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Meitingen: Erstmals steht eine Frau an der Spitze des Betriebsrats von SGL Carbon

Meitingen

Erstmals steht eine Frau an der Spitze des Betriebsrats von SGL Carbon

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    Ist jetzt Betriebsratsvorsitzende bei der SGL: Birgit Burkert.
    Ist jetzt Betriebsratsvorsitzende bei der SGL: Birgit Burkert. Foto: Marcus Merk

    Das gab es noch nie bei der SGL Carbon in Meitingen: In Birgit Burkert steht nun eine Frau an der Spitze des Betriebsrats. Als "Chefin" möchte sich die 48-Jährige, die mit ihrem Mann in Westendorf lebt, nicht bezeichnen. Stattdessen sieht sie die drei freigestellten Betriebsräte - Markus Stettberger, der bis zu den Neuwahlen der Betriebsratsvorsitzende war und nun Stellvertreter ist, Helmut Jodl, der Stellvertreter war, und sich selbst als Betriebsratsvorsitzende - gleichberechtigt und als Teil des Teams der Betriebsräte, von denen es 15 an der Zahl gibt. Geht es darum, für die Belegschaft mit dem Unternehmen neue Vereinbarungen zu verhandeln, fungiert die 48-Jährige nun als "Sprachrohr des Betriebsrats". Die Entscheidungen im Vorfeld werden im Ratsgremium gefällt.

    Birgit Burkert selbst gehört bereits seit den Wahlen im Jahr 2006 ins Betriebsrat-Team. Von 2006 bis 2010 war sie Ersatz-Mitglied, seit 2010 ist sie "ordentliches" Mitglied, wie es im Fachjargon heißt. Im Jahr 2018 entschied sich Birgit Burkert dazu, als freigestellte Betriebsrätin noch mehr Zeit auf ihr Amt zu verwenden und kehrte dem Labor den Rücken. Eben dort hat sie im Jahr 1998 als Chemielaborantin bei SGL Carbon begonnen und die Weiterbildung zur Technikerin absolviert.

    Bei SGL Carbon in Meitingen gibt es 15 Betriebsräte

    Die 15 von der Belegschaft gewählten Mitglieder des Betriebsrats verteilen ihre Aufgaben nach den individuellen Kompetenzen unter sich, erklärt die neue Betriebsratsvorsitzende. Doch im Grunde haben sie alle ein Ziel und eine Aufgabe: "Wir verstehen uns als Sprachrohr für die Mitarbeiter in Richtung Unternehmen." Die Themen, die dabei bei der Betriebsratsvorsitzenden auf dem Tisch landen, könnten unterschiedlicher nicht sein.

    Schwierigkeiten mit Führungskräften, Entgelt und Alterszeitverträge sind einige Schwerpunkte. Wenn es darum geht, für die gesamte Belegschaft Konditionen auszufechten, gilt es Betriebsvereinbarungen zu schließen. Wie lange es dauert, bis es dazu kommt, ist abhängig von der Thematik "und kann zwei Wochen oder zwei Jahre dauern", berichtet Birgit Burkert. Eines der mitunter aktuellsten Themen ist das mobile Arbeiten, das durch die Corona-Pandemie deutlich Bedeutung gewonnen hat. In diesem Zusammenhang ist der Betriebsrat beispielsweise auch bei der Einführung von IT-Systemen involviert, "wenn es um Systeme geht, die eine Kontrolle der Mitarbeiter ermöglichen".

    SGL: Wie geht es mit dem Standort in Meitingen weiter?

    Die Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Produktion habe während der Hochzeit der Corona-Pandemie sehr gelitten, berichtet Birgit Burkert und schreibt die Verbesserung dieser Situation auf die Liste ihrer Ziele. Zudem ist der Standort der SGL in Meitingen ein Dauerthema. Wie kann er optimal genutzt werden? Der Ausbau eigener Produktionskapazitäten wäre ein Wunsch. Die Alternative wäre, Fremdfirmen zu gewinnen und die bestehende Infrastruktur zu nutzen, erklärt Birgit Burkert.

    Auch die schwierigen Themen in ihrem Job - beispielsweise, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Angebote unterbreitet werden, um über ein Freiwilligenprogramm aus dem Betrieb auszuscheiden - scheut die 48-Jährige nicht. Schließlich ist auch das ihre Aufgabe als Betriebsratsvorsitzende. Neben Fachschulungen, die die Mitglieder des Betriebsrats bekommen, würden sie immer stärker auch auf den Umgang mit Krisensituationen vorbereitet, berichtet Birgit Burkert und erklärt: Resilienz, also die psychische Widerstandskraft und die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu meistern, werde in diesem Zusammenhang ein immer wichtigeres Schlagwort.

    Betriebsratswahl: 368 Stimmen für Birgit Burkert

    Ihren ganz persönlichen Ausgleich findet Birgit Burkert in ihrem Familien- und Freundeskreis und im Austausch mit Mitgliedern der Gewerkschaft, wo die 48-Jährige ebenfalls aktiv ist. Im Arbeitskreis Frauen sei natürlich darüber gejubelt worden, dass Birgit Burkert zur Betriebsratsvorsitzenden wurde. Da die meisten Stimmen (368 von 596) auf die 48-Jährige entfielen, wurde sie von den Mitgliedern des Betriebsrats zur Vorsitzenden gewählt. Auch der Austausch mit anderen Betriebsratsmitgliedern helfe sehr. Privat findet man Birgit Burkert oft in der Natur, in den Bergen und beim Radfahren. In ihrem Wohnort, in Westendorf, engagiert sie sich für den Naturschutz.

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