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Landkreis Augsburg: Zu voller Fugger-Express: "Neun-Euro-Ticket war ein Schnellschuss"

Landkreis Augsburg

Zu voller Fugger-Express: "Neun-Euro-Ticket war ein Schnellschuss"

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    Ganz Deutschland für neun Euro erkunden - aktuell geht das. Doch das Billigangebot führt immer wieder zu überfüllten Zügen.
    Ganz Deutschland für neun Euro erkunden - aktuell geht das. Doch das Billigangebot führt immer wieder zu überfüllten Zügen. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Das Neun-Euro-Ticket der Bahn ist ein echter Kassenschlager. Schon zu Beginn des Monats hatten sich mehr als 60.000 Menschen im Augsburger Land den günstigen Fahrschein gesichert. Die Folge: Besonders im Fugger-Express zwischen Ulm und Augsburg drängen sich die Fahrgäste. Zuletzt war ein Zug in Dinkelscherben sogar so voll, dass das Bahnpersonal die Polizei rief. Für Jörg Lange vom Fahrgastverband Pro-Bahn steht fest: "Das Neun-Euro-Ticket war ein Schnellschuss."

    Schon vor Neun-Euro-Ticket waren viele Züge sehr voll

    Denn schon vor Einführung des neuen Angebots waren die Züge auf der Strecke durchs Augsburger Land regelmäßig überlastet. Zählungen des Fahrgastverbands hätten gezeigt, dass im Berufsverkehr bis zu 700 Menschen pro Zug unterwegs sind, berichtet Lange. "Fällt dann ein Zug aus, weichen viele auf den nächsten aus - und es wird sehr voll."

    Was passiert, wenn aktuell ein Zug auf der ohnehin schon viel genutzten Strecke ausfällt, wurde am Sonntag deutlich. Wie berichtet rief das Bahnpersonal die Polizei zu Hilfe, weil sich zu viele Menschen im Fugger-Express befanden. Ein Leser unserer Zeitung berichtete von "Chaos" und einem Zug, der so voll war, dass sich die Türen nicht mehr schließen ließen. Offenbar hatten einige Reisende ein Einsehen und stiegen in Dinkelscherben aus. Die Polizei jedenfalls sah keinen Grund, den Zug zu räumen. Die Bahn teilt nun auf Nachfrage mit, dass auf der Strecke die Züge des Fugger-Express aktuell wegen großer Hitze häufiger repariert werden müssen. "So kam es in den vergangenen Wochen vereinzelt dazu, dass auf der Strecke kürzere Züge gefahren wurden", so eine Sprecherin der Bahn.

    Bahn bestätigt: Mehr Fahrgäste seit Einführung des Neun-Euro-Tickets

    Grundsätzlich seien seit Einführung des neuen Tickets deutlich mehr Fahrgäste unterwegs. "Das gilt auch für den Fugger-Express", erklärt die Bahn-Sprecherin. Sie verweist auf die Webseite des Unternehmens, auf der sich Reisende schon vor dem Einstieg in den Zug informieren können, wie voll die Bahn ist. Außerdem habe die Bahn zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz. Mehr Züge gibt es allerdings nicht.

    Hätte sich die Bahn also besser vorbereiten müssen? "Als Fahrgastverband sind wir natürlich immer für mehr Züge. In diesem Fall muss man die Bahn aber in Schutz nehmen", sagt Jörg Lange vom Fahrgastverband Pro Bahn. Schließlich war eine Woche vor Einführung des neuen Tickets noch unsicher, ob es tatsächlich kommt. Hinzu komme, dass Personal auch auf der Schiene ohnehin knapp ist. "So schnell kann man nicht reagieren", sagt Lange. "Das alles ist viel zu kurzfristig auf die Schiene gelegt worden."

    Das sehen auch viele unserer Leser so. Nachdem unsere Redaktion zuletzt über die mehr als vollen Züge berichtete, wird das Thema in den sozialen Medien diskutiert. "Ich nutze seit Jahren die Bahn für fast alles im Nah- und Fernverkehr und habe mich, zunächst über das Neun-Euro-Ticket gefreut" kommentiert ein Leser. "Mit den nun in den letzten Wochen gemachten Erfahrungen warte ich sehnsüchtig darauf, dass es wieder abgeschafft wird." Ein anderer merkt an: "Die Tendenz zur Überfüllung besteht am Wochenende zwischen Augsburg und Ulm seit Jahren." Er kritisiert, dass die Bahn seit Jahren nicht mehr Züge auf der Strecke zur Verfügung stellt. "Es war absehbar, dass es dort mit dem Neun-Euro-Ticket knallen kann", kommentiert der Leser.

    Was kommt nach dem Neun-Euro-Ticket?

    Dieses neue Angebot läuft Ende August wieder aus. Was dann passiert? "Es wird sicher Zuwachs an Bahnfahrern geben", meint Jörg Lange vom Fahrgastverband Pro-Bahn. Um dauerhaft mehr Menschen zum Umstieg auf den Zug zu bringen, müssten auch auf lange Sicht neue Angebote her, fordert Lange. Er verweist auch auf das Klima-Ticket in Österreich, eine Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Der Preis beträgt 1095 Euro, also drei Euro pro Tag. Generell brauche der Regionalverkehr auf der Schiene dauerhaft mehr Fahrgäste, meint Lange. Also müsse sich die Politik fragen, was ihr mehr Kunden im ÖPNV am Ende wert sind. Lange: "Die Fahrgäste sind bereit, mehr als neun Euro zu zahlen. Aber sie können das System nicht alleine finanzieren - Autofahrer zahlen ja auch nicht für die Straßen."

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