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Neusäß: Droht beim Gewerbegebiet Alt-Neusäß ein Verkehrskollaps?

Neusäß

Droht beim Gewerbegebiet Alt-Neusäß ein Verkehrskollaps?

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    An keinem anderen Verkehrsknotenpunkt in Neusäß ist so viel los wie an der sogenannten Zimmerly-Kreuzung zwischen Haupt-, Daimler- und Ortliebstraße. Jetzt ging es im Ausschuss darum, wie groß die Belastung in Zukunft sein könnte.
    An keinem anderen Verkehrsknotenpunkt in Neusäß ist so viel los wie an der sogenannten Zimmerly-Kreuzung zwischen Haupt-, Daimler- und Ortliebstraße. Jetzt ging es im Ausschuss darum, wie groß die Belastung in Zukunft sein könnte. Foto: Marcus Merk

    Aus dem Gewerbegebiet Alt-Neusäß könnte ein schönes, modernes Quartier werden. Seit Jahren befasst sich der Planungs- und Umweltausschuss der Stadt Neusäß mit den Möglichkeiten, die der Straßenzug zwischen Lohwald- und Hauptstraße sowie zwischen Daimler- und Gutenbergstraße bieten könnte. Doch bereits bei einer vorhergehenden Sitzung wurde klar: Die besten Pläne für Büro- und Laborgebäude können nur dann umgesetzt werden, wenn auch die umliegende Verkehrsplanung mitgedacht wird. Der Knackpunkt für die gesamte Entwicklung könnte die Leistungsfähigkeit der sogenannten Zimmerly-Kreuzung zwischen Haupt- und Daimlerstraße sowie Ortliebstraße sein. Deshalb hat die Verwaltung ein Fachplanungsbüro noch mal nachrechnen lassen.

    Hintergrund war die Einschätzung des Verkehrsplanungsbüros gevas, dass die Kreuzung an der zentralen Stelle von Neusäß eben nicht groß genug ist, um den geschätzten Verkehr aufzunehmen, der entsteht, wenn das alte Gewerbegebiet wie geplant mit höheren Gebäuden und neuen Nutzung im Büro- und Laborbereich ausgebaut wird. Der einzige Ausweg: Die Nutzungen sollten im Rahmenplan für das Gebiet um ein Fünftel verringert werden, so dass einfach weniger Verkehr entsteht. Vor diesem Hintergrund ist Christoph Hensel von gevas jetzt sicher: Die Kreuzung hält dem erwarteten, erhöhten Verkehr stand und muss nicht einmal umgebaut werden, lediglich die Ampelschaltungen müssten angepasst werden. Doch das überzeugte nicht alle im Planungsausschuss.

    Fahrräder sollen mehr Platz bekommen im neuen Quartier

    Schon allein der Ausgangspunkt für diese Rechnung hat bei der SPD-Fraktion im Stadtrat, im Ausschuss von dritter Bürgermeisterin Susanne Höhnle vertreten, für Kopfschütteln gesorgt. Denn ausgegangen wird im Verkehrsgutachten von einer Einwohnerzahl für Neusäß für 2030 in einer Höhe, die bereits jetzt erreicht ist und einen voraussichtlichen Zuwachs nicht einbezieht. Höhnle bezweifelte, dass sich auf dieser Grundlage zuverlässige Hochrechnungen über den zu erwartenden Verkehr erstellen lassen. 

    Am Ende sah das der übrige Ausschuss jedoch anders. Und Christoph Hensel schlug eine weitere Veränderung für das Gebiet vor: Die Siemensstraße sollte zur Hauptverkehrsachse ausgebaut werden. Nicht nur Autos und auch Fahrräder, möglichst auf eigenen Fahrradwegen, sollten sich dort bewegen. Auch eine Buslinie sollte mitten durch das neue Quartier führen und an einer zentralen Haltestelle einen Stopp einlegen.

    Die Siemensstraße soll die zentrale Verkehrsachse des Gebiets werden

    Denn die Siemensstraße sei zentral für die gesamte Entwicklung des Areals und biete die größten Entwicklungsmöglichkeiten. Dort sollte nicht allein Platz für alle Arten von Fahrzeugen sein, auch Fußgänger sollten sich dort wohl fühlen und sich dort auch gerne aufhalten, etwa in der Mittagspause. Um Platz für den fließenden Verkehr zu schaffen, könnten 60 Parkplätze in der Siemensstraße wegfallen und an den Rand des Quartiers verlegt werden, etwa in ein Parkhaus am Ostrand des Viertels. Weniger motorisierter Verkehr entstehe auch dann, wenn andere Arten des Pendelns zum Arbeitsplatz attraktiv werden: Weil es eine fußläufig gut erreichbare Bushaltestelle gibt, weil es gute Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gibt oder weil man in seinem Büro duschen kann, wenn man verschwitzt ankommt.

    Doch Susanne Höhnle blieb dabei: Auf dieser Grundlage ließe sich kaum abschätzen, wie es in einigen Jahren an der Zimmerly-Kreuzung um die Leistungsfähigkeit und vor allem auch um die Verkehrssicherheit beschaffen sein würde. Sie verwies auf die Nähe zum Schulzentrum und die vielen tausend Kinder und Jugendlichen, die dort täglich unterwegs sind. Jörg Röhring (CSU) wies auf einen alten Vorschlag hin, der im Zuge des Ausbaus der Bahnlinie von Ulm nach Augsburg im Jahr 2030 erneut geprüft werden sollte: So könnte der Radverkehr in Verlängerung des Weldenbahnradwegs auf dem Bahndamm geführt werden. Zumindest Fahrradfahrer müssten dann gar nicht an der Zimmerly-Kreuzung vorbei.

    Im Moment entwickelt sich im Gewerbegebiet nur wenig

    Stadtbaumeister Björn Nübel wies auf den hohen theoretischen Gehalt der Diskussion hin. Seit 2017 werde über den Umbau des Gewerbegebiets gesprochen, weil damals einzelne Eigentümer Druck in diese Richtung gemacht hätten. Doch egal, mit welchen Zahlen man in Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung rechne – "wir bekommen die gewünschte Nachverdichtung in den nächsten Jahren voraussichtlich ohnehin nicht hin", sagte er. Erst wenige Tage zuvor habe die Verwaltung mit Eigentümern aus dem Viertel gesprochen. Diese würden nicht in die vorgesehene Richtung planen.

    Der Ausschuss stimmte den Entwicklungsplänen am Ende bei einer Gegenstimme zu. Allerdings soll die Verkehrssicherheit unabhängig von der Leistungsfähigkeit der Zimmerly-Kreuzung nochmals eigens untersucht werden.

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