Wer am vergangenen Wochenende am Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Meitingen vorbeigeschlendert ist, der hätte durchaus ein mulmiges Gefühl bekommen können. Im Hof standen die Feuerwehrfahrzeuge der Ortsfeuerwehren, die binnen 24 Stunden gleich fünfmal ausgerückt sind. Doch de facto war es kein Großeinsatz, sondern eine 24-Stunden-Übung für die Jugendgruppen von Herbertshofen, Erlingen, Langenreichen, Ostendorf, Waltershofen und Meitingen, die lehrreich und spaßig zugleich waren.
Die Meitinger Jugendfeuerwehren simulierten den Ernstfall
Die Idee dahinter? Der Feuerwehrnachwuchs soll den Ernstfall simulieren – gemeinsam im Team und mit unterschiedlichen Einsatzszenarien. Der 14-jährige Max Liedtke von der Erlinger Jugendfeuerwehr hat die Personensuche, die nachts zwischen Ellgau und Ostendorf am Lechkanal stattgefunden hat, am besten gefallen.
Auch der gleichaltrige Julian Kastner von der Jugendfeuerwehr Waltershofen fand diese simulierte Einsatzsituation besonders interessant, weil ein derartiges Einsatzszenario in der Jugendgruppe bisher noch nicht geübt wurde. Gesucht wurde nach den vermeintlich Vermissten in einer Rettungskette und ausgestattet mit Taschenlampe, Wärmebildkamera und Trage, berichten die Jugendlichen von dem Einsatz. Auch für den 15-jährigen Aaron Liepert von der Langenreichener Jugendgruppe brachte die Personensuche den größten Lerneffekt mit sich.
38 junge Feuerwehrler waren 24 Stunden lang in und um Meitingen im Einsatz
In Summe waren es 38 Nachwuchs-Feuerwehrler, die von Freitag, 15 Uhr, bis Samstag, 15 Uhr, für 24 Stunden im Meitinger Feuerwehrhaus eingezogen sind, sowie deren Jugendleiter. Mit ihren Schlafsäcken richteten die insgesamt 55 Personen ihr Nachtlager ein auf Matten, die sich im ganzen Feuerwehrhaus verteilten. Ihre Einsatzkleidung platzierten sie in der Halle. Neben den Kleiderständern standen Stühle und Tische, um dort – wenn sie nicht gerade zu einem simulierten Einsatz gerufen wurden – zu ratschen, zu karteln oder gemeinsam zu essen.
Die einzelnen Übungen, über die die Jugendlichen schon im Vorfeld philosophierten und sich ausmalten, welche Rolle sie wohl im inszenierten Einsatz spielen könnten, bereiteten die jeweiligen Jugendleiter der teilnehmenden Feuerwehren vor. Und so lernten die Jugendlichen während der 24-Stunden-Übung nicht nur Einsatzszenarien kennen, sondern auch Gleichaltrige. „Wir haben uns alle schnell gut verstanden“, berichtete die 17-jährige Annika Spiegel von der Langenreichener Jugendgruppe.
Ein Brand in Waltershofen, eine Personensuche am Lech bei Ostendorf...
Mehr als zwei Stunden Schlaf bekamen die Jugendlichen und deren Jugendleiter während der 24-Stunden-Übung nicht – und das, obwohl der Plan Zeit zum Schlafen hergegeben hätte. Nach einer ersten Kennenlernrunde wurde gemeinsam das Abendessen vorbereitet. Dann stand die Einteilung der Gruppen nebst Fahrzeugkunde auf dem Programm. Um 18.30 Uhr dann der erste Einsatz: ein Brand in Waltershofen.
Um 22.30 Uhr wurden die Jugendlichen ein zweites Mal alarmiert – zu einer Personensuche am Lech bei Ostendorf. Um 6.30 Uhr riss der dritte Einsatz die Jugendlichen aus den Schlafsäcken: Ein Brand in Herbertshofen. Um 10 Uhr wurden die Nachwuchs-Floriansjünger zu einem Verkehrsunfall mit Bulldog und Pkw „alarmiert“ und beim letzten Einsatz um 13 Uhr, galt es, einen Brand in Erlingen zu löschen. Das Anwesen war verraucht und sogar ein Scheunenbrand wurde simuliert.
Ein Meitinger fuhr bei den Waltershofenern mit
Der 14-jährige Romeo Dinse, der in der Meitinger Jugendgruppe aktiv ist, berichtete davon, dass noch vor dem ersten Einsatz Gruppen zusammengestellt wurden, die nicht zwingend einer Wehr angehörten. Er sollte beispielsweise auf dem Fahrzeug der Waltershofener Wehr mitfahren.
Die bunt gemischten Gruppen stärkten das Zusammengehörigkeitsgefühl, befand der Feuerwehrnachwuchs einstimmig. Und der 17 Jahre alte Quirin Nussbauer etwa, der in der Jugendgruppe in Erlingen aktiv ist, könnte sich gut vorstellen, sowohl mit Erlingen als auch mit Meitingen auszurücken und freute sich über das Lob, das er im Zuge der 24-Stunden-Übung als Gruppenleiter bekam.
Ostendorfs Jugendleiter spielte den Vermissten
Mit von der Partie waren neben den Jugendlichen auch die dazugehörigen Jugendleiter. Daniel Keßler von der Ostendorfer Jugendgruppe spielte die vermisste Person am Lechkanal. Doch auch um zu unterstützen und um anzuleiten, packten zahlreiche Aktive aller Wehren mit an. Die Übungsbedingungen und die Stärkung des Zusammenhalts zwischen den Jugendlichen seien der größte Effekt der 24-Stunden-Übung, betonte Roland Endraß vom Vorstand der Ostendorfer Wehr.