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Meitingen: Warum diese Frauen Sterbende im Hospiz begleiten wollen

Meitingen

Warum diese Frauen Sterbende im Hospiz begleiten wollen

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    In den letzten zehn Jahren haben fünf Ausbildungen für ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen stattgefunden.
    In den letzten zehn Jahren haben fünf Ausbildungen für ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen stattgefunden. Foto: Lebender

    Stolz halten Marianne Ziegler, Severine Gerber, Hannelore Ritzka, Stephanie Schütze, Heike Lang, Viktoria Kletti, Gerda Klügl und Rosmarie Gumpp ihre Zertifikate in Händen, die sie in der katholischen Kirche St. Wolfgang in Meitingen erhalten haben. Erfolgreich haben sie die Ausbildung zu ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen absolviert und sich im Seniorenbüro zusammengefunden, um den Kurs noch einmal Revue passieren zu lassen und die lobenden Worte zu genießen, die Helmut Wech fand, der als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Sozialstation Meitingen und Umgebung an der Veranstaltung teilnahm.

    Für Severine Gerber war die Ausbildung zur Hospizbegleiterin ein Schritt „back to the roots“, erklärt die 47-Jährige aus Meitingen. Bereits als Kind, im Alter von 13 Jahren, habe sie gern den Sonntagsdienst im Krankenhaus übernommen. Schnell war für Severine Gerber dann klar, die Ausbildung zur Krankenschwester zu absolvieren. In ihrem Beruf sei sie bereits mit dem Tod in Berührung gekommen; auch auf der Onkologie, der Krebs-Station, war sie tätig und wurde ein Stück weit „geprägt von den Menschen, die sterben werden“, erinnert sie sich. Mittlerweile ist Severine Gerber aus gesundheitlichen Gründen in ihrem zweiten Wunschberuf tätig und arbeitet als Erzieherin.

    Ehrenamtliche Hospizbegleiter: Niemand soll den letzten Weg alleine gehen müssen

    Als ehrenamtliche Hospizbegleiterin beim Hospizdienst Meitingen Augsburg Land-Nord ist es der Zweifachmama sehr daran gelegen, dass niemand, der das nicht möchte, den letzten Weg alleine gehen muss. Von der Ausbildung selbst war Severine Geber wahrlich überrascht. Sie sei davon ausgegangen, vieles bereits aus ihrer Ausbildung zur Krankenschwester zu kennen, doch einige Stunden gingen doch sehr tief und forderten den Kursteilnehmerinnen auch die Fähigkeit ab, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. „Die Ausbildung hat mich weitergebracht“, erklärt die 47-Jährige, die sich nun auf die Gespräche freut, die sie führen wird und die oft weit über klassischen Smalltalk hinausgehen.

    Füreinander da sein: Menschen, die sich im Hospiz engagieren, halten manchmal einfach nur die Hand.
    Füreinander da sein: Menschen, die sich im Hospiz engagieren, halten manchmal einfach nur die Hand. Foto: Frank Hammerschmidt, dpa

    Auch Heike Lang aus Langweid hat die Ausbildung zur Hospizbegleiterin absolviert und nennt dafür einen einfachen Grund: „Ich habe beruflich viel mit älteren und kranken Leuten zu tun und ich hoffe, dass ich den Leuten auch ehrenamtlich helfen kann.“ Die 58-Jährige arbeitet im Sanitätshaus in Meitingen und stellt an sich selbst den Anspruch, Schwerstkranken und Sterbenden als Hospizbegleiterin eine schöne Zeit bescheren zu können. Auch wenn Menschen keine Angehörigen haben, sollten sie nicht alleine bleiben, wünscht sich Heike Lang und erklärt auch, dass sie sich ganz bewusst für dieses besondere Ehrenamt entschieden hat: Ihr Engagement beim Hospizdienst sei noch „menschlicher“ als Aktivitäten im Verein. 

    Bei der Sterbebegleitung ist das Zuhören wichtig

    Auch Hannelore Ritzka aus Thierhaupten nennt für ihr Engagement beim Hospizdienst vor allem einen Grund: „Es liegt mir daran, bei den Menschen zu sein.“ Die 66-Jährige, die sich bereits seit der Gründung im Sozialen Netzwerk in

    Gerda Klügl aus Westendorf empfand das Gruppengefühl während der Ausbildung als etwas ganz Besonderes. Im Kurs habe man gemeinsam gelacht, geweint, Meinungen ausgetauscht und diskutiert. Der Umgang sei offen und vertrauensvoll gewesen, berichtet Gerad Klügl und spricht von ihrer eigenen Vergangenheit. Der letzte Lebensabschnitt habe schon in ihrer frühesten Kindheit zu ihrem Leben gehört, erinnert sich die 63-Jährige und erzählt davon, dass früher oft tagelang am Bett von Verstorbenen der Rosenkranz gebetet wurde. Heutzutage sei das anders, denn kaum einer nehme sich mehr Zeit, bedauert Gerda Klügl. 

    Hospizarbeit erfordert viel Vertrauen auf allen Seiten

    All das seien für die gelernte Köchin Gründe gewesen, um die Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin zu absolvieren, zu der mitunter auch ein Besuch auf der Palliativstation und beim Bestattungsinstitut gehört und wobei man sich auch selbst erst kennenlernen musste, um sein Gegenüber verstehen zu können. Nun fühlt sich die 63-Jährige gut gerüstet: „Ich freue mich darauf, Leute begleiten zu dürfen und jemanden etwas Gutes zu tun.“ Eben das tun zu dürfen, sei auch ein großer Vertrauensbeweis.

    So bunt zusammengewürfelt, wie diese Gruppe war, so sehr waren sich die Absolventinnen doch in einem einig: Das Gefühl in der Gruppe war toll und sie haben während 80 Stunden Theorie und 20 Stunden Praxis nicht nur Fachliches gelernt, sondern sich selbst im Zuge der Ausbildung auch besser kennengelernt. Und auch wenn Menschen im Umfeld manchmal nicht nachvollziehen können, warum sich jemand für dieses spezielle Ehrenamt entscheidet, so schwingt doch in jedem „da könnte ich nicht“, das die Hospizbegleiterinnen hören, auch ein Stück Wertschätzung mit.

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