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Landwirtschaft: Wie aus Gülle wertvoller Dünger wird

Landwirtschaft

Wie aus Gülle wertvoller Dünger wird

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    Nach der Aufbereitung der Gülle liefert die Anlage hochwertigen Dünger, während das in den Auffangbehälter fließende Wasser sauber genug ist, um wieder auf dem Feld in den natürlichen Kreislauf gebracht zu werden.  	In Pellets gepresst lässt sich der Dünger gut transportieren.
    Nach der Aufbereitung der Gülle liefert die Anlage hochwertigen Dünger, während das in den Auffangbehälter fließende Wasser sauber genug ist, um wieder auf dem Feld in den natürlichen Kreislauf gebracht zu werden. In Pellets gepresst lässt sich der Dünger gut transportieren. Foto: Marcus Merk

    Laut ist es im Maschinenraum der Anlage Moroplant20, die auf dem Anzenhof in Kühlenthal steht, und es riecht streng. Das ist nicht überraschend, denn der zu verarbeitende Ausgangsstoff ist Gülle, die bei der Schweinemast anfällt. Überraschend ist dagegen, was aus der Anlage herauskommt. Durch ein Rohr fließt Wasser in einen Auffangbehälter, daneben schiebt eine Förderschnecke festes Material in die Ladeschaufel eines Traktors. Der entscheidende Punkt des Verfahrens: Das Wasser sieht zwar schmutzig aus, enthält aber kaum noch Schadstoffe und kann auf dem Feld ausgebracht werden, ohne das Grundwasser zu gefährden. Das feste Material dagegen enthält fast die komplette Menge des Phosphors, der zuvor in der Gülle enthalten war, zudem große Anteile von Nitrat und Stickstoff – ein wertvoller Rohstoff.

    Vor zweieinhalb Jahren haben Konstrukteur Oliver Haas und Landwirt Franz Kratzer mit der Entwicklung der Gülleaufbereitungsanlage begonnen, die sie nun bei einem Informationsabend präsentieren, der vom Landtagsabgeordneten Johann Häusler ( FW ) organisiert wurde. Gebaut wird sie vom Anlagenbauer Flottweg, der seit mehr als 60 Jahren Dekanterzentrifugen entwickelt und baut.

    Vorschriften für Landwirte werden immer schärfer

    Den Anstoß für die Entwicklung gaben immer schärfer werdende Vorschriften, die Landwirte beim Umgang mit und dem Ausbringen von Gülle erfüllen müssen. Klassische Systeme trennen diese nicht ausreichend. Nach dem Einlauf wird die Gülle zunächst mit Bentonit, einem Tonmineralgemisch, und Pflanzenstärke vermengt. Diese sogenannten Additive sorgen dafür, dass sich die festen Bestandteile der Gülle zu einer wasserunlöslichen Flocke verbinden. Mit einer Zentrifuge werden dann Feststoff und Flüssigkeit getrennt. Chemisch findet dabei ein Prozess wie in der Natur statt, der dort sieben bis acht Jahre dauert. Die vorgestellte Anlage, die bis zu fünf Kubikmeter Gülle pro Stunde verarbeiten kann, braucht dafür knapp eine halbe Minute.

    Ein wichtiger Punkt ist neben der einfachen Bedienbarkeit die Größe. Die Gülleaufbereitungsanlage hat die Dimension eines gewöhnlichen Containers und kann einfach zwischen den Einsatzorten transportiert werden. Nur bei wenigen Tiermastbetrieben würde sich der Einbau einer stationären Anlage lohnen, doch ein mobiles System kann zum Beispiel über einen Maschinenring reihum bei den Landwirten eingesetzt werden.

    Es entsteht Dünger bester Qualität

    Franz Kratzer sieht für seinen Betrieb viele Vorteile. „Wir haben eine Grube voll Nährstoffe“, erklärt er. Nach der Aufbereitung dagegen hat er Dünger bester Qualität, der sich gut vermarkten lässt, etwa wenn er in Pellets gepresst ist. Dieser enthält viel Phosphor und organischen Stickstoff, wie er beim Pflanzenanbau benötigt wird, und das Material lässt sich leichter zu Abnehmern in anderen Regionen transportieren als bei herkömmlichen Gülletransporten. Letztlich handelt es sich um hochwertigen Humus, der eine große Menge CO2 bindet. Somit tragen die Landwirte mit dem Einsatz solcher Anlagen zur Verringerung des klimaschädlichen Gases in der Atmosphäre bei, sie sollten dafür auch Klimazertifikate verkaufen dürfen.

    Die Freien Wähler im Bayerischen Landtag haben für das System nun eine Förderung in Höhe von 150000 Euro durchgesetzt. „Wir wollen das als Förderanreiz etablieren“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Fabian Mehring . Mit Kratzer und Haas ist er sich jedoch einig, dass Bau und Betrieb solcher Anlagen sich im Grundsatz wirtschaftlich selbst tragen müssen, mit der Förderung sollen die ersten Schritte dahin erleichtert werden.

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