Viele der Hochwasserschäden in Dinkelscherben hätten verhindert werden können, hätte es am Katastrophentag vor sechs Wochen, dem 1. Juni, das Rückhaltebecken in Siefenwang bereits gegeben. Davon ist Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb weiterhin überzeugt. Ihm ist es nun gelungen, die beteiligten Grundstückseigentümer und das Wasserwirtschaftsamt sowie Landtagsabgeordnete Carolina Trautner (CSU) als Moderatorin und Vermittlerin, begleitet vom Vorsitzenden des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz im Bayerischen Landtag, Alexander Flierl (CSU), an einen Tisch zu bringen. Zwei wichtige Botschaften gab es am Ende nach den stundenlangen Diskussionen.
Und da ist zunächst jene, dass man vor allem aufseiten der Grundstücksbesitzer froh ist, wieder im Gespräch zu sein, noch gar nicht eingerechnet. Jahrelang habe man zuletzt auf ein weiteres Gesprächsangebot gewartet, so ein Vertreter der insgesamt 59 Grundstückseigentümer, die ihren Besitz abgeben müssten, damit das Rückhaltebecken Siefenwang mit einem Fassungsvermögen von 1.250.000 Kubikmeter Stauraum gebaut werden kann. „Damit hätten nicht alle Schäden in Dinkelscherben verhindert werden können, aber doch ein Großteil“, so Edgar Kalb. „An uns liegt es nicht, dass die Verhandlungen nicht weitergegangen sind“, so der Eigentümer nach der Sitzung. Bereits 2006 begannen Gespräche rund um das Becken. Und die seien doch auch noch denkbar einfach zu organisieren, da sich sämtliche Eigentümer von einem einzigen Anwalt vertreten ließen, so der Eigentümer.
Es gibt schon einen Zeitplan für den Bau des Rückhaltebeckens
Am Freitag saß man zumindest wieder an einem Tisch. Die Leiterin des Wasserwirtschaftsamts, Gudrun Seidel, hatte eine der beiden Botschaften dabei und das ist der Terminplan für den Bau des Rückhaltebeckens. So soll Anfang 2025 mit dem Bau begonnen werden, Mitte oder Ende 2026 sollen die Arbeiten dann abgeschlossen sein. Mit Umweltminister Thorsten Glauber (FW) sei der Zeitplan bereits abgestimmt, ergänzte Carolina Trautner.
Doch um mit dem Bau beginnen zu können, bleibt es bei der Notwendigkeit, die benötigten Grundstücke in den Besitz der öffentlichen Hand zu bekommen. Bei dem Termin im Dinkelscherber Rathaus sei es weder das Ziel noch möglich gewesen, die unterschiedlichen Preisvorstellungen von Wasserwirtschaftsamt auf Bieterseite und Eigentümern auszutauschen oder anzunähern, so Trautner. „Das ist in diesem Rahmen gar nicht möglich.“ Das soll an einem anderen Tag geschehen. Für den 12. August war bereits vor dem Treffen ein Termin für das Enteignungsverfahren im Landratsamt Augsburg angesetzt - und dabei bleibt es. Doch, und das ist die zweite Botschaft des Tages, dabei solle „eine einvernehmliche Lösung gefunden werden“, so Edgar Kalb.
Seit mehr als zehn Jahren könnte rein rechtlich gebaut werden
Einen Teil der Vorgeschichte des bald jahrzehntelangen Ringens um das Becken hatte Alexander Flierl kurz zusammengefasst. Bereits seit 2013 ist das Planfeststellungsverfahren für das Becken abgeschlossen, seit 2014 liegt zudem die wasserrechtliche Genehmigung vor. Landrat Martin Sailer und der bayerische Umweltminister Glauber hatten sich nach dem Hochwasser vom Juni dafür ausgesprochen, in solchen Fällen schneller zu Enteignungen zu kommen. Stattdessen soll der Termin im August nun dafür genutzt werden, sich gütlich zu einigen.
Der Vorschlag, der im Rathaus in Dinkelscherben nun offiziell festgehalten wurde: Den zum Großteil landwirtschaftlichen Eigentümern sollen im August Grundstücke zum Tausch angeboten werden. Der Zusmarshauser Bürgermeister Bernhard Uhl und der ehemalige zweite Bürgermeister von Dinkelscherben, Peter Kraus, stehen dafür als Vermittler zur Verfügung. Kraus will nun versuchen, im verbleibenden Monat ausreichend landwirtschaftliche Grundstücke in der Umgebung zu finden.
Peter Kraus übernimmt die Vermittlungen im Tauschgeschäft
Kraus übernimmt diese Aufgabe nicht zum ersten Mal: Ähnliche Vermittlungen hat er bereits vor dem Bau der Rückhaltebecken in Fleinhausen und Stadel sowie für das geplante Becken an der „kleinen Roth“ erfolgreich geführt. Die Arbeit sei nicht vergeblich gewesen, so Peter Kraus. „Das Becken in Fleinhausen war beim Juni-Hochwasser bis zur Oberkante gefüllt. Die Fleinhauser waren heilfroh, dass sie es hatten“, das sei sein Ansporn. Er habe solche eine Vermittlung schon vor Jahren angeboten, erst jetzt sei darauf eingegangen worden, sagt er. Die Grundstückseigentümer sehen den kommenden Wochen nun recht optimistisch gestimmt entgegen, sagt einer von ihnen.
Landtagsabgeordnete Carolina Trautner machte am Ende des Treffens deutlich, dass das Problem endlich gelöst werden müsse. Sie zumindest werde davon nicht mehr ablassen. Bürgermeister Edgar Kalb und sein Stellvertreter Ulrich Fahrner bereiten da lieber einen weiteren Joker vor: Sie planen eine Petition an den Landtag, um ihren Forderungen nach einer Lösung für das Rückhaltebecken Siefenwang weiteren Nachdruck zu verleihen. Beim Helferfest in ein paar Tagen sollen die Dinkelscherberinnen und Dinkelscherber das Schriftstück unterzeichnen können.
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