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Landkreis Augsburg: Teurer Winter im Augsburger Land: "Viele werden in Bedrängnis geraten"

Landkreis Augsburg

Teurer Winter im Augsburger Land: "Viele werden in Bedrängnis geraten"

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    Ein Blick auf den Gaszähler dürfte bei vielen Menschen im Augsburger Land in den kommenden Wochen und Monaten für ein ungutes Gefühl sorgen.
    Ein Blick auf den Gaszähler dürfte bei vielen Menschen im Augsburger Land in den kommenden Wochen und Monaten für ein ungutes Gefühl sorgen. Foto: Jens Büttner, dpa (Symbolbild)

    Für viele Menschen im Augsburger Land droht der Winter teuer zu werden. Anbieter von Strom und Gas verdoppeln ihre Preise. Weitere Erhöhungen sind möglich. Nach und nach flattern die neuen Abrechnungen in die Briefkästen. Die Lechwerke (LEW) gehen teilweise von Mehrkosten von über 1500 Euro pro Familie aus. Ein Schuldnerberater befürchtet, dass viele bald nicht mehr wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen.

    Jährlich über 1500 Euro Mehrkosten für Gas im Kreis Augsburg

    "Es gibt schon jetzt erste Fälle, bei denen Menschen zu uns kommen, die ihre deutlich höheren Energie-Zahlungen nicht mehr bewältigen können", sagt Harald Eckart. Er ist Leiter der diakonischen Schuldner- und Insolvenzberatung für den Landkreis Augsburg und hilft Menschen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Eckart befürchtet, dass diese Entwicklung noch Fahrt aufnehmen wird. "Wir rechnen für den Winter mit deutlich mehr Andrang." Grund dafür sind die seit Wochen stark ansteigenden Energiekosten.

    Die Lechwerke verdoppeln ihre Gaspreise bei Kundinnen und Kunden, die keine vertragliche Preisgarantie haben. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von etwa 20.000 Kilowattstunden bedeutet das Mehrkosten von jährlich 1560 Euro, wie es vonseiten eines LEW-Pressesprechers auf Nachfrage unserer Redaktion heißt. "Auch beim Strom werden sich die massiven Preisanstiege absehbar bei den Stromkunden von LEW niederschlagen." Wie teuer der Strom wird, sei noch unklar. Dabei hänge vieles von den weiteren Entwicklungen der Gasumlage und eines möglichen Preisdeckels ab.

    Auch die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises (WBL), Herrin über 5000 Wohnungen im Augsburger Raum, zieht bei den Preisen für Mieterinnen und Mieter an. "Unsere Heizkosten-Vorauszahlungen werden sich verdoppeln", sagt WBL-Chef Josef Hartmann auf Nachfrage. Sie könnten sogar noch weiter steigen. "Wie hoch die Abschlusszahlungen dann am Ende ausfallen, kann man noch nicht sagen." Erste Mieter wenden sich schon jetzt mit Sorgen an die WBL, so Hartmann. Unternehmen gehen deshalb davon aus, dass viele Menschen ihre Rechnungen künftig nicht mehr bezahlen können. "Natürlich rechnen wir damit, wir werden deshalb finanzielle Mittel zur Abfederung bereitstellen müssen", sagt Hartmann. Ähnliches spielt sich bei den Lechwerken ab. "Auch wir rechnen mit verstärkten Zahlungsausfällen; in welcher Größenordnung, ist derzeit jedoch noch nicht absehbar."

    So lässt sich beim Heizen Energie sparen

    Raumtemperatur prüfen: Jedes Grad weniger spart sechs Prozent Heizkosten.

    Heizung entlüften: Regelmäßiges Entlüften Ihrer Heizkörper spart 15 bis 30 Prozent Energie.

    Stoßlüften: Statt längerem Lüften auf Kipp verbraucht man beim Stoßlüften weniger Energie.

    Rollläden schließen: Abends die Rollläden runter, um Wärme im Raum zu halten.

    Zeitschaltuhr aktivieren: Oftmals heizt eine Warmwasser-Pumpe, obwohl gerade kein Warmwasser gebraucht wird. Eine Zeitschaltuhr für die Pumpe kann sich lohnen.

    Heizrohre isolieren: Wenn es im Heizungskeller wärmer als in anderen Kellerräumen ist, kann das an schlecht isolierten Heizungsrohren liegen, die für Wärmeverluste sorgen.

    Hydraulischer Abgleich bei Heizkörpern: Ein Fachmann kann dafür sorgen, dass jeder Raum die richtige Wärmemenge erhält. (Quelle: LEW)

    Wie viele Menschen im Kreis Augsburg von den hochschnellenden Gaspreisen betroffen sind, wird klar, wenn ein Blick auf die Neubauten der vergangenen Jahre geworfen wird. Zwischen 2016 und 2020 wurden im Landkreis etwa 3300 Wohnhäuser fertiggestellt. Knapp die Hälfte davon wird mit Gas beheizt. Erneuerbare Energien als vorrangige Heizung beziehen nur 37 Prozent aller neuen Wohnungen.

    Energiepauschale reicht für Menschen im Landkreis nicht

    Bei der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk unserer Zeitung, gehen zunehmend Anträge von hilfsbedürftigen Menschen wegen der Energiekosten ein. Geschäftsführer Arnd Hansen erklärte dazu im Rahmen eines Spendenaufrufs, dass Menschen aus allen Altersgruppen nun in finanzielle Probleme geraten. "Es sind vor allem Alleinerziehende mit mehreren Kindern, aber auch Seniorinnen und Senioren, die ohnehin schon an der Grenze zur Armut leben." Viele davon wohnen in alten, schlecht isolierten Häusern, so Hansen.

    Immerhin: Mit der Energiepauschale in Höhe von 300 Euro gibt es für viele Menschen eine erste Entlastung. Dass diese nicht ausreichen wird, um die Mehrkosten auszugleichen, steht aber schon fest. Harald Eckart von der Diakonie-Schuldnerberatung rechnet daher auch mit Problemen für breite Gesellschaftsschichten. "Nicht nur die Haushalte, die jetzt schon zu uns kommen, werden davon betroffen sein, sondern auch Angehörige der Mittelschicht, die dann nicht mehr wissen, wie sie ihre Kosten bewältigen sollen." Bisher halten sich bei einigen Menschen die sichtbaren Auswirkungen noch in Grenzen, so Eckart. "Aber über vielen schweben dunkle Wolken, die sie noch gar nicht sehen, viele werden in Bedrängnis geraten."

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