Ein Tisch, ein Stuhl sowie ein Garderobenständer, mit dem berühmten Ranzmayr-Mantel – mehr braucht der Kabarettist nicht. Alles andere füllt der „Geisterfahrer“ mit seiner Präsenz und der Unterstützung seines Gastes Roland Krabbe alias Herr Braun. „Geht’s no“, fragt er diesmal verheißungsvoll. Eine typisch schwäbische Frage also, wenn jemand empört über das Verhalten anderer ist. Und da gibt es so einiges aufzuarbeiten. Zunächst aber stürmt der Geisterfahrer die Bühne mit einem überschwänglichen „Hallo Fans“, um gleich darauf festzustellen, dass dies nicht sein Stil und der Stil seines Publikums ist. Dieses besteht, so erkennt er sofort aus „Bestbürgern und Silver Agern, aus Vertretern eben der vernünftigen Generation“.
Seine Fans sind mit Tuiach ins Alter gekommen und somit besteht von Anfang an eine gewisse Übereinstimmung von Künstler zu Publikum. Der scharfe Beobachter weiß, was die Zuhörerinnen und Zuhörer seines Programms im Alltag bewegt und verpackt dies treffsicher in viel hintersinnigem Humor. Das Namensgedächtnis funktioniert etwa nicht mehr so wie früher? Tuiach weiß Rat: Wenn auch ein Namensschild für jeden über 65-jährigen aus Datenschutzgründen nicht möglich ist, wie wäre dann ein QR-Code am Revers? Die täglichen Dinge einmal diametral anders angehen, wäre eine Möglichkeit das Gehirn zu trainieren, wie etwa Zähneputzen einmal mit der linken Hand, allerdings das Putzen des Popos habe bei ihm nicht so ganz geklappt, gesteht er zur Freude des Publikums.
Auch Deutsch ist für Augsburger eine Fremdsprache
Wird allgemein auch empfohlen, im höheren Alter eine Fremdsprache zu erlernen, so empfiehlt er Augsburgern Deutsch zu lernen und übersetzt gleich: „Der hat a Schepperle“ – „er hat ein posttraumatisches Belastungssyndrom“. Ein Projekt ähnlich wie das Legoland plant Tuiach künftig für Senioren. Für sein „Gruftiland“ sei er bereits mit Elon Musk, Kutscher & Gehr und Klosterfrau Melissengeist als Sponsoren im Gespräch. Dort, so verspricht er, wird es echte alte Wirtschaften geben, in welchen das Essen noch gegessen und nicht fotografiert wird. Dort werde mit D-Mark bezahlt und längst vergessene Fernsehsendungen wie von Lou van Burg oder Robert Lembke zu sehen sein sollen, ließ er bei seinem Publikum nostalgische Gefühle hochkommen.
Unterstützt bei seinen Überlegungen, die nicht nur zum Lachen, sondern durchaus auch Denkanstöße sein sollen, wurde Silvano Tuiach von seinem Gast Herr Braun. Der Klimawandel liegt diesem am Herzen und um CO₂ zu sparen, schwebt ihm ein Urlaub in der Region vor und lädt ein zu 14 Tage Bobingen mit Wandern an der Singold sowie einem Tagesausflug nach Schwabmünchen. Auch KI, ChatGPT oder Streamingdienste und Roboter, die in allen Lebensbereichen eingesetzt werden, sind Themen des Abends. Die Zukunft der Kirche sehen die Beiden etwa mit Priester-Avataren in 3D sowie Alexa, die den Gottesdienst starten wird.
Mit der Zeit gehen: Onlinebanking statt Klingelbeutel
Auch die „Veranstaltungszeiten“ dort müssten sich ändern, statt Sonntagvormittag lieber Dienstagabend, „da hat man nichts vor“ und statt Klingelbeutel Onlinebanking, schlagen der Geisterfahrer und Herr Braun vor. Fehlen durfte natürlich nicht Walter Ranzmayr, der wieder auf amüsante Weise über seine sich in einer ständigen Krise befindlichen Ehe sowie seine skurrilen Stammtischfreunde berichtete. Mehr als zwei Stunden gaben die beiden Kabarettisten Vollgas und erfüllten alle Erwartungen ihres Publikums.