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Lesetipp: Unterwegs im Schneepflug: So wird die A8 von Schnee und Eis befreit

Mit Tempo 50 geht es im Räumfahrzeug auf der A8 zwischen Günzburg und Augsburg hin und her. Rund um die Uhr sind die Schneepflüge der Pansuevia unterwegs.
Lesetipp

Unterwegs im Schneepflug: So wird die A8 von Schnee und Eis befreit

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    Der erste Kampf gegen die weißen Massen ist gewonnen. In zwei Schichten zu je zwölf Stunden waren die Männer der Pansuevia am Mittwoch in ihren Räumfahrzeugen unterwegs, um die A8 von Schnee und Eis zu befreien. Am Tag danach ist die für diesen Streckenabschnitt so markante rötliche Farbe des Asphalts wieder zu sehen. Doch bei Temperaturen von deutlich unter null Grad ist es fast noch gefährlicher, als bei einer geschlossenen Schneedecke: Viele Autofahrer wiegen sich in trügerischer Sicherheit und geben Vollgas. Markus Meixner ist Kolonnenführer und für die Tagschicht eingeteilt. Sein Job ist es, Streusalz und Sole auf die Fahrbahn zu verteilen, um Glatteis zu verhindern. Wir haben ihn auf seiner Tour begleitet.

    Für Markus ist die A8 Teil seines Lebens. Lange Zeit war er bei der Feuerwehr Zusmarshausen aktiv. Unzählige Male ist er bei Unfällen ausgerückt. Sonntags, nachts und an Feiertagen. Dann kam er als Straßenwärter zur Pansuevia, zuvor war er weiter süd-östlich bei der Autobahnmeisterei "autobahnplus" im Einsatz. Nun sind die knapp 60 Kilometer zwischen Augsburg und Ulm fast schon sein Wohnzimmer. Der Sessel ist ein hydraulisch gefederter Sitz im 500 PS starken MAN, die Fernbedienung ein computergesteuertes Thermologic-Gerät. "Damit wird die Temperatur auf der Fahrbahn gemessen", sagt er. Diese Werte sind entscheidend dafür, wie viel Salz über den Streuteller am Heck des Lkw auf die Straße geschleudert wird. "Gestern bei dem Blitzeis waren es zwischen 15 und 17 Gramm pro Quadratmeter", erzählt er. Heute, aufgrund der geänderten Wetterverhältnisse, sind es nur noch zwischen acht und neun Gramm. Die acht Kubikmeter auf dem Lkw sollten also für eine Tour - etwa von Jettingen nach

    Die Wurfbreite für das Streusalz beträgt elf Meter

    Kreiselnd verteilen die Rotoren im Streuteller das Salz auf die Straße. "Die Wurfbreite beträgt zur linken Seite etwa 8,50 Meter und zur rechten Seite 2,50 Meter", erklärt er. Mit 50 Stundenkilometern geht es von Gersthofen in Richtung Günzburg. Lkw donnern auf der mittleren Spur an uns vorbei. Heute ist Markus alleine unterwegs und kann daher überholt werden. "Gestern sind wir als Staffel gefahren", sagt er. Ein Schneepflug fuhr auf der linken Spur möglichst dicht neben der Betonschutzwand, die in der Mitte die A8 von der Gegenspur trennt. Von dort wurde der Schnee zur Seite geschoben, wo ihn der versetzt dahinter fahrende Lkw weiter bis zur Standspur pflügte. Das letzte Fahrzeug war ein Unimog, der anschließend die weißen Massen von dort hinter die Leitplanken beförderte.

    "Als Staffel mit ausgefahrenen Front- und Seitenpflügen fahren wir maximal 40 Stundenkilometer", sagt Markus. Ein Überholen ist dann nicht mehr möglich. "Wo wir sind, ist vorne", sagte er und schmunzelt. Dennoch würde es immer wieder Autofahrer geben, die versuchen, sich an dem Konvoi vorbeizuschlängeln. "Unverantwortlich", sagt er und schüttelt den Kopf. Gestern aber waren die Verkehrsteilnehmer ob der tückischen Glätte vernünftig. "Sie waren eigentlich recht human unterwegs", ist Markus froh. Denn: Sollte es zu einem Unfall kommen, geht es auch für die Räumfahrzeuge der Pansuevia nicht mehr weiter. "Unsere Fahrzeuge sind sogar für die Rettungsgasse zu breit", erklärt er.

    500 PS hat der MAN, der acht Kubikmeter Streusalz und 3000 Liter Sole laden kann.
    500 PS hat der MAN, der acht Kubikmeter Streusalz und 3000 Liter Sole laden kann. Foto: Marcus Merk

    Schneeräumer sind von Lenk- und Ruhezeiten befreit

    Fast ununterbrochen waren er und seine Kollegen zuletzt im Einsatz. Gerade mal für eine Tasse Kaffee hat es zwischendurch gereicht. Von den gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten der Lkw-Fahrer kann für die Schneeräumer der Autobahnmeisterei in Extremsituationen abgewichen werden. "Wir können ja dem Wetter schlecht sagen, es soll mal kurz aufhören zu schneien, weil wir eine Pause machen müssen", sagt er. Sicherheit ist dennoch oberstes Gebot. Neben Durchhaltevermögen ist aber auch Fingerspitzengefühl gefragt, wenn es gilt, die Pflugscharen einzusetzen. "Je nachdem, ob es nasser oder trockener Schnee ist, muss entsprechend der Anpressdruck der Schaufeln reguliert werden." Nur wenige Millimeter über dem Asphalt kratzt eine Stahl-Keramik-Lippe den Schnee von der Straße. Ist der Druck zu groß, würde diese Schürfleiste zu schnell abnutzen. Ist der Druck zu gering, bleibt eine geschlossene Schicht auf der Fahrbahndecke zurück. 

    Der rotierende Streuteller verteilt das Salz auf einer Breite von rund elf Metern.
    Der rotierende Streuteller verteilt das Salz auf einer Breite von rund elf Metern. Foto: Marcus Merk

    Heute ist die Fahrt jedoch vergleichsweise entspannt. "Es gibt nur mich, meinen Schneepflug und das Radio", zählt Markus die Vorteile auf, die an diesem Tag ein Schneeräumer in seinem 500 PS starken Pflug hat. Zeit, um auch ein bisschen an den nächsten Urlaub zu denken. "Am besten an ein Ziel, wo es keinen Schnee gibt", sagt er augenzwinkernd. Doch die Saison ist noch lang. Gespannt ist Markus daher, wie das Wetter an Heiligabend ist. Dabei denkt er allerdings nicht an die ganz besondere Atmosphäre einer weißen Weihnacht, sondern an die A8. "Vom 24. auf den 25. Dezember habe ich Nachtdienst", sagt er. Dann wird er wieder ganz alleine im Räumfahrzeug der Pansuevia unterwegs sein. Auf den 60 Kilometern in seinem "Wohnzimmer".

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