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Meitingen : Eine Auszeit für Familien mit beeinträchtigen Kindern

Meitingen

Eine Auszeit für Familien mit beeinträchtigen Kindern

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    Auf der Meitinger Gewerbeschau mega 2024 wurde die Organisation FamilienAuszeit von Heike Rabas (rechts) im beisein von Maria Pfister, Kerstin Heider, Bürgermeister Michael Higl, Christoph Stadler und Lens Tietböhl (von links) der Öffentlichkeit vorgestellt.
    Auf der Meitinger Gewerbeschau mega 2024 wurde die Organisation FamilienAuszeit von Heike Rabas (rechts) im beisein von Maria Pfister, Kerstin Heider, Bürgermeister Michael Higl, Christoph Stadler und Lens Tietböhl (von links) der Öffentlichkeit vorgestellt. Foto: Peter Heider

    Wer ein Kind mit Handicap hat, weiß, wie schwer es ist, ein paar unbeschwerte Stunden miteinander zu verbringen oder sich mit anderen Betroffenen in Ruhe auszutauschen. Heike Rabas, Mutter von vier Kindern, kennt das Problem. Die 42-Jährige wuchs in einer Großfamilie mit Pflegekindern auf. Von ihren eigenen vier Kindern hat das Jüngste einen Gendefekt und kam mit einer Balkenagnesie mit starken motorischen, geistigen und sprachlichen Entwicklungsverzögerungen zur Welt. Nun hat Rabas in Meitingen die FamilienAuszeit gegründet. „Dabei soll die ganze Familie zu Veranstaltungen zusammenkommen und gemeinsam ein paar schöne hilfreiche Stunden verbringen“, sagt Rabas.

    Rabas war zehn Jahre als Tagesmutter tätig; engagierte sich in der Krabbelgruppe der evangelischen Kirche sowie im Elternbeirat an der Meitinger Grundschule und am Gersthofer Gymnasium. Dann, Mitte des Jahres, gründete sie die Organisation FamilienAuszeit, die unter dem Dachverband der Katholischen Erwachsenenbildung der Landkreise Augsburg und Neu-Ulm geführt wird. Die neue Gruppe ist für alle Familien offen, egal wo sie wohnen und welche Diagnose das beeinträchtigte Kind hat.

    Beim ersten Treffen in Meitingen zeigten sich auch erste Probleme

    Im Sommer traf sich die Gruppe zum ersten Mal in den Räumen der St.-Gregor-Jugendhilfe zum Austausch. „Da ganze Familien kamen, wurde schnell klar, dass es keine bekannten Veranstaltungen gibt, die der ganzen Familie gerecht werden oder wo jeder entscheiden kann, was für ihn besser geeignet ist“, stellte Heike Rabas fest. Somit kam die Idee auf, bei jedem Treffen einen Erwachsenenvortrag, Kinderaktionen, einen Geschwister-Spieletreff und ein Austausch-Café anzubieten. Dazu wurde eine WhatsApp-Gruppe für Interessierte gestartet und über Mundpropaganda kommuniziert. „Bereits nach wenigen Tagen“, schildert Heike Rabas, „hatten sich mehr als 25 Teilnehmende gemeldet.“ Auch passende Räume waren in der evangelischen Johanneskirche in Meitingen schnell gefunden.

    Heike Rabas rief die Organisation FamilienAuszeit in Meitingen ins Leben.
    Heike Rabas rief die Organisation FamilienAuszeit in Meitingen ins Leben. Foto: Peter Heider

    Ende Juli 2024 fiel der Startschuss für das Planen der unterschiedlichen Vorträge und Kinderaktionen. Parallel dazu fand die Kontaktaufnahme zu vielen Stellen statt, um das Projekt vorzustellen und auch um Unterstützung zu werben. Im September stellte sich die KEB Augsburg-Land unter Sandra Hensel als Hauptkooperationspartner zur Verfügung. Die evangelische Johannesgemeinde inklusive Jugendkirche ging ebenfalls eine Kooperation mit der FamilienAuszeit Meitingen ein und stellte ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. Derzeit laufen Gespräche mit Landratsamt Augsburg, dem Inklusionsbüro Meitingen, der KJR Augsburg-Land und Aichach-Friedberg und vielen weiteren. Denn in den Schulferien soll ein inklusives Ferienprogramm stattfinden. Damit Eltern und Kinder sehen, was die Kinder alleine schaffen können und ihnen Spaß macht. Ein weiteres Ziel ist, in die regulären Ferienprogramme der Kooperationspartner interessierte Kinder zu inkludieren, damit alle Inklusion gemeinsam leben und in ein offenes Miteinander reinwachsen können. „Gleichzeitig wird nach Helferinnen und Helfern mit Beeinträchtigung gesucht, die den Kindern während der Kinderaktionen als Vorbilder zur Hand gehen und Eltern aus eigener Sicht ihren Werdegang und Erfahrungen wiedergeben können”, erklärt Rabas.

    Diese Ideen hat die FamilienAuszeit Meitingen

    „Wir werden immer wieder Abfragen per Aufhänge bei den Events starten zu Themen, die wir gern zusätzlich anbieten wollen wie Ausflüge ins Kino, wo wir einen Kinosaal für uns allein mieten werden oder Sportaktionen wie inklusives Klettern oder inklusive Familienwochenenden“, sagt die Organisatorin. Parallel sind Aktionen geplant, bei denen Familien Therapiemittel testen oder Fördergruppen kennenlernen können. „Wir möchten auch Auszubildenden/Studierenden für Kinderbetreuungsberufe oder soziale Arbeit auf den Veranstaltungen ermöglichen, sich ehrenamtlich zu engagieren und dabei die eigene Sozialkompetenz in der Zusammenarbeit mit diesen besonderen Familien und ihren Bedürfnissen zu stärken.“ Auch über Ehrenamtliche als Unterstützung und besonders über Personen mit Beeinträchtigung und deren Geschwister, die zu Vorbildern für die Kinder werden wollen, freut sich die Gruppe.

    Die FamilienAuszeit Meitingen ist für alle Familien offen, egal wo sie wohnen und welche Diagnose für das beeinträchtigte Kind im Raum steht. Jeden ersten Sonntag im Jahr (außer Januar und August) findet ein Treffen im evangelischen Gemeindehaus Meitingen von 14 bis 17 Uhr mit folgenden Bausteinen statt:

    - Erwachsenenbildung (nur für Erwachsene): Vorträge für Eltern und an Inklusion interessierte Personen zu den Themen: Wo und wie man zu welcher Unterstützung für die Kinder und ihre Familie kommt, Ernährungsunterstützende Therapien (November 2024), Erziehungsfragen, Werdegang der Kinder von Krippe bis Berufswahl, Pubertät, unterstützende Kommunikationsmittel.

    - Kinderaktionen: Hier darf jedes Kind mitmachen. Personen mit Beeinträchtigungen, Ehrenamtliche und bei Bedarf Pflegekräfte unterstützen die Kinder bei Aktionen wie Musikinstrumente basteln, Pizza und Plätzchen backen, Besuche bei der Freiwilligen Feuerwehr Meitingen, Ausprobieren von Tätigkeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern.

    - Geschwister-Spieletreff: Hier haben Geschwister von beeinträchtigten Kindern die Möglichkeit, sich im geschützten Rahmen miteinander auszutauschen und zu spielen. Bei Bedarf stehen Erwachsene mit ähnlichen Kindheitserfahrungen oder Fachwissen zur Verfügung, um den Kindern zuzuhören und Bedarf Hilfestellungen anbieten zu können. Diese Aktionen finden im Jugendzentrum (JuZe) des Gemeindehauses statt.

    - Austausch-Café: Hier haben alle Teilnehmer der Events die Möglichkeit, sich gemütlich bei etwas zu Essen und Trinken zusammen zu setzen, Kontakte zu knüpfen und einfach mal durchzuatmen.

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