Auf dem Gedenkweg Kuno kommen Vergangenheit und Gegenwart jetzt noch besser zusammen: Direkt an Fundamentresten der früheren Flugzeugfabrik wurden jüngst Holzstelen mit Tafeln aufgestellt. Darauf finden sich historische Bilder und erklärende Texte. Besucher können sich so ein genaueres Bild vom Waldwerk machen.
Vor genau 80 Jahren wurde die Anlage im Scheppacher Forst zwischen Zusmarshausen, Burgau und Scheppach gebaut. Mit einfachen Mitteln entstanden versteckt im Wald Hallen und Baracken, in denen der Düsenjäger Me 262 in Serie gebaut wurde. Die montierten Flugzeuge sollten dann auf der kerzengeraden Autobahn in Richtung Westen starten. Etwa hundert Maschinen wurden im Waldwerk Kuno gebaut, ein Dutzend hob tatsächlich ab.
Waldwerk Kuno wurde vor 80 Jahre errichtet
Das Waldwerk errichteten vor 80 Jahren so genannte Ostarbeiter. Das waren Kriegsgefangene aus Russland oder der Ukraine. Sie bewegten das Erdreich, betonierten Fundamente und bauten die Hallen und Baracken auf. Mit dabei waren auch ältere Handwerker aus der Region, die nicht als Soldaten in den Krieg ziehen konnten. In nur wenigen Monaten entstand im Wald auf einer Fläche von mehreren Hektar eine komplette Flugzeugfabrik.
Jüdische KZ-Häftlinge mussten im waldwerk Kuno die Flugzeuge bauen
Nachts wurden dann fertige Bauteile ins Waldwerk gebracht. Für die Montage der Me 262 wurden jüdische KZ-Häftlinge aus Augsburg abkommandiert: Sie hatten bereits Erfahrungen im Flugzeugbau bei Messerschmitt in Augsburg gesammelt. Untergebracht waren sie im eigens errichteten KZ Burgau, einem Außenlager des KZ Dachau. Im März und April 1945 wurden dort noch 1000 jüdische Frauen eingesperrt - sie waren unter unbeschreiblichen Bedingungen in zwei Zugtransporten aus den Lagern Bergen-Belsen und Ravensbrück nach Schwaben transportiert worden. Die meisten Frauen kamen mehr tot als lebendig an. Wer sich noch auf den Beinen halten konnte, musste im Waldwerk arbeiten.
An die Geschichte des Waldwerks mit vielen Hintergründen erinnert seit einigen Jahren der Gedenkweg Kuno. Er startet am Parkplatz am Solarfeld und führt zu den wesentlichen Resten der Anlage. Deutlich zu erkennen ist beispielsweise der Montagegraben der ehemaligen großen Halle, in der die Flugzeuge wie am Fließband zusammengebaut wurden. „Die neuen Holzstelen sollen helfen, das Waldwerk noch besser zu verstehen“, sagt Hans-Peter Englbrecht, der zusammen mit Maximilian Czysz den Gedenkweg initiiert hat. Mit einigen Helfern und der Unterstützung der Bayerischen Staatsforsten wurden die Stelen jüngst aufgestellt. (AZ)
Info Der Gedenkweg ist frei zugänglich. Mehr Informationen gibt es online unter www.waldwerk-kuno.info. Im Museum Zusmarshausen ist außerdem eine Dauerstellung mit vielen Funden und einem Modell der Anlage zu sehen.
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