Zwei Jahre wurde dieser Moment herbeigesehnt: Als der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter am Samstag den Zapfhahn ins Bierfass schlug, hieß es endlich wieder "O' zapft is". Der Bierausschank auf dem größten Volksfest der Welt hatte begonnen. Rund sechs Millionen Gäste haben beim Oktoberfest 2019 an die sieben Millionen Liter Bier getrunken. Dieses Jahr kostet die Maß knapp 13,40 Euro im Durchschnitt. Eigentlich also ein guter Tag für die Brauereien. Doch im Landkreis Augsburg sind die Bierbrauer im Moment sehr besorgt. Die Energiepreise steigen und die Rohstoffe werden teurer oder sind nur noch schwer zu bekommen.
![Leopold Schwarz von der Brauerei Schwarzbräu in Zusmarshausen ist nunmehr seit 30 Jahren im Brauereigeschäft. Solche Preissteigerungen hat er in den vergangenen 20 Jahren nicht erlebt. Leopold Schwarz von der Brauerei Schwarzbräu in Zusmarshausen ist nunmehr seit 30 Jahren im Brauereigeschäft. Solche Preissteigerungen hat er in den vergangenen 20 Jahren nicht erlebt.](https://images.mgpd.de/img/100596771/crop/c1_1-w100/1533013939/880654254/mma00388.jpg)
Mehrere Brauereien im Landkreis müssen die Preise für Bier erhöhen. Und die Unsicherheiten sind weiter groß. Leopold Schwarz von der Brauerei Schwarzbräu in Zusmarshausen gibt zu bedenken, dass noch keiner vorhersagen kann, wie sich die Energiepreise im kommenden Jahr entwickeln. Drastische Kostensteigerungen habe es auch bei den Rohstoffen gegeben. Allein der Preis für Malz war schon im Frühjahr um 30 Prozent gestiegen und hat sich zum Herbst noch einmal verdoppelt. "Das sind keine üblichen Schwankungen", findet
Kohlensäure-Mangel bereitet vielen Brauereien Probleme
Besonders kritisch für die Brauereien: Die Kohlensäure wird knapp. Der Mangel an Kohlendioxid liegt nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes daran, dass wegen der gestiegenen Gas- und Strompreise weniger Düngemittel produzierte wird. Das Gas fällt hier als Nebenprodukt an. Es wird zum Bierabfüllen aber dringend gebraucht. 30 bis 40 Prozent der üblichen Kohlendioxid-Menge seien derzeit verfügbar: zu deutlich höheren Preisen. Leopold Schwarz hat schon von Kollegen gehört, die wochenweise kein Bier abfüllen konnten. "Wir hoffen von Woche zu Woche auf die Lieferung."
![Brauerei-Chefin Stephanie Schmid von der Brauerei Ustersbacher berichtet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Lohn bekommen sollen. Brauerei-Chefin Stephanie Schmid von der Brauerei Ustersbacher berichtet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Lohn bekommen sollen.](https://images.mgpd.de/img/100021112/crop/c1_1-w100/1982072298/1560703079/mma00133.jpg)
Stephanie Schmid von der Brauerei Ustersbacher hat ebenfalls von langen Lieferzeiten für Kohlensäure gehört. Die Brauerei in
Auch Staudenbräu in Walkertshofen kommt nur schwer an Rohstoffe
Franz Schorer ist Juniorchef der Familienbrauerei Staudenbräu in Walkertshofen. Er sagt, der Bierabsatz wäre derzeit super, wären da nicht die Schwierigkeiten, Rohstoffe zu beschaffen. "Eigentlich ist gerade alles schwierig herzubekommen. Da sind mittlerweile sogar die schrecklich hohen Preise schon zweitrangig", berichtet Schorer. Wichtig sei, dass er die Produktion überhaupt aufrechterhalten kann.
Noch habe er glücklicherweise keine Einschränkungen vornehmen müssen, er wisse aber nicht, wie sich die Lage weiterentwickeln wird – so schlecht, wie die Aussichten gerade sind. "Ich habe von anderen Brauereien gehört, dass sie teilweise die Produktion von Wasser oder Limo einstellen mussten, weil Zucker und CO2 fehlen." Trotz allem wolle er nicht schwarzmalen, sagt Schorer: "Positiv ist, dass die Kunden immer noch regional eingestellt sind." Gefragt sei bei Staudenbräu passend zur Volksfestzeit gerade Festbier und Bockbier. "Je kälter es wird, desto stärker und dunkler werden die Biere", sagt der Juniorchef.
![Selbst Etiketten sind teurer geworden. Selbst Etiketten sind teurer geworden.](https://images.mgpd.de/img/100895673/crop/c1_1-w100/1799475765/978135135/mma0451.jpg)
Bei den Brauereien Ustersbacher und Schwarzbräu liegt dagegen das Helle im Trend. Es sei leichter als andere Sorten und werde auch zum Durst löschen getrunken, erklärt Stephanie Schmid. Außerdem greifen immer mehr Kunden zur 0,33 Liter-Flasche. Leopold Schwarz hat beobachtet, dass auch die Nachfrage nach Brauereibesichtigungen steige. Er sei manchmal sehr beeindruckt, wenn er feststellt, wie gut manch einer über das Bierbrauen Bescheid weiß: "Bier spielt in der emotionalen Welt vieler Menschen eine wichtige Rolle."