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Neusäß: Jugendfußballer lernen bei Defibrillator-Kurs, wie man Leben rettet

Neusäß

Jugendfußballer lernen bei Defibrillator-Kurs, wie man Leben rettet

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    Felix Kluger von der Feuerwehr Neusäß demonstriert den Ablauf einer Reanimation mit Defibrillator am Dummy.
    Felix Kluger von der Feuerwehr Neusäß demonstriert den Ablauf einer Reanimation mit Defibrillator am Dummy. Foto: Marcus Merk

    Es ist ein Szenario, in dem sich niemand gerne befinden möchte. Eine Person fällt um und steht nicht mehr auf. Um in dieser Situation schnell handeln zu können, hatte die Fußball-C-Jugend des TSV Neusäß mal ein etwas anderes Training. Es ging für einen Defibrillator-Kurs zur Feuerwehr Neusäß. Um die Jungs, die zwischen 13 und 15 Jahre alt sind, für das Thema zu begeistern, gab es unter anderem einen besonderen Lehrer.

    Viele Menschen sind in so einer Situation überfordert. Der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein liegt schon ein paar Jahre zurück und in der Theorie wissen zwar viele, was zu tun ist, doch schnell kommen Fragen auf. Schließlich weiß nicht jeder und jede noch, wie genau die stabile Seitenlage ging. Jugendliche haben das oftmals überhaupt noch nicht gelernt. Dabei zählt in so einem Moment jede Sekunde, "pro Minute nimmt die Überlebenschance um zehn Prozent ab", erklärt Felix Kluger, Ausbilder und First Responder bei der Feuerwehr Neusäß. Gemeinsam mit Andreas Weigel, Internist und Mannschaftsarzt des FCA, erklärt er den Jungs, was in so einer Situation zu tun ist.

    Erste Frage: Bewusstlosigkeit oder Herz-Kreislauf-Stillstand?

    In einem kurzen Vortrag zeigt Andreas Weigel zunächst den Unterschied zwischen einer Bewusstlosigkeit und einem Herz-Kreislauf-Stillstand auf. So erklärt er den Jungs, dass bei einer Bewusstlosigkeit die Person zwar nicht mehr reagiert, aber noch atmet und einen Puls hat. Das Herz schlägt also noch und die Person sollte in die stabile Seitenlage gebracht werden, um möglichst gut atmen zu können. Sollte die Person nicht mehr atmen, liegt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor, jetzt sind zwei Sachen wichtig, "eure Hände und falls vorhanden ein Defibrillator", erklärt Weigel. Grundsätzlich gilt dabei: 30-mal drücken und zweimal beatmen, wobei das Drücken deutlich wichtiger ist. Wie das dann in der Praxis aussieht, vor allem mit einem Defibrillator, macht Felix Kluger an einer Übungspuppe vor und Weigel beschreibt parallel, was genau passiert.  

    Damit die Jungs auch selbst lernen, wie es geht, leitet Kluger fließend in den praktischen Teil des Kurses über, indem er zu einem der Jungs sagt: "Mach mal bitte weiter, ich muss mal weg." Jetzt sind die Fußballer an der Reihe. Der Defibrillator gibt die ganze Zeit Anweisungen, was zu tun ist.

    Wenn das Gerät dann die Anweisung zum Schocken gebe, erklärt Felix Kluger den Jugendlichen, sollen sie, bevor sie den Knopf drücken, laut, "Achtung, weg vom Patienten, Schock", rufen und nur mit Blick zum Patienten auf den Knopf drücken. "Das ist mir wirklich wichtig, dass ihr das macht", sagt Felix Kluger den Jungs und erklärt weiter, "beim Schock werden bis zu 200 Joule freigesetzt, wenn dabei euer Kumpel daneben steht und den Patienten berührt, habt ihr, wenn es blöd läuft, danach zwei Patienten."

    Beim Üben am Dummy ist jeder einmal dran, der Defibrillator sagt dabei was zu tun ist.
    Beim Üben am Dummy ist jeder einmal dran, der Defibrillator sagt dabei was zu tun ist. Foto: Marcus Merk

    Bei einer Herzdruckmassage kann man nicht viel falsch machen

    Die jungen Fußballer sind fleißig mit dabei, nach und nach kommt jeder einmal dran. Es kommen auch immer wieder Fragen auf, wie tief sie beispielsweise drücken dürfen oder ob sie auch mal eine Pause machen können, da sie gemerkt haben, wie anstrengend eine Reanimation werden kann. Andreas Weigel und Felix Kluger erklären ihnen, dass sie bei der Herzdruckmassage nicht viel falsch machen können. Wichtig sei, dass sie drücken und dass sie keine Angst davor haben. Die Fachmänner erklären ihnen auch, dass sie keine Pause machen sollten, weil dann die Überlebenschance des Patienten deutlich abnehme. "In so einer Situation haltet ihr das, durch das Adrenalin, was euer Körper ausschüttet, deutlich länger aus", erklärt Weigel.

    Raimund Kremmer ist sportlicher Leiter der Jugend der Abteilung Fußball beim TSV und hat die Veranstaltung organisiert. "Mir ist es wichtig, dass die Jungs nicht nur lernen, wie man am besten gegen einen Ball tritt, sondern auch etwas für das alltägliche Leben lernen", erklärt Kremmer. Einmal pro Halbjahr möchte er solche Aktionen machen und dabei mit jeder Jugend etwas anderes, damit es altersgerecht bleibt. "Ich möchte dadurch auch die Sozialkompetenz der Jungs fördern", erzählt Kremmer. Dafür gibt es dann auch eine Belohnung. Mit der gesamten Truppe geht es direkt nach der Veranstaltung ins Titania, wo sie sich dann zusammen austoben können.

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