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Meitingen: Eulen, Eidechsen & Co. geben bei Lechstahl-Erweiterung das Tempo vor

Meitingen

Eulen, Eidechsen & Co. geben bei Lechstahl-Erweiterung das Tempo vor

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    Dem städtebaulichen Vertrag und dem Bebauungsplan für eine Erweiterung der Lechstahlwerke im Lohwald (rechts) hat der Meitinger Gemeinderat jetzt zugestimmt.
    Dem städtebaulichen Vertrag und dem Bebauungsplan für eine Erweiterung der Lechstahlwerke im Lohwald (rechts) hat der Meitinger Gemeinderat jetzt zugestimmt. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Jahrelang beschäftigt sich der Meitinger Gemeinderat bereits mit diesem Thema. Nun ist es geschafft, der Weg zur Erweiterung des Lech-Stahlwerks im Meitinger Ortsteil Herbertshofen ist geebnet. Im ersten Teil einer Doppelsitzung haben die Markträte jetzt mehrheitlich dem sogenannten Städtebaulichen und Grundabtretungsvertrag zugestimmt und die Satzung zum betreffenden Bebauungsplan verabschiedet. Doch der endgültige Erfolg hängt von etwas anderem ab.

    Die von Lech-Stahl gewünschte Werkserweiterung soll im Süden des bestehenden Firmengeländes erfolgen, wo sich momentan ein Waldstück, der Lohwald, befindet. Mit einer Fläche von rund 17 Hektar beansprucht die Erweiterung knapp die Hälfte des Waldes zwischen dem bestehenden Stahlwerk und der Zubringerstraße zur neuen B2. Sah es für manche Bedenkenträger anfangs so aus, als würden die Stahlwerker die Säge auspacken, den Wald umschneiden und losproduzieren, wurde in den vergangenen Jahren vieles eingearbeitet, vor allem beim Naturschutz.

    Erfolg der Meitinger Naturmaßnahmen abwarten

    Auch wenn die "bürokratischen" Schritte zur Werkserweiterung nunmehr getan sind, so wird es noch einige Zeit dauern, bis statt des annähernd halbierten Lohwaldes Industrieanlagen das Bild bestimmen. Zunächst, so Bürgermeister Higl, müsse sich der bereits begonnene Umbau der Natur des Lohwaldes bestätigen: Es muss gutachterlich nachgewiesen werden, dass Pflanzen und Tiere ihre neuen Lebensräume entdeckt, erreicht und angenommen haben. Das betrifft Eidechsen ebenso wie Fledermäuse und Eulen oder den Schmetterling Wald-Wiesenvögelchen.

    Damit es ihnen in der Nachbarschaft des Stahlwerkes gefällt, wurden bereits im Vorfeld des aktuellen Vertragsabschlusses verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Gegenüber dem Stahlwerk soll westlich der Bundesstraße 2 ein komplett neuer Wald entstehen, entsprechende Pflanzen wurden schon eingesetzt. Im verbleibenden Teil des Lohwaldes wurden unter anderem Totholzpyramiden für Insekten geschaffen, Nistkästen aufgehängt oder ein Eidechsenhabitat angelegt.

    Wege für Menschen im neuen Meitinger Lohwald

    Übrigens soll der "neue" Lohwald nicht nur der Tierwelt dienen. Für die Menschen sollen geeignete Wege entstehen oder aufgewertet werden. Sämtliche Wege im Lohwald werden in das Eigentum des Marktes Meitingen überführt. Erst wenn in einigen Monaten vom Naturschutz das O. K. kommt, dürfe Lech-Stahl - wie den Bürgern zugesichert - mit dem Roden des Waldes beginnen. Aber auch nur einen ersten Teil der gesamten künftigen Werksfläche. Eine "Rodung auf Vorrat" werde es nicht geben, erinnerte Bürgermeister Hilgl an ein weiteres Versprechen aus der Planungszeit des Vorhabens. Erst wenn die zuerst gerodete Fläche "aufgebraucht" ist, darf das Roden der nächsten Parzelle angegangen werden.

    Mehrheitlich und nicht einstimmig fiel das Votum für den Städtebaulichen und Grundabtretungsvertrag sowie den Bebauungsplan aus, weil die dreiköpfige Fraktion der Grünen ihre Zustimmung versagte. Gemeinderätin Annemarie Probst bezeichnete zwar den nun vorliegenden Vertrag als gut, die Verbesserungen gegenüber den ersten Planungen seien großenteils der unermüdlichen Arbeit der Bürgerinitiativen geschuldet. Ihre Gruppierung lehne die Werkserweiterung in der geplanten Form aber nach wie vor ab.

    Von einer "Win-win-win"-Situation sprach Florian Möckl von der Fraktion CSU/JBU. Die drei Gewinner seien das Lech-Stahlwerk, das sich nun erweitern könne, es seien die Meitingerinnen und Meitinger, die mehr und besseren Wald erhielten als bisher und es seien all diejenigen, denen an der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen am Ort gelegen sei.

    Im Vorfeld auf den Prüfstand gestellt

    Fraktionssprecher Robert Hecht von den Freien Wählern stellte fest, dass man mit dem jetzt Erreichten gut leben könne, nachdem man im Vorfeld alles auf den Prüfstand gestellt habe. Fraktionskollege Fabian Mehring sprach von einem "kommunalpolitischen Lehrstück". Für die SPD-Fraktion begründete Anton Bier die Zustimmung damit, dass die Beteiligten, allen voran die Meitinger Verwaltung, gut und zielführend zusammengearbeitet hätten. Die Redner, auch Bürgermeister Michael Higl, hoben lobend die außerordentliche Arbeit der Meitinger Bauverwaltung, insbesondere die von Bauamtsleiter Thomas Dahlmann, hervor. Der habe mit dem nun vorliegenden, tausende Seiten umfassenden Vertrag sein "baurechtliches Lebenswerk" vorgelegt (Mehring).

    Gleich mehrere Vertreter von Lech-Stahl hatten die Gemeinderatssitzung besucht. Sie zeigten sich erfreut, dass nun Rechtssicherheit herrsche und man die vorgesehenen Veränderungen im Werk konkreter angehen könne. Werksleiter Martin Kießling erklärte, dass auf den neuen Flächen verschiedene Werksteile Platz finden sollen, weswegen es Hallen ebenso geben werde wie Lagerplätze, Bürogebäude oder Werkstätten. Möglicherweise als Erstes werde ein Materialrecycling von Stahlwerk-spezifischen Stoffen wie Kalk neu aufgebaut, was dem Vorhaben des "klimaneutralen Stahlwerks 2040" dienen soll.

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