Tausende Menschen fliehen vor russischen Bomben aus der Ukraine. Sie finden auch im Augsburger Land Schutz. Hinzu kommen Flüchtlinge aus etlichen anderen Krisenregionen der Welt. Schon vor Wochen erklärte Landrat Martin Sailer (CSU), dass der Landkreis bei der Unterbringung an seine Grenzen stoße. Es müsse geklärt werden, wie diese Menschen europaweit besser verteilt werden können, meint der Landrat. So ist die Situation im Landkreis:
Aktuell leben im Landkreis Augsburg etwa 4330 Flüchtlinge
Aktuell sind dort so viele Schutzsuchende untergebracht, wie zuletzt während der Flüchtlingskrise 2016. In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Geflüchteten im Landkreis aber nicht – wie von Sailer befürchtet – sprunghaft angestiegen. Insgesamt lebten dort aktuell rund 4330 Flüchtlinge, teilt das Landratsamt mit. In etwa so viele waren es auch schon vor einem Monat. Darunter sind etwa 2150 Menschen aus der Ukraine, die zum großen Teil privat untergebracht werden. Die übrigen Geflüchteten leben in 68 Unterkünften im Landkreis. Sie stammen hauptsächlich aus Afghanistan, Irak, Nigeria, Syrien, der Türkei und der Ukraine. Weil die staatlichen Unterkünfte praktisch voll belegt sind, ist der Landkreis weiterhin auf der Suche nach neuen Möglichkeiten zur Unterbringung.
Deshalb ist das ehemalige Impfzentrum in Gablingen vor Kurzem zu einer Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine umgebaut worden. Dort ist Platz für etwa 60 Menschen. Von Gablingen aus sollen die Schutzsuchenden auf andere Unterkünfte verteilt werden – sofern es die gibt. Das Landratsamt teilt mit: "Sinn und Zweck der Notunterkunft in Gablingen ist gerade, dass sie als Registrier- und Verteilzentrum genutzt werden kann und deswegen immer wieder nach wenigen Tagen geräumt werden muss, ehe die nächsten Busankünfte kommen." Am Dienstag war die Unterkunft nicht belegt. Das kann sich schnell ändern – je nachdem, wie viele Geflüchtete dem Augsburger Land zugewiesen werden.
Woher kommen die Schutzsuchenden im Landkreis Augsburg?
Darunter sind nicht allein die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die versorgt und untergebracht werden müssen. Auch die Zahl der Schutzsuchenden aus anderen Ländern ist wieder massiv gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden beim Bundesamt für Migration 27,9 Prozent mehr Asylanträge gestellt als noch im Jahr zuvor. Hinzu kommen bundesweit mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine, die keinen Asylantrag stellen müssen. Ihnen ausreichend Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ist eine Herausforderung, der sich einige Kommunen nicht mehr gewachsen sehen. Sie fühlen sich alleingelassen.
Wie berichtet hat die Bundesregierung die Hilferufe von Bürgermeistern und Landräten erhört. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte angekündigt, Ende Februar oder Anfang März einen neuen Flüchtlingsgipfel organisieren zu wollen. Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, hatte jedoch gefordert, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das Thema zur Chefsache machen müsse. Nur Scholz habe die "übergreifende Kompetenz in allen uns berührenden Fragen", sagte er.
Landrat Martin Sailer: "Berlin wacht endlich auf"
Landrat Martin Sailer ist froh darüber, dass Unterstützung aus Berlin angekündigt werde. Er sagt: "Berlin wacht endlich auf." Es werde höchste Zeit, dass sich auch die Bundesregierung mit den Flüchtlingsproblemen auseinandersetzt. Zu klären seien die Fragen, ob und wie Flüchtlinge europaweit besser verteilt werden können und wie die Kommunen bessere Handlungsmöglichkeiten bekommen, diese Menschen vernünftig unterzubringen.