Wenn sich die Führungsriege des Bunten Kreises trifft, um wohltätige Projekte für kranke Kinder und ihre Familien in ganz Schwaben zu planen, hat Markus Pfeffinger auch immer die Finanzen genau im Blick. Das liegt dem 53-Jährigen, der seit gut einem Jahr der neue Geschäftsführer ist, sozusagen im Blut. Denn bislang war der Familienvater aus Bobingen über 30 Jahre lang Bankkaufmann bei der Sparkasse Schwaben-Bodensee, vormals Kreissparkasse Augsburg, mit einem erfolgreichen Werdegang.
Wie kommt es, dass ein Banker, der bereits die Karriereleiter ein beachtliches Stück nach oben geklettert ist, nach über 30 Jahren auf die Seite der Wohltätigkeit wechselt? „Ja, das war schon ein waghalsiger Schritt“, gibt Markus Pfeffinger zu. Aber in die gemeinnützige Arbeit sei er so hineingewachsen, und sie habe ihm, ebenso wie sein Beruf, riesigen Spaß gemacht. Bis sich beides zeitlich schließlich nicht mehr vereinbaren ließ. „Als ich irgendwann angefangen habe, am Wochenende in der Früh um 5 Uhr E-Mails zu verschicken, wusste ich, das geht nicht mehr lange so weiter“, erinnert sich Pfeffinger. Vor zwei Jahren gab er schließlich seine Karriere im öffentlichen Dienst mit all seinen Vorteilen auf und wurde Geschäftsführer bei der „Bunte Kreis Nachsorge gGmbH“. Heute hat der Bunte Kreis rund 190 Mitarbeitende in Augsburg, Memmingen und Kempten. Aktuell werden jährlich weit über 2000 Familien in der Region Schwaben unterstützt. In Stadtbergen gibt es seit 2015 das Therapiezentrum Ziegelhof.
Als betroffener Vater versteht man besser den Kraftakt für die Familien
Der Bunte Kreis und seine Projekte zugunsten von schwerkranken Kindern und ihren Familien lag Markus Pfeffinger schon jahrelang besonders am Herzen. Nicht nur, dass er selbst Vater eines Sohnes ist, der an einem Gendefekt leidet. Über die Jahre war er schon bei der Sparkasse mit der Stiftung und den Verantwortlichen in engem Kontakt. „Ich war im Vorstandsstab für Spenden, das Sponsoring und gesellschaftliches Engagement zuständig“, berichtet Pfeffinger, da die Sparkasse als Sponsor die Projekte des Bunten Kreises finanz- und tatkräftig unterstützt. Nach und nach half Pfeffinger ehrenamtlich immer mehr beim Bunten Kreis mit und brachte seine betriebswirtschaftliche Expertise mit ein, ab 2017 im Kuratorium der Stiftung. Als betroffener Vater habe er natürlich einen stärkeren Bezug zu dem Thema gehabt. „Wenn man selbst sieht, womit Familien mit kranken Kindern konfrontiert sind, mit der Pflege, den formalen Hürden der Krankenkassen, weiß man natürlich, was für ein Kraftakt das sein kann“, sagt Markus Pfeffinger. Er habe sich auch mit vielen Fragen der Pflegeversicherung befassen müssen oder mit rechtlichen Einsprüchen gegen Ablehnungsbescheide. „Natürlich macht das was mit dir, mit solchen Problemen konfrontiert zu sein.“ Seine Familie habe durch die Krankheit seines Sohnes eine andere Taktung, andererseits sehe er auch „die Bereicherung, die man dadurch erfährt“.
Irgendwann musste ich die Reißleine ziehen und mich entscheiden.
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Im Laufe der Jahre hatte die Gründer-Generation beim Bunten Kreis inzwischen die Herausforderung der Nachfolge. Horst Erhardt, bisheriger Geschäftsführer der Stiftung und Ralf Otte, bisheriger Vorstandsvorsitzender, zogen sich zurück und Markus Pfeffinger wurde 2019 geschäftsführender Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Das Problem war irgendwann, dass beide Tätigkeitsfelder, die Bank mit der Fusion zur Sparkasse Schwaben-Bodensee, als auch der Bunte Kreis, immer größer und arbeitsintensiver wurden. Als für Geschäftsführerin Angelika Lang eine Nachfolge gesucht wurde, habe er sich an Weihnachten dazu entschlossen, „die Reißleine zu ziehen und mich für eines von beiden zu entscheiden.“ Und nach all der Arbeit für den Bunten Kreis „wollte ich der weiteren Verantwortung dafür auch nachkommen“. Es zog ihn einfach stärker in diese Richtung, damit das Werk der Gründer des Bunten Kreises weitergeführt werden konnte. Seit Anfang 2023 ist Pfeffinger also Geschäftsführer der Bunter Kreis Nachsorge gGmbH.
Projekte nur mit langfristigen Förderern und Spendern realisierbar
In dieser Funktion hat Pfeffinger nun alle Hände voll zu tun. Neuestes Großprojekt, das „Brückenhaus“, ein teilstationären Hospizes für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in direkter Nachbarschaft zum Therapiezentrum Ziegelhof, soll nächstes Jahr gebaut werden und wird in der Region einzigartig sein. Hier war der kühle Rechner Pfeffinger besonders gefragt: „Man muss mit solch einem Projekt ja in gewaltige Vorleistung gehen“, und das kann man sich nur leisten, indem man langfristig Förderer und Spender gewinnt, die das Projekt unterstützen und den Bunten Kreis zukunftsfähig machen. „Die Managementfunktion ist eigentlich ziemlich ähnlich zu früher bei der Sparkasse“, sagt Pfeffinger mit einem Schmunzeln. Nur der Zweck fürs Gemeinwohl sei sinnstiftender, „weil hier täglich Familien mit schwerstkranken Kindern anfragen, denen wir helfen können.“
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