Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Meitingen: Lech-Stahlwerke roden Lohwald bei Meitingen trotz offener Klagen

Meitingen

Lech-Stahlwerke roden Lohwald bei Meitingen trotz offener Klagen

    • |
    Ein einzelner Harvester pflügt am Montag noch einsam durch den Lohwald. Es sind die letzten artenschutzrechtlichen Maßnahmen, die noch durchgeführt werden müssen.
    Ein einzelner Harvester pflügt am Montag noch einsam durch den Lohwald. Es sind die letzten artenschutzrechtlichen Maßnahmen, die noch durchgeführt werden müssen. Foto: Marcus Merk

    Die Rodungsarbeiten im Lohwald haben den Bund Naturschutz (BN) und die Klimaaktivisten kalt erwischt. 5,6 Hektar des Bannwalds sind am Wochenende für die geplante Erweiterung der Lech-Stahlwerke gefällt worden. "Und das, obwohl gegen den Bebauungsplan am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gleich drei Klagen anhängig sind", ärgert sich Ingo Blechschmidt vom Aktionsbündnis "Wald statt Stahl". Der Regionalreferent des BN, Thomas Frey, findet noch deutlichere Worte und spricht gar von einer "perfiden Aktion" und "Watschen für die engagierte Bürgerschaft". Doch auch die scharfe Kritik kann an der Situation nun nichts mehr ändern.

    Ein einzelner Harvester pflügt am Montag noch einsam durch den Lohwald. Das Knacken, wenn der Holzvollernter einen Stamm fällt, ist im Regen kaum zu hören. Es sind die letzten artenschutzrechtlichen Maßnahmen, die nach der zuvor konzertiert durchgeführten Aktion noch durchgeführt werden müssen. Auf der anderen Seite des Walds, dort wo die Waage für die Lastwagen steht, sind zwei Kräne im Einsatz. Fein säuberlich werden die gerodeten Stämme gestapelt und das Geäst zu großen Haufen zusammengetragen. "Das war`s dann wohl mit dem Bannwald", sagt ein Spaziergänger, der mit seinem Hund auf dem Feldweg eine Gassirunde dreht, und schüttelt den Kopf. Auch er kann nicht verstehen, dass trotz des rechtlich besonderen Schutzes Teile des Bannwalds nun gerodet worden sind.

    Erlaubnis für Rodung des Lohwalds wurde automatisch erteilt

    "Wir sind stinkesauer", sagt Frey und sieht nach den nun geschaffenen Fakten sämtliche Bemühungen für den Erhalt "ad absurdum" geführt. Bürgermeister Michael Higl hat bereits vergangene Woche von den geplanten Rodungen erfahren. Nachdem der Bebauungsplan in Kraft getreten ist, habe Baurecht bestanden, sagt er. Da sämtliche artenschutzrechtliche Voraussetzungen und auch die vereinbarten Ersatzpflanzungen von 23 Hektar erfüllt wurden, sei die Rodungserlaubnis automatisch erteilt worden. "Die Bedingungen dafür waren erfüllt und somit waren wir als Marktgemeinde bei dieser Entscheidung raus", erklärt Higl. Die Lech-Stahlwerke hätten ihn daher lediglich vor wenigen Tagen informiert, dass die Fällungen nun beginnen. Kritik der Klimaaktivisten, dass es sich dabei um eine Nacht-und Nebelaktion gehandelt habe, um klammheimlich Fakten zu schaffen, will Higl so nicht stehen lassen.

    Fein säuberlich werden die gerodeten Stämme gestapelt und das Geäst zu großen Haufen zusammengetragen.
    Fein säuberlich werden die gerodeten Stämme gestapelt und das Geäst zu großen Haufen zusammengetragen. Foto: Marcus Merk

    "Der Rodungszeitpunkt Oktober ist in den Auflagen zum Fledermausschutz fixiert, während der Diskussion um den Bebauungsplan wurde auch bereits in öffentlichen Erklärvideos darauf hingewiesen, dass der frühestmögliche Rodungstermin Ende 2022 sein könnte", teilt Higl in einem Informationsschreiben mit, das am Montag auch der Marktgemeinderat erhielt. BN-Referent Thomas Frey sieht sich dennoch getäuscht. "Wir sind davon ausgegangen, dass frühestens im Herbst 2024 mit den Rodungen begonnen wird", sagt er und ärgert sich, dass offenbar auch die Regierung von Schwaben kurzfristig die Fällungen abgesegnet hätten. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt die Behörde ihr Vorgehen.

    Freie Wähler kritisieren Klima-Aktivisten

    "Die Regierung von Schwaben hat mit Bescheid vom 17. Oktober die artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung für die Rodung eines Teilareals (...) erteilt", heißt es seitens der Pressestelle. Eine artenschutzrechtliche Ausnahme behandle nach der gesetzlichen Systematik allein die Fragestellung, ob Verbotstatbestände des besonderen Artenschutzes verletzt werden und ob im Hinblick auf den besonderen Artenschutz ggf. eine Ausnahme erteilt werden könne. "Ob weitere Genehmigungen erforderlich sind, wird in diesem Verfahren nicht geprüft", so die Regierung von Schwaben. Eine ähnliche Position vertreten die Freien Wählern.

    „Weil die Lech-Stahlwerke zwischenzeitlich wie vereinbart 23 Hektar neuen Wald gepflanzt hat, haben sie nun das vertraglich zugesicherte Recht, fünf Hektar zu roden", sagt Fabian Mehring und kritisiert stattdessen die Klimaaktivisten. "Ich finde es bedenklich, wenn Unternehmen in unserer Heimat heutzutage Polizeischutz brauchen, um vertraglich vereinbarte Maßnahmen umsetzen zu können, für die sie bereits nachweislich in Vorleistung gegangen sind. “ In der Tat waren Samstagnacht einige Kräfte der Polizeiinspektion Gersthofen im Einsatz. Allerdings nicht, um die Waldarbeiter zu schützen, sondern aus anderen Gründen, wie eine weitere Nachfrage unserer Zeitung ergab.

    Rodung für Lechstahl-Erweiterung: Alles blieb friedlich

    "Es waren drei Aktivisten vor Ort, die sich vollkommen friedlich verhielten", teilt ein Sprecher der Polizei mit. Die Einsatzkräfte hätten ihnen sogar erlaubt, auf Wunsch eine Versammlung abzuhalten oder den Lohwald für Fotos zu betreten. "Darauf haben sie aber verzichtet und wir haben dann lediglich im Zuge der Gefahrenabwehr darauf geachtet, dass niemand Unbefugtes während der Baumfällarbeiten den Wald betritt", so die

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden