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Foto: Marcus Merk (Symbolbild)
Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

Solange die Tafel in Diedorf keine neuen Ehrenamtlichen bekommt, kann sie keine neuen Kunden aufnehmen.

Landkreis Augsburg
11.05.2023

Aufnahmestopp bei Tafel: Einrichtungen im Kreis Augsburg haben wenig Helfer

Von Jonathan Lyne

Die Tafel in Diedorf hat einen Aufnahmestopp verhängt. Der Grund: zu wenig Ehrenamtliche. Auch bei den anderen Tafeln im Augsburger Land wird es langsam eng.

Eine Tafel hat zwei Grundprinzipien, sagt Ekkehard Bitterolf, Verwaltungsleiter der Tafel in Diedorf. Zum einen, übrig gebliebene Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten. Zum anderen, Menschen zu helfen. Das zweite Grundprinzip muss die Tafel in Diedorf nun einschränken. Sie kann keine neuen Kunden und Kundinnen aufnehmen. Sie hat zu wenig Helferinnen und Helfer. Wer nun in nächster Zeit neu kommt, wird weggeschickt.

Ingrid Endreß hat die Tafel in Diedorf mit aufgebaut. Nun hört die 80-Jährige auf – und reißt damit eine große Lücke. Es gibt viel zu tun: die Waren abholen, aufbereiten und ausgeben, aber auch organisatorische Aufgaben im Hintergrund. "Bis wir keine neuen Ehrenamtlichen gefunden haben, können wir keine neuen Personen aufnehmen", sagt Bitterolf. Die Entscheidung sei sehr schwergefallen, die Situation belastend. 

Für die Tafel in Diedorf arbeiten insgesamt knapp 40 Ehrenamtliche, die Zahl sei in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben, sagt Bitterolf. Das Problem: Die Anzahl der Kunden ist zuletzt deutlich gestiegen, auch durch viele Geflüchtete im Landkreis aus der Ukraine. Durch die Inflation und gestiegene Lebensmittelpreise seien es noch mal mehr Kunden geworden, sagt Bitterolf. Bis zu 70 Personen kommen jeden Donnerstag, oft mit Familie. 

Die Tafel in Fischach sucht junge Ehrenamtliche

Auch bei der Tafel in Fischach ist die Zahl der Kunden und Kundinnen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, berichtet Initiator Peter Reidel. Ein Aufnahmestopp wäre für ihn allerdings die letzte Option. Er sagt aber auch: "Was man bräuchte, wären jüngere Helfer, die richtig belastbar sind." Fast alle seine Ehrenamtlichen sind im Rentenalter. Bei den älteren Helfern müsse er darauf achten, dass sie nicht zu viel arbeiten, sagt Reidel.

Sollten Ehrenamtliche aufhören und die Kundenzahl weiter steigen, schließt auch Reidel einen Aufnahmestopp nicht aus. Aktuell sei das Problem aber ein anderes. "Wir bekommen nicht genug Waren und müssen teilweise sehr weit fahren, um noch etwas zu bekommen", sagt er. 

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Auch bei der Tafel in Meitingen ist die Personalsituation nicht rosig, sagt Jürgen-Michael Werner, Geschäftsführer der Ökumenischen Sozialstation. "Von einem Aufnahmestopp sind wir aber noch ein Stück weit entfernt." Die Zahl der Ehrenamtlichen ist seit Jahren konstant, die Zahl der Kundinnen und Kunden ist im vergangenen Jahr auch hier deutlich gestiegen.

"Wo das hinläuft, werden wir sehen", sagt Werner, der einen Aufnahmestopp nicht ausschließen möchte: "Wenn wir es nicht mehr sauber abwickeln können, sind natürlich auch wir nicht davor gefeit." Die Tafel in Meitingen hat für sich eine Obergrenze für Kunden festgelegt. Wo diese liegt, möchte Werner nicht sagen. Sie hänge auch von der Personalsituation sowie der verfügbaren Warenmenge ab. Deswegen könne man die Obergrenze nicht an einer Zahl, sondern müsse sie an der Gesamtsituation festmachen. 

Die Tafel in Schwabmünchen hat neue Helfer dazubekommen

Bei der Tafel in Schwabmünchen wäre ein Aufnahmestopp die "absolut letzte Möglichkeit", betont Leiter Peter Wyss. Die Personalsituation sei relativ gut, und das, obwohl die Ausgabe zweimal in der Woche öffnet. Während der Corona-Pandemie seien einige junge Ehrenamtliche dazugekommen. So konnte die Tafel in Schwabmünchen den Ansturm gut bewältigen, als im vergangenen Frühjahr die Zahl der Kunden und Kundinnen deutlich stieg.

Zumindest ein bisschen hat die Tafel in Schwabmünchen ihr Angebot allerdings eingeschränkt. Früher durften Kunden zweimal die Woche kommen, mittlerweile ist das Angebot auf einmal die Woche beschränkt. Lediglich Familien ab fünf Personen dürfen weiterhin zweimal die Woche kommen. Aufgrund der guten Personallage ist Wyss für die Zukunft zuversichtlich. Er stellt aber auch klar: "Wir sind dankbar um jeden, der neu kommt."

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