In den vergangenen Tagen waren fast schlagartig die Temperaturen auf einstellige Werte abgesunken. Doch noch ein weiteres Phänomen, welches das abrupte Ende der heißen Jahreszeit ankündigte, war im gesamten Landkreis Augsburg zu beobachten: Auf den Feldern versammelten sich Scharen von Störchen, um gemeinsam wärmere Gefilde in Richtung Süden aufzusuchen, anderswo machen sich dieser Tage auch zahllose Fluggänse bereit, ihrem ausgedehnten Vogelzug anzutreten.
Dass sich viele Menschen wieder verstärkt für die heimische Vogelwelt und deren Lebensräume interessieren, führt jedoch noch eine ganz andere Aktion vor Augen: Fast zeitglich zum Beginn der großen Zugvogelwanderungen ist seit einigen Tagen nun ganz Deutschland aufgerufen, sich eigenhändig an der Wahl des „Vogel des Jahres 2025“ zu beteiligen. Dabei handelt es sich keineswegs nur um eine reine Formalität, sondern um ein wohlüberlegtes Konzept, das die Bürgerinnen und Bürger für sehr viel umfassendere Naturschutzthemen sensibilisieren soll, wie Martin Rümmler vom Naturschutzbund (NABU) erklärt: „Die einzelnen Kandidatenarten stehen jeweils symbolisch für ein eigenes Naturschutzthema, das sie betrifft und das in den Fokus gerückt werden soll. Dabei stehen die Arten in der Regel auch immer in Vertretung anderer Arten, ganzer Lebensräume und sogar Lebensgemeinschaften.“ Je nach Vogelart und Gefährdungsstatus käme dem Experten zufolge der Titel „Vogel des Jahres“ auch der jeweiligen Art zugute. So etwa sollen durch die große Medienpräsenz die Menschen motiviert werden, der jeweiligen Art zu helfen – sei es durch Spenden oder auch ehrenamtliche Mitgliedschaften in den Naturschutzverbänden.
Diese Kandidaten stehen heuer zur Wahl zum Vogel des Jahres
· Unter anderem geht dabei der Kranich ins Rennen, von welchem laut Angelika Nelson vom Landesverbund für Vogelschutz (lbv) viele Menschen vielleicht gar nicht wissen, dass dieser mitten an den bayerischen Seen, Sümpfen und Flussauen seine angetrauten Lebensräume besitzt. Mit seiner Aufstellung soll auf die zunehmende Versiegelung der Böden und Trockenlegung der Moore aufmerksam gemacht werden.
· Der Hausrotschwanz hingegen ist der heimliche „Untermieter“ von uns Menschen mitten in der Stadt – und ein dankbarer Mitbewohner von Häuser und Gärten. Doch durch zunehmende Mauerwerk-Sanierungen und kurzgeschorene Rasenanlagen geht sein Lebensraum immer mehr verloren.
· Den heimischen Schwarzstorch bekommt man nur sehr selten zu Gesicht – versteckt er sich doch gerne in tiefen Uferdickichten mitten in den Wäldern. Verbaute Bachufer und abgestorbene Gewässer entziehen ihm immer mehr die Nahrungsgrundlage.
· Wer des Nächtens ein unheimliches „Hu-huuu!“ zu Gehör bekommt, hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine Waldohreule in seiner Nähe. Ihre großen Probleme sind vor allem kahlgeschnittene Wiesen und der zunehmende Pestizid-Auftrag auf den Feldern.
· Letztendlich stellt sich auch noch der Schwarzspecht mit seinem berühmten Schnabelgetrommel an den Bäumen zur Wahl – solange er noch wildwachsende Bäume findet. Kahlschläge und monotone Baumplantagen machen allerdings auch ihm das Leben schwer.
„Wer an der Wahl teilnimmt, hilft der Natur auch 2025, eine Stimme zu geben und einen starken Botschafter für ihren Erhalt zu finden“, sagt Angelika Nelson dazu. Dass sämtliche Kandidaten als „ungefährdet“ eingestuft sind, dürfe dabei nicht täuschen: „Vor allem Arten, die besonders empfindlich auf Veränderungen reagieren, können schnell gefährdet sein. Die Zerstörung ihres Lebensraums bedroht ihren Bestand und es kann rasch zu Veränderungen im Status, von nicht-gefährdet auf gefährdet, kommen.“
Wo fliegen die ganzen Störche hin?
Doch was macht derzeitig nun der altbekannte Weißstorch, der bereits ebenfalls schon zweimal als „Vogel des Jahres“ gekürt worden war? Dass diese Tiere offensichtlich gerade in verschiedene Himmelsrichtungen entfliegen, soll nicht weiter verwundern, wie Rümmler berichtet. So würden die weiter östlich lebenden Exemplare den Flug in Richtung Naher Osten und weiter nach Ostafrika bevorzugen – die westlichen Tiere steuerten lieber Spanien und Westafrika an. Und die geografische „Trennungslinie“ zwischen beiden, auch „Zugscheide“ genannt, ist hierzulande mitten im Augsburger Landkreis angesiedelt.
Info: Die Teilnahme zur Wahl des „Vogel des Jahres 2025“ ist noch bis zum 10. Oktober möglich unter vogeldesjahres.de.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden