Es ist sicherlich die älteste Möglichkeit, sein Essen zuzubereiten: Spätestens als der Mensch vor 32.000 Jahren lernte, ein Feuer anzuzünden, wurden die ersten Stück Fleisch über den Flammen erhitzt. Grillen ist heute aber viel mehr, als die Nahrung von einem rohen in einen gegarten Zustand zu versetzen. Heute gibt es Keramikgrills mit Materialien aus der Raumfahrt, Kugelgrills mit Deckelscharnier und Kohleabstandhalter, Feuerplatten aus Stahl oder Smoker mit Räucherboxen und externer Pelletzufuhr über eine rotierende Schnecke, die per App gesteuert wird. Stefan Herdelt, der in Gersthofen ein riesiges Grill-Geschäft betreibt, erklärt, welche verschiedenen Geräte es gibt.
Stefan Herdelt hat in Gersthofen mehr als 100 Grillgeräte ausgestellt
Stefan Herdelt kennt sie alle. Die Einsteigermodelle für kleines Geld. Und die chromblitzenden Gartenmonster im Wert eines neuen Mittelklassewagens. Auf rund 400 Quadratametern hat er in seinem Geschäft in der Gersthofer Röntgenstraße mehr als 100 Geräte ausgestellt. Hier gibt es das "Big green Egg" mit lebenslanger Garantie, das je nach Größe ein paar tausend Euro kostet. Aber es gibt auch den "Dutch Oven", ein gusseisernes Gefäß mit Deckel, das sich ideal für Schmorbraten eignet und ab 70 Euro zu haben ist. Was die einzelnen Modelle können und kosten, haben wir uns vor Ort vom Chef persönlich erzählen lassen.
Der Dutch Oven:
Im Prinzip handelt es sich hier um einen gusseisernen Feuertopf auf drei Füßen mit Deckel. Für das Erhitzen des Topfes eignen sich Briketts. Erforderlich ist jedoch eine feuerfeste Unterlage. "Eine Gehwegplatte mit 40x40 Zentimetern reicht aus - und schon kann es losgehen", sagt Herdelt. Die Funktion ist denkbar einfach. "Je nach Rezept beispielsweise acht glühende Kohlen unter den Topf auf die Steinplatte legen, Nackenfleisch in den Topf, 16 glühende Kohlen auf den Deckel, fertig." Bedingt durch die Unter- und Oberhitze, komme das Fleisch quasi ins Schwitzen und werde sehr saftig.
Den Dutch Oven gibt es auch in unterschiedlichen Größen, sodass sie sich übereinander stapeln lassen. "Die Oberhitze des unteren Topfs wird dann zur Unterhitze des oberen Topfs", erklärt Herdelt das Prinzip. Sein Fazit: Ideal für Einsteiger, aber auch für Fortgeschrittene mit wenig Platz auf dem Balkon oder der Terrasse. Zubereiten lässt sich alles von Fleisch, über Leberkäse und Gemüse, bis hin zur Suppe.
Der Kugelgrill:
Dieser Grill mit Deckel ist neben dem ebenso beliebten Säulengrill in fast jedem Garten zu sehen. Es ist der Alleskönner unter den Geräten. "Ein preiswerter Einstieg, um die ganze Bandbreite des Grillen kennenzulernen", sagt Herdelt. Der Vorteil beim Kugelgrill sind die vielen Erweiterungsmöglichkeiten. So gibt es spezielle Pizzasteine, Halterungen, um Hähnchen perfekt zu braten, Körbe für die Gemüsezubereitung und vieles mehr. Für die Hitzeregulierung gibt es einen Schieber, der für mehr oder weniger Zu- und Abluft sorgt. Unbedingtes Muss ist laut Herdelt aber auch bei diesem Grill ein Kohleabstandshalter, der den Grillraum in eine sehr heiße und eine weniger heiße Zone unterteilt. Nur so funktioniert das direkte und indirekte Grillen.
Der Smoker:
Los geht es bei diesen Modellen ab circa 400 Euro. Es gibt Watersmoker, die wie ein in die Länge gezogener Kugelgrill aussehen. Unten befindet sich die Kohle, darüber ist eine Wanne mit Wasser, die die Temperatur möglichst konstant hält. Alternativ kann die Wanne auch mit Sand statt mit Wasser befüllt werden. Es kann sowohl heiß- (60 bis 90 Grad) als auch kaltgeräuchert (15 bis 30 Grad) werden.
Der klassische Smoker sieht aus wie eine Lokomotive ohne Räder und hat eine dezentrale Feuerstelle, die mit Kohle, Briketts oder Pellets beheizt werden kann. Gesmoked wird bei diesen Geräten aus Stahlrohr meist zwischen 60 und 90 Grad, die richtige Temperatur für Barbecue liegt zwischen 100 und 150 Grad, ab 160 Grad spricht der Profi vom Grillen. Die Top-Smoker liegen preislich bei etwa 2800 Euro und lassen sich sogar per App mit dem Handy steuern. "Die Digitalisierung macht auch beim Grillen nicht Halt", sagt Herdelt.
Die Feuerplatte:
Dies ist quasi das Gegenstück zum Grillen 2.0. "Hier steht das Feuer und die Geselligkeit im Vordergrund", sagt Herdelt. Geheizt wird hier in der Regel mit Holz, doch auch Gas ist möglich. Die Feuerstelle liegt zentral in der Mitte und erwärmt den breiten Stahlring, der außen herum verläuft und leicht zur Mitte geneigt ist. "So wird das Fett gesammelt und läuft nicht auf den Boden", erklärt Herdelt. Die ganze Konstruktion ist auf einem Sockel montiert, sodass die Feuerplatte bequem im Stehen bestückt werden kann. Genutzt werden kann die Stahlfläche wie ein Teppanyaki. So lassen sich von Shrimps über Pancakes, Obst und Gemüse, bis hin zum Fleisch in geselliger Runde alle erdenklichen Mahlzeiten zubereiten. Um Gerichte zu überbacken, gibt es entsprechende Garhauben.
Der Keramikgrill:
Für Stefan Herdelt ist dieser Grill "die eierlegende Wollmilchsau". Gallisionsfigur dieser Modelle ist das "Big green Egg", das in der Tat wie ein zu groß geratenes, grünes Ei eines Dinosaurier ausschaut. Das Ei meistert mühelos Temperaturen von bis zu 400 Grad und eignet sich so beispielsweise hervorragend für Pizza. Wie in jedem anderen Grill, können auch in dem Ei die Zu- und Abluft reguliert werden und unterschiedliche Zonen für direktes und indirektes Grillen eingerichtet werden.
Der Clou dieses Geräts ist der Keramikcorpus, der über einen extrem langen Zeitraum die Hitze halten kann und für einen Luftstrom sorgt, der die Zutaten und Gerichte besonders zart macht . "1974 hat ein amerikanischer GI die Technik in Asien gesehen und dann in den USA weiterentwickelt", erklärt Herdelt. Daran beteiligt war auch die NASA, die ihre Erfahrungen mit dem Hitzeschild des Space Shuttles in das "Big green Egg" einfließen ließ. Die Topmodelle des amerikanischen Originals kosten um die 3.000 Euro, bieten aber eine lebenslange Garantie.
In der Corona-Pandemie haben viele Menschen die Liebe zum Grillen neu entdeckt
Stefan Herdelt fällt auf, dass gerade seit Beginn der Pandemie viele Menschen ihre Liebe zum Grillen neu entdeckt haben. "So mancher wird sich vielleicht gesagt haben, statt eines Urlaubs gönnt er sich jetzt einen neuen Grill." Teilweise muss Herdelt seine Kunden schon jetzt bis auf den September vertrösten, da gewisse Modelle nicht mehr lieferbar sind. "Der blockierte Suez-Kanal hat die Lieferengpässe ein gutes Stück verschärft", so Herdelt. Doch auch wer sich noch etwas gedulden muss, sollte nicht aufstecken. Denn eins weiß Herdelt genau: "Gegrillt werden kann das ganze Jahr über."
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