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Meitingen: Lech-Stahlwerke sollen künftig in Herbertshofen einheizen

Meitingen

Lech-Stahlwerke sollen künftig in Herbertshofen einheizen

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    Abwärme aus der Produktion der Lech-Stahlwerke könnte künftig zahlreiche Haushalte in Herbertshofen heizen.
    Abwärme aus der Produktion der Lech-Stahlwerke könnte künftig zahlreiche Haushalte in Herbertshofen heizen. Foto: Marcus Merk

    Große Mengen Abwärme vom Stahl-Schmelzen verdampfen immer wieder aus den Lech-Stahlwerken (LSW) südlich von Herbertshofen in die Umgebung. Könnte man diese Wärme nicht nutzen, zum Heizen etwa? Genau dies hat jetzt die Firma GP Joule – ein Unternehmen aus dem benachbarten Buttenwiesen, mit welchem unter anderem auch die Gemeinde Gablingen zusammenarbeitet, für die Herbertshofer vor. Im Stahlwerk soll die Wärme erfasst, in eine noch zu bauende Heizzentrale geleitet und dort für ein Wärmenetz aufbereitet werden. Aus dem Meitinger Marktgemeinderat wurde Zustimmung signalisiert, dem Unternehmen für den Mut gedankt und gleichsam der Ball zurückgespielt. 

    Vorbereitende Absprachen zu einem Vertrag über die Wärmegewinnung mit LSW seien erfolgt, skizzierte Projektleiter Tizian Freytag von GP Joule im Marktgemeinderat. Nach seinen Worten stünden in der Industrieanlage bis zu 16.000 Kilowattstunden (kW) nutzbare Abwärme an – was für „mehrere Orte der Größe Herbertshofens reichen würde“. Davon gedenke GP Joule rund 2500 kW zu erfassen. Diese Menge würde ausreichen für 325 Häuser – rund der Hälfte in Herbertshofen – plus mehrere Unternehmen im Gewerbegebiet. 

    Plan B für Werksstillstand in Meitingen

    Für Zeiten eines Werksstillstandes währen Ferienzeiten, Betriebsurlaubs oder Schwachlastzeiten in der Produktion würde GP Joule Vorbereitungen treffen. Dazu zähle der Bau eines thermischen Großspeichers. Wärme, so Freytag, lasse sich im Gegensatz zu Elektrizität derzeit wesentlich kostengünstiger speichern. Zudem seien eine Hackschnitzelheizung als Puffer geplant und eine – möglicherweise – gasbetriebene Anlage für eventuell auftretende Spitzenlasten bei der Wärmeabnahme. Selbst für den Fall einer Produktionsstilllegung werde man Vorbereitungen treffen, so Freytag. Ein entsprechendes Vertragswerk sehe eine Pflicht zu derart frühzeitiger Vorinformation für sein Unternehmen vor, dass GP Joule rechtzeitig für eine Ersatz-Wärmequelle sorgen könnte. 

    Eine generelle Zustimmung aus dem Marktgemeinderat durfte Freitag als Motivationshilfe für das Projekt entgegennehmen. Anton Büchele (CSU/JBU) und Robert Hecht (Freie Wähler: „genial“ – „überfällig“) erinnerten daran, dass es immer wieder Überlegungen gegeben habe, die Abwärme des Stahlwerks zu nutzen, dass diese aber wegen der Entfernung zwischen dem Werk und der Herbertshofer Wohnbebauung nicht über Überlegungen hinauskam. Auch Annemarie Probst (Grüne) und Matthias Mark (SPD) zeigten sich durchaus angetan von der Idee. Mitentscheidend werde sein, welchen Preis pro Kilowattstunde Wärme die Firma – im Vergleich zum derzeitigen Brennstoffpreis – bei ihren Kunden aufrufen wolle. 

    Was die betroffene Häuslebesitzer in Herbertshofen von der Idee halten, ob sie im größeren Stil bereit sind, sich von Elektro-, Holz-, Kohle-, Öl- oder Gasheizung zu trennen und auf Nahwärme zu setzen, das zu erfragen ist nun der nächste Schritt, den es für GP Joule zu gehen gelte, so Freytag. Im Frühjahr 2024 könnte die Akquise im Ort beginnen. In seinen ersten Darstellungen zum Projekt war Freytag von einer Beteiligung etwa jedes zweiten Gebäudebesitzers in Herbertshofen, also rund 325 Gebäuden, ausgegangen. 

    Zwei Kilometer im Jahr sind in Herbertshofen zu schaffen

    Sollte die Wirtschaftlichkeitsberechnung ebenso positiv ausfallen wie die anschließenden Anträge auf den Bau einer Heizzentrale, könne man mit dem Bau des Leitungsnetzes beginnen. Da jährlich etwa rund zwei Kilometer – inklusive Hausanschlüsse – zu schaffen seien, werde es rund fünf Jahre dauern, bis sämtliche anschlusswilligen Herbertshofer am Nahwärmenetz hängen. 

    Freytag stellte auch ein geplantes Projekt seiner Firma für den Meitinger Ortsteil Waltershofen vor. Nachdem es dort kein Stahlwerk anzuzapfen gebe, soll dort mit einer mächtigen Luft-Großwärmepumpe gearbeitet werden. Diese solle ihre Betriebsenergie aus einer Freiflächen-Photovoltaikanlage unmittelbar am westlichen Ortsrand beziehen. Gerade dies erwies sich bei der Vorstellung des Projekts im Gemeinderat als Knackpunkt. 

    Die Fläche, insgesamt annähernd sechs Hektar, war laut einem vorangegangenen Beschluss des Marktrates für Ackerbau vorbehalten worden, nicht zuletzt, um irgendwann für (Wohn)Bebauung zur Verfügung stehen zu können. Sowohl Bürgermeister Michael Higl als auch die Sprecher der Fraktionen wiesen darauf hin. Freitag erklärte, dass die PV-Anlage nicht in unmittelbarer Nähe zur Großwärmepumpe stehen müsse. In Waltershofen könnte es ähnlich laufen wie in Herbertshofen: Zunächst prüft die Firma das Interesse der Hausbesitzer, um anschließend mit dem Markt Meitingen die Bedingungen für den Bau der Anlagenteile auszuloten.

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