Der Stadtberger Ulrich Koppold ist ein weit gereister Mann. Indien, die USA, Brasilien und immer wieder die Slowakei. Wer viel in der Weltgeschichte herumkommt, der bekommt auch viele Gäste. Denen zeigt der 69-Jährige seine Heimat auf ganz besondere Weise: mit dem Fahrrad. Zwischen einem Besuch in der Slowakei und der Fortsetzung einer Wanderung durch das Piemont hat er den radelnden Reporter auf diese Tour, die als Höhepunkt mitten durch das Herz der Stadt Augsburg führt, mitgenommen. Es ist in der Tat ein ganz besonderes Gefühl, vom Kopfsteinpflaster in der Maximilianstraße durchgeschüttelt zu werden.
Durch die Wellenburger Allee
Zunächst aber ist ein Runde Entspannung abgesagt. Vom Parkplatz an der Sportanlage in Stadtbergen geht es los in östliche Richtung. Vor der B17 rechts ab in den Elmer-Fryar-Ring und vorbei am Fryar-Circle über die Augsburger Straße hinweg im Zick-Zack-Kurs Ackerweg, Steinackerweg, Frühlingsstraße, Säulingstraße – dann auf die Lohfeldstraße Richtung „Wäldle am Köpfle“. Durch den fährt man, nachdem man beim Tennisgelände des TSV Leitershofen rechts abgebogen ist. Wenn man aus den nach Regenfällen etwas sumpfigen Wegen aus dem Wald wieder heraus in den Waldmeisterweg kommt, sieht man rechter Hand schon die Wellenburger Allee. Auf dem Radweg neben der Allee geht es bis zum Fuggerschloss.
Abstecher zum Anhauser Weiher
Zeit für einen Abstecher? Klar! An der rechten hinteren Ecke des Parkplatzes der Schlossgaststätte führt der Schotterweg rechts und gleich wieder links hinauf zum Anhauser Weiher. Ulrich Koppold betrachtet den strammen Anstieg als Training für seine Bergtouren, über die er als Autor für den Deutschen Alpenverein (alpenvereinaktiv.com) berichtet. „Manchmal fahre ich abends noch hierher, um ein bisschen inne zu halten. Das ist Entspannung pur.“
Man müsse nur schneller fahren, als die Bremsen fliegen können. „Aber jetzt halte ich erst mal meine Klappe“, sagt der ehemalige Lehrer für Mathematik, Physik und IT am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß, der sich seit 2016 im Ruhestand befindet. Heute sind Sprachen sein Hobby. Zurzeit lernt er Slowakisch. „Ich habe noch so viel vor“, lächelt der Mann, der erst vor wenigen Jahren eine schwere Krankheit überwunden hat. „Sport kann den Krebs nicht verhindern, aber Sport hilft, gut durch die Erkrankung zu kommen“, spricht er offen: „Ich war der einzige, der mit dem Fahrrad zur Chemotherapie gekommen ist.“
Auf dem Rückweg zweigt man an der Wegkuppe rechts und gleich wieder links ab. Auf verwegenen Pfaden geht es über Stock und Stein und tiefe Rillen durch den Wald zurück zur Schlossgaststätte. Rechts ab fährt man nun den Radweg nach Bergheim, auf der Hauptstraße durch den Ort bis zum Gasthof Jägerhaus und biegt dort nach links in die Goldwiesenstraße ein. 300 Meter später geht es rechts ab auf einen geteerten Feldweg, den Moosgrabenweg. An der ersten Weggabelung geht es links und kurz darauf wieder rechts. Auf der Bannackerstraße kommt man schließlich zur Wertachbrücke, die mit einer Ampelanlage versehen ist.
Rast am Wertachstausee
Vorbei an den Wertachkliniken fährt man kurz nach dem Ortsschild Bobingen links ab auf den Ah-Weg (der heißt wirklich so). „Das ist der südlichste Punkt der Tour“, erklärt Ulrich Koppold. Ein kleiner Abstecher zum Wertachstausee darf nicht fehlen. Dort machen drei Männer aus Bobingen und Inningen Rast. „Wir treffen uns jeden Tag um dreiviertel elfe“, verrät das Trio im breitesten schwäbischen Dialekt.
Waren diese älteren Herrschaften noch sehr gemütlich, überholen uns auf dem Kiesweg an der Wertach entlang doch etliche ungeduldige Rennfahrer. Dabei hat der renaturierte Flusslauf, indem sich wieder Inseln befinden, so viel für das Auge zu bieten. Das ist Natur pur. An Inningen vorbei, durch den Wertachauwald hindurch, stoßen wir an der Gögginger Erlöserkirche wieder auf die Wellenburger Allee.
Hier geht es rechts ab. An der Gabelung mit Ampel hält man sich halblinks in die Butzstraße. Nach der Hessing-Klinik links ab in die Aprichstraße und am Gögginger Friedhof vorbei bis zur B17. Auf dem Radweg neben der vierspurigen Stadtautobahn wird zunächst bei der Unterführung in Höhe der Oskar-von-Miller-Straße die Straßenseite gewechselt, dann die Eichleitnerstraße überquert. Nun geht es über die Unterfeld- zur Firnhaberstraße. Nachdem man die Localbahngleise passiert hat, fährt man rechts zwischen der Kleingartenanlage Hochfeld und dem Messezentrum hindurch über den Alten Postweg hinweg zur Werner-von-Siemens-Straße. Nachdem man an der Nagelschmiede die Haunstetter Straße gequert hat, geht es leicht abwärts an der Sportanlage Süd mit dem DAV-Kletterzentrum vorbei und dann links zum Stempflesee.
Stempflesee gegen den Uhrzeiger
Diesen umrundet man etwa ein Viertel gegen den Uhrzeiger und biegt dann rechts ab auf die „Waldautobahn“ Richtung Norden. Dort warten der Eiskanal mit olympischer Kanustrecke und der Hochablass über den Lech. „Ein Muss für meine Besucher“, sagt Ulrich Koppold. Speziell für die aus der Slowakei, wo der Kanusport ebenfalls einen hohen Stellenwert hat.
Zunächst geht es auf gleichem Weg durch den Siebentischwald zurück. An der Kreuzung nun aber nach rechts, bis man den Parkplatz von Zoo und Botanischem Garten erreicht. Zwischen diesen beliebten Ausflugszielen hindurch den Dr.-Ziegenspeck-Weg entlang und beim Parkhäusl rechts in die Professor-Steinbacher-Straße hält man sich nach der Bahnunterführung links und fährt hoch über die Brücke über die Inverness Allee (B300) bis zur Baumgartnerstraße. Vor der Grundschule am Roten Tor geht es nach links in die Schülestraße und nach einem Stück auf der Haunstetter Straße sieht man schon die Freilichtbühne. „Das beste kommt immer zum Schluss“, lacht Ulrich Koppold.
Daran hält sich der Hobby-Fotograf und -filmer auch bei den Filmen über seine Reisen, die er dann im eigenen Kellerkino vorführt. Dort hat er eine 2,80 Meter große Leinwand und einen Beamer zur Verfügung und gönnt sich auch mal den einen oder anderen Kunstgenuss, auf den er während Corona verzichten musste.
Maximilianstraße, Rathaus, Perlachturm
Jetzt jagt ein Highlight das andere. Wie im Film laufen die Sehenswürdigkeiten an den Radlern vorbei. Das Rote Tor, die Wassertürme des UNESCO-Welterbes, die Augsburger Puppenkiste in der Spitalgasse. Den Milchberg hinauf an St. Ulrich vorbei durch die prächtige Maximilianstraße und weiter am Renaissance-Rathaus von Elias Holl und Perlachturm vorbei zum Dom.
Man muss schwer aufpassen, dass man zwischen diesem Feuerwerk an Sehenswürdigkeiten, den vielen rücksichtslosen Gehwegparkern, Straßenbahnen, wuseligen Paketboten und irrlichternden Touristen den Überblick nicht verliert.
Ein Platz zum Reflektieren
Vor dem Dom wird es wieder ruhiger. Vorher geht es links in die Peutingerstraße. Durch den Fronhof sowie dem Burggrafenturm bis zum idyllischen Hofgarten schiebt man das Fahrrad am besten. „Eine Oase der Ruhe mitten in der Stadt“, ist Koppold immer wieder begeistert. Hier kann man die Tour noch einmal reflektieren, bevor es zum Endspurt geht.
Der führt durch einen Torbogen in die Theaterstraße, rechts durch die Heilig-Kreuz-Straße bis zum Ottmarsgäßchen werden die evangelische und die katholische Heilig-Kreuz-Kirche umfahren. Dann geht es über die Frölichstraße zum Hauptbahnhof. Auch das wäre ein idealer Platz als Start- und Zielpunkt für die Augsburg-Sightseeing-Tour. Ansonsten fährt man durch die Pferseer Unterführung weiter bis zur Luitpoldbrücke. Dass diese auch Obdachlosen als Unterkunft dient, erfährt der radelnde Reporter von Ulrich Koppold, der sich auch bei der Augsburger Wärmestube engagiert.
Zwischen Kanal und Wertach geht es bis zum Fußgängersteg auf Höhe der Gollwitzerstraße. Hier handelt es sich um eine Fahrradstraße. Ebenso wie bei der Färberstraße und Treustraße. Nach einer rechts-links-Kombination erreicht man den Radweg durch den Sheridanpark. Auf Höhe des Spielplatzes biegt man nach links in den Mietek-Pemper-Weg und dann in den General-Cramer-Weg. Letzter führt unter der B17 hindurch direkt auf den Kreisverkehr an der Panzerstraße und nach wenigen Metern ist man wieder am Parkplatz.
Fazit
Eine reizvolle Radtour ohne größere Anstiege, die für die ganze Familie geeignet ist und auch etwas für das Auge bietet. Wenn man sich den Attraktionen in der freien Natur und den Sehenswürdigkeiten in Augsburg widmet, kann daraus durchaus ein Tagesausflug werden. Einkehrmöglichkeiten sind genügend vorhanden.
Fakten
- Streckenlänge: ca. 39 Kilometer. Höhenmeter 101. Zeitbedarf 3 bis 4 Stunden
- Besonderheiten am Wegesrand: Wellenburger Allee und Fuggerschloss, Wellenburger Weiher, Wertachstaustufe Bobingen, renaturierte Wertach, Stempflesee, Kanuslalomstrecke am Eiskanal, Hochablass, Zoo, Botanischer Garten, Freilichtbühne, Rotes Tor, Handwerkermuseum, Wassertürme als Teil des UNESCO-Welterbes, Basilika St. Ulrich und Afra, Maximilianstraße, Rathaus, Perlachturm, Dom, Hofgarten.
- Einkehrmöglichkeiten: Schlossgaststätte Wellenburg, Jägerhaus in Bergheim, Wertachgaststätte Inningen, Waldgaststätte Parkhäusl, Gastronomie in der Augsburg Innenstadt, Riegele Wirtshaus.
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