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Meitingen : Das macht die Arbeit im Hospizdienst aus

Meitingen

Das macht die Arbeit im Hospizdienst aus

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    Die Meitinger Hospizdienst stellt sich und seine Arbeit am Wochenende vor.
    Die Meitinger Hospizdienst stellt sich und seine Arbeit am Wochenende vor. Foto: Cordula Homann (Symbolbild)

    „Ivo arbeitet als ambulante Palliativpflegerin. Täglich fährt sie in unterschiedliche Haushalte. Zu Familien, Eheleuten und Alleinstehenden. In kleine Wohnungen und große Häuser. In immer verschiedene Leben und Sterben, in immer verschiedenen Umgang mit der Zeit, die bleibt.“ So heißt es in der Filmbeschreibung des Streifens, der am kommenden Samstag, am 12. Oktober, um 11 Uhr im Cineplex in Meitingen im Kino 1 läuft. Zugegeben, es ist ein ungewöhnliches Thema für einen Kinofilm, doch passt das Thema perfekt zum Tag: Am 12. Oktober ist Welthospiztag. Dieser steht in diesem Jahr unter dem Motto „Hospiz für Vielfalt“. Wie der Hospizdienst Meitingen Augsburg Land-Nord ein Stückchen Vielfalt mit in jede Begleitung bringt, verraten Heike Lang und Stephanie Schütze. Beide sind ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen des Meitinger Hospizdienstes.

    „Vielfalt ist selbstverständlich – denn jeder ist individuell“, erklärt Stephanie Schütze und führt gleich aus, wie viel Vielfalt in ihren Augen im Hospizdienst steckt: Vielfalt passiere durch Individualität und jeder Mensch, der begleitet wird, ist ein Individuum. So stehen all jene, die von den ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleitern begleitet werden für Vielfalt – und auch die Ehrenamtlichen selbst: „Man kann nur Menschen begleiten, wenn man offen ist für alles, was da kommen mag.“

    „Ich lasse mich außen vor, nehme aber mein Gefühl und mein Gespür mit zu den Menschen“

    Stephanie Schütze, Hospizbegleiterin

    Und dazu gehört für Stephanie Schütze auch, sich selbst zurückzunehmen, wenn sie einen schwerstkranken oder sterbenden Menschen begleitet. „Ich lasse mich außen vor, nehme aber mein Gefühl und mein Gespür mit zu den Menschen“, erklärt die Hospizbegleiterin. Und während sie die Gefühlslage der Person spürt, versucht Stephanie Schütze die Ruhe, die sie selbst in sich trägt, zu übertragen. Das kann passieren, indem sie in Ruhe bei der Person ist, die sie begleitet. Auch durch Musik, durch das Vorlesen einer Geschichte oder eines Gebets oder ähnliches gestaltet Stephanie Schütze Momente der Ruhe – ganz unabhängig davon, mit wem sie es zu tun hat.

    Man kein Mitglied der Kirche sein, um Hospizbegleiterin zu werden

    Auch Hospizbegleiterin Heike Lang steht für die Vielfalt im Hospizdienst – und war sich zunächst sogar unsicher darüber, wie vielfältig und auch weltoffen der Hospizdienst überhaupt ist. Als sie mit ihrer Ausbildung angefangen hat, war ihr noch unklar, ob es für den Meitinger Hospizdienst ein Problem darstellen würde, dass sie aus der Kirche ausgetreten ist. „Dem war nicht so“, erklärt sie und ergänzt: „Hospizbegleitung hat nichts mit Glauben zu tun.“

    Vielmehr gehe es darum, schwerstkranken und sterbenden Menschen eine angenehme Zeit zu bescheren. „Dabei geht es nicht um uns als Hospizbegleiter, sondern um den Menschen, der stirbt“, erklärt Heike Lang. Sie selbst beschreibt sich nicht als den „spirituellen Typ“ und erklärt, dass sie nicht mit Düften und Aromaölen arbeiten würde, sondern für sie ein Fahrradausflug zum See ein „spiritueller Moment“ werden könnte. Doch auch wenn Heike Lang selbst weder gläubig noch spirituell veranlagt ist, heißt das nicht, dass sie das nicht während einer Hospizbegleitung umsetzen könnte.

    Auch einem Sterbendem kann man noch eine Freude machen

    Während sie mit den Menschen Zeit verbringen, die schwerstkrank sind und sterben werden, nehmen Stephanie Schütze und Heike Lang alles auf, was sie über die Person erfahren können. Dabei helfen Gespräche, wenn diese noch möglich sind. Doch auch die Umgebung, Gestik und Mimik können viel über die Individualität der Person verraten. Beiden ist klar: In einem mit christlichen Symbolen geschmückten Raum lebt vermutlich ein gläubiger Mensch. Diesem Menschen beim Vorlesen eines Gebets eine Freude zu machen, ist für die Hospizbegleiterinnen selbstverständlich – dafür müssen sie nicht einmal denselben Glauben haben. Auch müssen sie nicht einmal zwingend dieselbe Sprache sprechen. Wenn die Hand unter der Bettdecke hervorkommt, wenn Heike Lang das Zimmer betritt, kann die Hospizbegleiterin nur mutmaßen: Vielleicht möchte die Person, dass ihr die Hand gestreichelt wird. Auf das, was eine Gesellschaft vielfältig macht, auf Ethnie, Geschlecht, Religion usw. achte Stephanie Schütze nicht und erklärt: „Es ist der Mensch, der zählt.“

    So läuft der Welthospiztag in Meitingen ab

    Verhaltensweisen wie diese sind menschlich – unabhängig von Alter, Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung oder sozialer Herkunft. Den Sterbenden und seine Bedürfnisse und Wünsche in den Fokus zu stellen, ist das, was die Hospizbegleiter des Meitinger Hospizdienstes am Sterbebett leisten. Nur allzu selten jedoch wird darüber gesprochen.

    Am kommenden Samstag ist Zeit dafür. Der Film „Ivo“, das Special zum Welthospiztag, das das Cineplex in Kooperation mit dem Seniorenbüro, dem Roten Kreuz und dem Hospizdienst Meitingen zeigt, beginnt um 11 Uhr. Bereits ab zehn Uhr stehen die Hospizbegleiterinnen und -begleiter sowie die Vertreter der anderen Organisationen Rede und Antwort. Gemeinsam setzen sie so – pünktlich zum Welthospiztag – ein Zeichen unter dem Motto „Hospiz für Vielfalt“.

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