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Langweid: Dreifachmord in Langweid: Ehefrau von Gerhard B. schreibt emotionalen Brief ins Gefängnis

Langweid

Dreifachmord in Langweid: Ehefrau von Gerhard B. schreibt emotionalen Brief ins Gefängnis

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    Anmerkung der Redaktion: Der Angeklagte legt keinen Wert darauf, auf Foto- und Videomaterial unkenntlich gemacht zu werden. Daher zeigen wir Gerhard B. in unserer Berichterstattung unverpixelt.
    Anmerkung der Redaktion: Der Angeklagte legt keinen Wert darauf, auf Foto- und Videomaterial unkenntlich gemacht zu werden. Daher zeigen wir Gerhard B. in unserer Berichterstattung unverpixelt. Foto: Marcus Merk

    Bislang schwieg der mutmaßliche Mörder Gerhard B. im Prozess zu der Bluttat in Langweid. Doch nachdem ein emotionaler Brief seiner Ehefrau vor Gericht verlesen wurde, brach der 65-Jährige erstmals sein Schweigen. Welche Gefühle das Schreiben seiner Frau auslöst, möchte eine der Richterinnen vom Angeklagten wissen. "Es macht mich traurig", erklärt Gerhard B. Ihre Ehe sei schon lange vor der Tat in die Brüche gegangen. Zur Tat schweigt der Angeklagte weiterhin. Wie tickt der Mann, der im vergangenen Sommer drei Menschen erschossen hat?

    Vor Gericht wird das Leben des Gerhard B. beleuchtet

    Um das zu verstehen, wurde nun vor Gericht das Leben des Angeklagten ausführlich beleuchtet. Maßgeblich dafür waren die Schilderungen des Angeklagten während einer Vernehmung im Gefängnis. Gerhard B. wächst gemeinsam mit seinen drei Brüdern in Wertingen auf. Sein Vater ist streng, schlägt die Kinder und trinkt zu viel, berichtet B. Weil er als Kind übergewichtig ist, wird er mehrfach zur Kur geschickt. Die Hauptschule verlässt er ohne den qualifizierenden Abschluss. Weil er keine Ausbildungsstelle zum Koch findet, beginnt er eine Metzgerlehre, die er wenig später abbricht. Während seines weiteren Berufslebens schlägt sich Gerhard B. bei vielen unterschiedlichen Arbeitgebern durch. Eine Zeit lang arbeitet er als Lagerist, als Staplerfahrer, oder in einem Supermarkt. Vor Beginn seiner Rente im Jahr 2012 war er bei einer Spedition im nördlichen Landkreis Augsburg angestellt. 

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    In Langweid im Landkreis Augsburg hat am Freitag ein Mann fünf Menschen niedergeschossen. Drei von ihnen starben. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

    Auch das Privatleben des Angeklagten verläuft unbeständig. Den Kontakt zu seinen Brüdern bricht er ab. Seine erste Ehe mit seiner Jugendliebe geht in die Brüche, als er eine Affäre mit seiner heutigen Frau anfängt. Harmonisch verläuft die neue Beziehung laut Gerhard B. auch nicht. Vor Gericht berichtet er nun von ständigem Streit. "Es ging immer nur um Kleinigkeiten." Auch am Tag der Tat soll es wieder Streit gegeben haben - mit seiner Frau und auch mit den Nachbarn. Um sich abzureagieren, sei er nach Wertingen gefahren. Doch wie der Tathergang zegt, kam Gerhard B. dennoch nicht zur Ruhe. Als er zurückkehrte, erschoss er drei seiner Nachbarn und verletzte einen Sohn seiner Nachbarn sowie dessen Lebenspartnerin schwer. 

    Ehefrau des Angeklagten: "Ich war die Erste am Tatort"

    Die Ehefrau des Angeklagten musste mit ansehen, wie ihre Nachbarn ums Leben kamen. In dem Brief an ihren Mann im Gefängnis schildert sie ihre Erlebnisse und schreibt unter anderem: "Als ich nach oben ging, sah ich zwei Leichen." Vom ersten Stock begab sich die Frau ins Erdgeschoss. "Ich war die Erste am Tatort", schreibt sie ihrem Mann. Dort findet sich eine weitere Nachbarin, der Gerhard B. kurz zuvor durch die Wohnungstür hindurch in den Kopf schoss. Neben der Ehefrau des Täters war auch der Mann der Toten im Erdgeschoss. Wie berichtet, wählte er den Notruf. "Eine Frau am Telefon sagte, man soll wiederbeleben", schreibt die Frau des Angeklagten in dem Brief. Doch es war zu spät. "Dann haben sie uns nach draußen gebracht. Da standen Polizisten mit Helmen und Maschinenpistolen", heißt es in dem Schreiben an Gerhard B. 

    Prozess um Dreifachmord in Langweid wird fortgesetzt

    Die Tat muss wohl auch seine Frau traumatisiert haben. Sie schreibt: "Meine Stimmungen sind nicht sehr gut. Es geht von Verzweiflung über Trauer und Wut - und Wut ist da noch das beste Gefühl." Wütend sei sie, weil ihr Mann auch das gemeinsame Leben zerstört habe. Sie habe sich eine neue, günstige Wohnung suchen müssen. In Langweid hätte sie nicht bleiben können. "Du hattest alles, was man zu einem schönen Leben braucht. Leider hast du es nicht geschützt", schreibt sie an ihren Mann. Und: "Bitte schreib mir nicht zurück." 

    Noch ist unklar, ob die Ehefrau des Angeklagten vor Gericht als Zeugin aussagen möchte. Sie wird an einem der kommenden Verhandlungstage im Prozessaal erwartet. 

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