützte Tafeln, sogenannte Whiteboards, 100 Computer und 40 Dokumentenkameras. Insgesamt knapp eine halbe Million Euro hat die Stadt in den vergangenen sieben Jahren für die IT-Ausstattung und die dazu nötigen Programme ausgegeben, einen großen Teil davon konnte sie über staatliche Förderungen finanzieren.

    Schon bestellt sind über ein weiteres Förderprogramm 125 weitere Tabletcomputer. Sie sollen Schülerinnen und Schülern als Leihgeräte zur Verfügung stehen, sollten ihre Klassen oder sogar die gesamte Schule wieder in den Heimunterricht geschickt werden.

    Amtsleiter im Neusässer Rathaus: "Kurze Lebensdauer der Geräte bereitet Sorgen"

    Für die Anschaffung zuständig ist der stellvertretende Amtsleiter im Neusäßer Rathaus, Martin Barth. Er ist zwar überzeugt davon, dass die Stadt jedes Mal auch genau überlegt hat, ob eine Anschaffung sinnvoll ist. Dennoch hat er Sorgen beim Blick auf die vielen Geräte: "Ein Tablet hat eine Lebensdauer von vielleicht drei oder vier Jahren.

    Thomas Fink ist Schulleiter der Eichenwaldschule.
    Thomas Fink ist Schulleiter der Eichenwaldschule. Foto: Wolfgang Diekamp

    Dann muss es durch neue Geräte ersetzt werden. Aber ob es dann noch mal solch ein Förderprogramm gibt, das wissen wir nicht." Er befürchtet, dass die Stadt auf den Folgekosten sitzen bleibt und dann regelmäßig hohe Summen für neue Geräte und Softwarelizenzen aufbringen muss. "Das ist wie mit dem Straßenunterhalt", vergleicht er.

    Zusätzlich kostet auch die Betreuung der Systeme. Etwa eineinhalb Tage pro Woche ist der IT-Betreuer der Stadt Neusäß mit den Schulen beschäftigt. Zudem sieht Martin Barth die Folgen für die Umwelt: Jedes Gerät muss auch wieder entsorgt werden.

    Der Schulleiter der Eichenwaldschule, Thomas Fink, sieht hingegen die Vorteile der Ausstattung. So gibt es seit einigen Jahren an der Mittelschule, anders als zuvor, Informatik als Pflichtfach. Zwei moderne EDV-Fachräume gibt es an der

    Tablets können bei Bedarf ausgeliehen werden

    Der Unterricht an den Tablets ist inzwischen zugleich ein Training für Zeiten des Unterrichts zu Hause. Thomas Fink hat mit seinem Team Lernstandards für die Eichenwaldschule aufgestellt. Darin ist etwa enthalten, wie oft es bei einer möglichen erneuten Schulschließung oder Heimunterricht für bestimmte Klassen Online-Unterricht geben soll oder wie oft in der Woche Hausaufgaben zur Verfügung gestellt werden sollen. Gemeinsam mit den Lehrkräften wurde nach den ersten Erfahrungen im vergangenen Schuljahr schon ermittelt, wie viele Schülerinnen und Schüler in solch einem Fall voraussichtlich ein Leihtablet nötig hätten. Fink rechnet mit rund zehn Geräten, die dann ausgegeben würden. Der Schulleiter hat zuvor viele Jahre in der Stadt Augsburg unterrichtet. Er fasst zusammen: "Die Ausstattung ist hier super."

    Und dennoch nicht unumstritten. Im Bildungsausschuss sprach Bürgermeister Richard Greiner vom "süßen Gift der Förderung", dem man in Neusäß allerdings nicht erliegen wolle. Stattdessen wolle man weiterhin "mit Augenmaß" prüfen, welche Anschaffungen nötig seien und welche vielleicht auch nicht. Unabhängig sei man aber nicht mehr, so Grünen-Stadträtin Silvia Daßler. "Wir können hier nicht mehr frei entscheiden", ging sie auf den Zeitgeist ein. Manchmal wäre auch etwas anderes möglicherweise wichtiger, findet Lehrerin und Stadträtin Susanne Höhnle: "Wir bräuchten eher Programme zur Sprachförderung statt zur Digitalisierung."

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