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Meitingen: Kundgebung in Meitingen: Beschäftigte bangen um Zukunft der Lech-Stahlwerke

Meitingen

Kundgebung in Meitingen: Beschäftigte bangen um Zukunft der Lech-Stahlwerke

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    An die 350 Beschäftigte der Lech-Stahlwerke demonstrierten am Montag für einen Strompreisdeckel. Sie bangen um die Zukunft ihres Arbeitgebers.
    An die 350 Beschäftigte der Lech-Stahlwerke demonstrierten am Montag für einen Strompreisdeckel. Sie bangen um die Zukunft ihres Arbeitgebers. Foto: Marcus Merk

    Der Lärm der Trillerpfeifen und Ratschen ist ohrenbetäubend. Die Stahlwerker protestieren im Herzen von Meitingen. "

    Schon seit Monaten herrscht in dem Stahlwerk in Herbertshofen Ausnahmezustand. Produziert wird, wenn es günstigen Strom aus erneuerbaren Quellen gibt, ansonsten ist der Ofen aus. Die Fünf-Tages-Prognose der Strombörse und der Wetterbericht sind für Stahlwerk-Manager Martin Kießling zurzeit mit die wichtigsten Daten. Denn sie entscheiden, ob produziert werden kann. Am Montag arbeitete im Werk trotz der Protestversammlung eine kleine Besatzung - einen Strompreis von 250 Euro für die Megawattstunde wollte Kießling sich nicht entgehen lassen. Das spare dem Werk eine halbe Million Euro, sagte der Manager gegenüber unserer Redaktion.

    "Wir sind an einem Punkt angekommen, wo es nicht mehr reicht": Lechstahl-Manager Martin Kießling.
    "Wir sind an einem Punkt angekommen, wo es nicht mehr reicht": Lechstahl-Manager Martin Kießling. Foto: Marcus Merk

    Auf der Protestkundgebung trägt der Manager eine LSW-Jacke über dem blauen Anzug und dankt den Beschäftigten zunächst für ihre Flexibilität. Er sagt aber auch: "Wir sind an einem Punkt angekommen, wo das nicht mehr reicht." Für den Januar sind Preise von 720 Euro die Megawattstunde aufgerufen und "dann ist es vorbei", wie Kießling gegenüber unserer Redaktion sagte. Die Kunden aus der Autoindustrie würden die daraus resultierenden Stahlpreise nicht bezahlen, schon jetzt seien sie dabei, sich nach Alternativen umzuschauen. Im Geschäft mit Baustahl sei das Herbertshofer Stahlwerk schon chancenlos gegen die Konkurrenz aus der Türkei oder Algerien - trotz eines 25-prozentigen Strafzolls, der die heimische Produktion schützen soll. Manager Kießling hofft nun auf die Bundesregierung. Sie müsse ähnlich wie in Spanien eingreifen und den Strompreis deckeln, damit man irgendwie über den Winter komme.

    Für eine Senkung der Steuern auf Energie sprach sich der FW-Landtagsabgeordnete Fabian Mehring aus, zudem müsse man Atomkraftwerke länger am Netz lassen und Kohlekraftwerke wieder aktivieren. "Eine Stahlproduktion nach Wetterlage kann nicht unser Anspruch sein." Meitingens Bürgermeister Michael Higl (CSU) bekundete seine Solidarität: "Wir müssen was tun, sonst ist der ganze Standort gefährdet."

    Stahlpreise bremsen sozialen Wohnungsbau aus

    Eine wettbewerbsfähige Stahlherstellung im eigenen Land aber sei wichtig. Als Aufsichtsratschef einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft erlebt Higl derzeit hautnah mit, wie die Preise für

    Wobei es längst nicht mehr nur um den Stahl geht, wie mehrere Beispiele aus dem Augsburger Land zeigen. Den Automobilzulieferer Borscheid und Wenig mit seinen Standorten in Diedorf und Gersthofen haben die hohen Energiepreise mit in die Insolvenz getrieben, im Gersthofer Industriepark ist die Stimmung seit Monaten düster. Für die dortigen Chemieunternehmen mit ihren rund 1200 Beschäftigten sind Gas und Strom unverzichtbar.

    Energiekrise bringt Betriebe im Augsburger Land ins Schlingern

    120 Gigawatt Gas und 220 Gigawatt Strom werden jedes Jahr im Gersthofer Industriepark verbraucht - so viel wie eine mittelgroße Stadt. Die momentane Situation? "Es wird für die Produktion immer enger", so eine Unternehmenssprecherin. Irgendwann komme der Zeitpunkt, an dem die Preissteigerungen für Energie nicht mehr an die Kunden weitergegeben werden könnten.

    Längst hat die Krise alle Branchen erfasst. Einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer zufolge wirkt sich die Energiekrise insbesondere durch gestiegene Kosten (98 Prozent der Befragten) und Ausfälle in den Lieferketten (44 Prozent) auf die Unternehmen aus. Jedes vierte Unternehmen sieht sogar sein Geschäftsmodell durch die Folgen bedroht.

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