Es ist kurz vor 5.30 Uhr als ein 34-Jähriger im vergangenen Mai am Münchener Hauptbahnhof in den Regionalexpress in Richtung Meitingen einsteigt. Seine Nachtschicht ist gerade vorüber. Pünktlich um 6.40 Uhr steigt der Mann aus dem Zug, er will nach Hause. Nur wenige Sekunden später kommt es zu einem brutalen Angriff. Aus dem Nichts trifft ihn ein Schlag. Erst im Krankenhaus wird der 34-Jährige realisieren, dass ihn die Attacke beinahe sein Leben gekostet hat. Nun steht der mutmaßliche Täter, ein zur Tatzeit 33 Jahre alter Mann, vor Gericht.
Angriff am Bahnhof in Meitingen: Opfer und Täter kannten sich offenbar nicht
Rückblick: Nach Auskunft der Polizei saßen sich Täter und Opfer an jenem Morgen im Zug gegenüber, unterhielten sich aber nicht. Als am Bahnhof in Meitingen beide ausstiegen, zog der Angreifer plötzlich einen Hammer aus seinem Rucksack und ging auf den 34-Jährigen zu. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen Täter und Opfer kein Wort gewechselt haben. Der mutmaßliche Täter habe ausgeholt und unvermittelt mit dem Hammer auf den Kopf des Mannes geschlagen, erklärte die Polizei nach der Tat. Das Opfer erlitt eine Platzwunde am Hinterkopf und eine Gehirnerschütterung.
Kurz nach der Tat erklärte das Opfer im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es den Angreifer noch nie gesehen habe. "Ich kann mich kaum noch an den Mann erinnern", sagte das Opfer: "Ich ging dann auf den Bahnsteig als mich aus heiterem Himmel der Schlag auf den Kopf getroffen hat." Sofort sei er zusammengebrochen und zunächst bewusstlos gewesen. Was um ihn herum passierte, habe er kaum mitbekommen. Als er wieder zu sich kam, war alles voller Blut. Panische Angst, seine beiden Kinder nicht mehr wiederzusehen, hätte sich in ihm breit gemacht. "Ich mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn er noch einmal mit dem Hammer zugeschlagen hätte", sagte der 34-Jährige damals.
Hammerattacke in Meitingen: Ist der Angeklagte schuldfähig?
Während das Opfer am Meitinger Bahnhof zu Boden ging, eilten damals mehrere Passanten zu Hilfe. Sie konnten dem Angreifer den Hammer abnehmen. Keiner der Helfer wurde angegriffen oder verletzt. Auch von der Polizei ließ sich der Täter widerstandslos am Bahnsteig festnehmen. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen deutet alles darauf hin, dass der mutmaßliche Täter sein Opfer zufällig auswählte.
Zunächst saß der Angeklagte in Untersuchungshaft im Gefängnis in Gablingen. Später wurde er im Bezirkskrankenhaus in Günzburg untergebracht. In der kommenden Woche muss sich der Mann nun vor dem Augsburger Landgericht verantworten. Der Vorwurf lautet versuchter Mord. Es sind mehrere Verhandlungstage angesetzt. Das Gericht soll klären, was die Hintergründe der Tat sind und ob der mutmaßliche Täter schuldfähig ist. Die Staatsanwaltschaft geht offenbar nicht davon aus, darum handelt es sich um ein sogenanntes Sicherungsverfahren. Sollte sich eine Schuldunfähigkeit im Prozess bestätigen, dürfte es für den mutmaßlichen Täter auf eine zeitlich unbefristete Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung hinauslaufen. (mit thia)