Der Schlag mit dem Hammer traf ihn aus heiterem Himmel. "Ich kam gerade von meiner Nachtschicht und war in München in den Zug eingestiegen", sagt der 34-Jährige, der am Samstag vor einer Woche auf dem Bahnsteig in Meitingen von einem Unbekannten mit dem Hammer niedergeschlagen wurde. Ersthelfer konnten den Täter jedoch schnell überwältigen und versorgten den Verletzten. Nun will er sich bei seinen Rettern bedanken. Exklusiv erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung, wie er den Überfall erlebt hat.
Es ist kurz vor 5.30 Uhr als der 34-Jährige in München am Hauptbahnhof in den Regionalexpress RE 80 Richtung Würzburg einsteigt. Seine Nachtschicht ist gerade vorüber. "Er hatte eigentlich gar keinen Dienst und ist nur für mich eingesprungen, weil ich krank war", sagt sein Kollege und guter Freund, der der Inhaber eines kleinen Unternehmens für Schädlingsbekämpfung ist. Die ganze Nacht lang war der 34-Jährige im Einsatz und will jetzt schnellstmöglich heim. "Mein kleiner Sohn hatte am nächsten Tag Geburtstag", sagt er. In einem Abteil in der Nähe der Toiletten findet er schließlich einen freien Platz und setzte sich. Dort sind in den Zügen des Bahnbetreibers Go-Ahead zwei Reihen gegenüber angeordnet. Auf die anderen Fahrgäste aber achtet der 34-Jährige kaum.
Hammerangriff am Bahnhof Meitingen: Mit dem Täter gab es keinen Kontakt im Zug
Nach mehr als einer Stunde ist das Ziel, der Bahnhof in Meitingen, fast erreicht. "Ich hatte mir auf dem Handy einen Film angeschaut und ein wenig in den Nachrichten gelesen", schildert das spätere Opfer die Fahrt. Froh, pünktlich um 6.40 Uhr endlich anzukommen, packt er seine Sachen zusammen und steigt aus dem Zug aus. "Es saßen noch einige andere Fahrgäste in dem Abteil, aber besonders aufgefallen ist mir niemand", erinnert er sich. Der 33-Jährige, der ihn nur wenige Sekunden später mit dem Hammer niederschlagen wird, sei ihm zwar gegenübergesessen, Kontakt mit ihm hätte es aber nicht gegeben.
"Ich kann mich kaum noch an den Mann erinnern", sagt er. Er habe sich zuvor weder mit dem Täter unterhalten oder gar gestritten und ihn nicht einmal flüchtig gekannt. "Ich ging dann auf den Bahnsteig als mich aus heiterem Himmel der Schlag auf den Kopf getroffen hat", sagt er. Sofort sei er zusammengebrochen und zunächst bewusstlos gewesen. Was um ihn herum passierte, habe er kaum mitbekommen. "Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich mit der Hand an meinen Kopf und alles war voller Blut." Panische Angst, seine beiden Kinder nicht mehr wiederzusehen, hätte sich in ihm breit gemacht. "Ich mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn er noch einmal mit dem Hammer zugeschlagen hätte", sagt er. Umso dankbarer war er, dass mutige Ersthelfer den Täter sofort entwaffnen konnten und ihn bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes versorgten. Als die Sanitäter eintrafen, habe er sogar wieder Stehen können.
Am Bahnhof Meitingen mit Hammer attackiert: Platzwunde wurde mit mehreren Stichen genäht
Mit Blaulicht wurde der 34-Jährige sofort ins Krankenhaus gefahren. "Auch daran kann ich mich kaum noch erinnern", sagt er. Seine Gedanken aber wanderten immer wieder zu seiner Familie. Vom Krankenhaus aus konnte er dann telefonisch Kontakt mit seinen Angehörigen aufnehmen und schildern, was ihm widerfahren ist. "Das war natürlich ein riesengroßer Schock für alle." Glücklicherweise hatte der Schlag mit dem Hammer nur eine große Platzwunde am Kopf verursacht, die mit mehreren Stichen genäht werden musste. Eine Schädelfraktur aber konnte nach entsprechenden Untersuchungen ausgeschlossen werden. "Ich wollte daher noch am gleichen Tag wieder heim, damit ich am nächsten Tag beim Geburtstag meines Sohns dabei sein konnte", sagt er. Über den Berg aber ist der 34-Jährige noch lange nicht.
"Ich habe seit Tagen schon so starke Kopfschmerzen, wie noch nie", beschreibt er seinen momentanen Zustand. Phasenweise gehe es ihm zwar wieder besser, doch immer wieder kommen die Attacken in Schüben zurück. Der 34-Jährige ist immer noch ratlos, warum ausgerechnet er Ziel des brutalen Angriffs wurde. "Ich war wahrscheinlich nur ein Zufallsopfer", glaubt er. Die Schmerzen und die panische Angst, als er wehrlos nach dem Hammerschlag am Boden lag und um sein Leben fürchtete, werden im Laufe der Zeit vielleicht nachlassen. Die dicke Narbe aber, die Zeugnis des brutalen Anschlags ist, wird er ein Leben lang behalten.
- Der 34-Jährige möchte sich nun bei den Ersthelfern, die den Täter überwältigen konnten und ihn nach seinem Niederschlag Erste Hilfe leisteten, gerne bedanken. Er würde sich freuen, wenn sich diese an die Redaktion unserer Zeitung wenden, damit er persönlich mit seinen Rettern Kontakt aufnehmen kann. Wer bei dem Überfall dabei war, wird daher gebeten sich telefonisch unter der Nummer 0821/29821-40 oder per Mail an redaktion.landbote@augsburger-allgemeine.de zu melden.