Immer mehr Wahlfächer stehen Schulen im Augsburger Land zur Verfügung. Eines davon ist das sogenannte Problemschach: mit konstruierten Schachrätseln lernen Schülerinnen und Schüler logisches und kombinatorisches Denken. Vor Kurzem stellte Gerald Ettel aus Meitingen im Ausschuss für Bildung und Kultus den Antrag, „Problemschach als Wahlfach“ an Schulen anzubieten. Denn wirklich angeboten wird das Fach bisher kaum. Der Problemschach-Architekt bedauert, dass die meisten Leute nicht wissen, was Problemschach sei und dass es kaum gefördert werde.
Ein weiters Beispiel für eine Problemschachaufgabe:
Das muss man sich so vorstellen: Angegeben ist immer eine Grafik, die aussieht wie ein Schachbrett. Mit ihrer Hilfe kann man erkennen, wo die Spielfiguren stehen müssen, etwa weißer Bauer auf f2, schwarzer König auf e5 und so weiter. Dabei müssen nicht alle Schachfiguren integriert sein, es kann auch eine Aufgabe nur aus 4 oder 5 Figuren bestehen. Des Weiteren gibt es eine Aufgabe, das könnte sein „Matt in zwei Zügen“. Hier wäre es die Aufgabe, den schwarzen König in zwei Zügen Matt zu setzen. Zu guter Letzt steht unter jedem Rätsel natürlich auch die Lösung. Konkret sieht das zum Beispiel so aus:
Aufgabe: Matt in 2 Zügen (schlagen Sie den schwarzen König in 2 Zügen)
Lösung: 1.f2f4+! Kxf4 2.Td3# (1. Zug weißer Bauer von f2 auf f4, der schwarze König schlägt den weißen Bauern und ist auf f4, 2. Zug weißer Turm zieht von d6 auf d3 und setzt somit den schwarzen König Schach Matt)
Die Schulen im Landkreis Augsburg dürfen selbst über ihre Wahlfächer entscheiden
Kristan Freiherr von Waldenfels, CSU-Abgeordneter im bayerischen Landtag, beschäftigte sich mit dem Antrag von Ettl. Er erklärt: „Problemschach fördert das kombinatorische und räumliche Denkvermögen.“ Es trainiere also das Denken, das man für das Schach Spielen benötige. Die Möglichkeit für Schulen, Problemschach als Wahlfach anzubieten, gebe es bereits. Den Schulen könne man aber nicht vorschreiben, welche Wahlfächer sie anbieten müssen, erklärt von Waldenfels. Der Antrag Ettls sei als erledigt abgeschlossen worden.
Günter Manhardt ist Schulleiter des Schmuttertal-Gymnasiums in Diedorf. Er befürwortet es, auch Wahlkurse anzubieten, die das Denken fördern. Neue Wahlkurse würden jedoch oft an mangelnden Kapazitäten scheitern. Die Budgets für Wahlkurse seien klein, so Manhardt. Dazu müsse sich auch eine Lehrkraft finden, die das Wahlfach anbieten kann und möchte. „Wenn wir Problemschach einführen, müssten wir dafür auf ein anderes Wahlfach verzichten“, sagt Manhardt.
Schach als Wahlfach läuft an der Realschule in Bobingen gut
An der Realschule in Bobingen gibt es bereits das Wahlfach „Schach“. Und es ist ein voller Erfolg. „Wir haben vor zwei Jahren im Rahmen des Bücherteams immer wieder kleine Schachturniere in der Pause angeboten und gemerkt, dass das Interesse enorm groß war“, teilt Anna Aunkofer, Organisatorin der Schulschach AG, mit. Die AG leiten zwei bereits pensionierte Schachclubmitglieder aus Wehringen. Zweimal jährlich gebe es ein schulinternes Schachturnier. Auch an dem Augsburger Schulschachturnier nehme die Schule teil. „In der AG wird jede Woche gespielt und Spielzüge eingeübt. Problemschach wird leider nicht angeboten“, erklärt sie. Die Schule sowie die Schüler und Schülerinnen sind froh, dass die Schach AG in dem Rahmen überhaupt stattfinden kann.
Ein ähnlicher Vorschlag traf auf wenig positive Resonanz
Der Vorschlag, Problemschach als Wahlfach anzubieten, erinnert an eine vergangene Debatte: Vor einigen Jahren wollte man Schafkopf als Wahlfach oder gar Unterrichtsfach etablieren. Dies funktionierte in der Praxis nur teilweise. Manhardt bedauert, dass an der Diedorfer Schule das Schafkopf-Angebot nicht gut angenommen wurde. Ein Wahlfach sei aufgrund von wenigen Anmeldungen bisher nicht zustande gekommen. Ganz vernachlässigen möchte er die Idee trotzdem nicht. Für einen Projekttag wäre Schafkopf noch möglich. Wenn das Interesse von Schülerseite besteht und ein Lehrer das Wahlfach Schafkopf anbieten möchte, würde der Schulleiter das unterstützen.
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