Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: Warum im Landkreis Augsburg weniger Wohnungen gebaut werden

Landkreis Augsburg

Warum im Landkreis Augsburg weniger Wohnungen gebaut werden

    • |
    Auf diesem Grundstück in Leitershofen sollen Anfang 2026 insgesamt 34 Wohnungen bezogen werden können. Nötig wären im Landkreis Augsburg noch viel mehr.
    Auf diesem Grundstück in Leitershofen sollen Anfang 2026 insgesamt 34 Wohnungen bezogen werden können. Nötig wären im Landkreis Augsburg noch viel mehr. Foto: Marcus Merk

    Wer hier einmal wohnt, wird es schön haben. Mitten in Leitershofen, zwischen Garten- und Augsburger Straße, wird eine exklusive Wohnanlage mit 34 Einheiten entstehen, mit der in dieser Woche mit einem offiziellen Spatenstich begonnen wurde. Zum zweiten Mal in den vergangenen Jahren wird der Gersthofer Bauträger Infrabau in der fast benachbarten Stadt Stadtbergen aktiv, erst vor Kurzem hat der die Anlage „Am Anger“ mit 55 Wohnungen umgesetzt. Im heutigen Umfeld ist das fast schon eine Seltenheit, obwohl Wohnungen auch im Landkreis Augsburg dringend gesucht werden. 

    Nicht nur gestiegene Bau- und Energiekosten belasten den Wohnungsmarkt und lassen die Preise für Käufer steigen. Bauträger und -unternehmer berichten von einer weiteren Schwierigkeit. Es geht um lange Genehmigungszeiten. Von denen spricht auch der Geschäftsführer von Infrabau, Wolfgang Wagner, beim Spatenstich zu einem neuen Projekt in Leitershofen. Dort sollen an der Gartenstraße 34 Wohnungen entstehen. Die Vorgeschichte beginnt schon vor vier Jahren, als die Firma am 30. September 2019 den Kaufvertrag für das Grundstück unterschrieben hat. Bis zum Sommer 2023 hat es dann gedauert, bis die endgültige Genehmigung vorlag. Jetzt hofft

    Vom Grundstückskauf bis zum Spatenstich vergingen vier Jahre

    Eine lange Zeit bis zur ersten Bewegung auf der Baustelle, während der Bauunternehmen oder Bauträger auch in finanzielle Vorleistung gehen. Nicht immer lässt sich diese Zeit im Moment für die Firmen überbrücken. Während Infrabau als Bauträger vor allem mit regionalen Handwerksfirmen zusammenarbeitet, macht das eines der größten Bauunternehmungen aus dem Landkreis, M. Dumberger aus Königsbrunn, anders. „Wir haben alle Baugewerke im Haus“, so Michael zusätzlich zu den gestiegenen Kosten im Bau noch zu Verzögerungen beim Beginn einer Baustelle kommt, kann es kritisch werden.

    So wie bei der Firma M. Dumberger: Sie hat aktuell Kurzarbeit für vier Baukolonnen aus dem Bauhauptbetrieb angemeldet, wie Michael Dumberger bestätigt. Er beschreibt die Zwangslage, in der er als Unternehmer steckt: Für diesen Herbst hatte er fest mit dem Beginn der Arbeiten am nächsten Abschnitt des Langweid Village im nördlichen Landkreis gerechnet. Völlig unabsehbar für ihn als Unternehmen sowie die Gemeinde sei es im Sommer jedoch zu einer Veränderung im Ablauf bei den Genehmigungsprozessen gekommen. Das beträfe nicht nur diese eine Baustelle, sondern mehrere Objekte, mit denen er beginnen wollte. 

    Die Firma Dumberger hat Kurzarbeit für das Bauhauptgewerk angemeldet

    Und so hätten die Baukolonnen im Moment einfach nichts zu tun. Kurzarbeit, angemeldet bislang bis Ende des Jahres, sei deshalb für diese Mitarbeiter unvermeidlich gewesen, auch wenn die Entscheidung nicht leicht gefallen sei. Noch hofft er, dass es auf mehreren Baustellen, nicht nur in Langweid, im Frühjahr weitergehen könnte. Doch die gesamte Baubranche leidet aktuell unter mehreren Faktoren. Sind Genehmigungsverfahren überwunden und gestiegene Kosten einkalkuliert, müssen freilich auch Käufer für die Objekte gefunden werden. 

    „Wir sehen die Lage inzwischen, ganz vorsichtig, positiv“, sagt Christian Wohlrab, Geschäftsführer des Bauunternehmens Höfle und Wohlrab (hbw) aus Thannhausen, das im Landkreis aktuell mit einer Wohnanlage im Gessertshauser Ortsteil Deubach befasst ist. Wichtig im Baugeschäft sei das Vertrauen der Käufer in den Bauträger oder das Bauunternehmen. Verträge seien schließlich die Voraussetzung, überhaupt einen Kredit von der eigenen Bank zu bekommen. Noch vor Kurzem reichte es dafür aus, zehn Prozent der geplanten Wohnungen verkauft zu haben. „Jetzt müssen es die Hälfte der Wohnungen sein“, sagt

    Die Sparkasse spricht von veränderten Marktbedingungen

    Das hat einen Grund, erklärt Tobias Kofler aus dem Vorstandsstab der Sparkasse Schwaben-Bodensee. Käuferinnen und Käufer von Immobilien hätten monatlich ein gewisses Budget zur Verfügung. Steigen Zinsen, kann weniger getilgt werden. Die Folge: Es werden kleinere Objekte oder Objekte aus dem Bestand gekauft. Aber auch er spricht davon, dass sich die Lage ganz leicht entspannt. „Nach einem spürbaren Rückgang der privaten Wohnungsbaukredite in der ersten Jahreshälfte hat sich die Nachfrage inzwischen auf einem deutlich niedrigeren Niveau stabilisiert.“

    Dennoch: Für Bauträger hätten sich gleichzeitig durch Kostensteigerungen die Kalkulationen von Objekten verschlechtert. „Diese Entwicklungen führen nun vermehrt dazu, dass Bauträgerprojekte nicht realisiert werden können oder verschoben werden müssen. Die Vergabekriterien haben sich also nicht wesentlich verändert, wohl aber die Marktbedingungen“, so Tobias Kofler. Auch das Landratsamt bestätigt eine insgesamt weiter zurückgehende Bautätigkeit. Gingen in der Behörde zwischen dem 1. Januar 2022 und dem 4. Oktober 2022 noch 1214 Bauanträge ein, waren es im selben Zeitraum 2023 nur noch 1001. 

    In Leitershofen kostet der Quadratmeter 6800 Euro

    Zurück zur Baustelle von Infrabau in Stadtbergen. Nachfrage und Interesse an den Wohnungen gebe es reichlich, sagt Wolfgang Wagner. Berechne er alle Kosten ein, liege der Quadratmeterpreis für die Anlage bei 6800 Euro. Im Durchschnitt haben die 34 Wohneinheiten etwa 100 Quadratmeter. Ein Preis, der auch zu Kritik führt, wie Stadtbergens Bürgermeister Paulus Metz weiß. „Ich höre oft, wir würden doch eher günstigen Wohnraum benötigen. Aber jeder Käufer, der hier einzieht, macht ja auf der anderen Seite günstigeren Wohnraum frei. Das ist ein Kreislauf.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden