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Landkreis Augsburg: Steigende Preise im Supermarkt: Die Einkaufswagen sind jetzt leerer

Landkreis Augsburg

Steigende Preise im Supermarkt: Die Einkaufswagen sind jetzt leerer

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    Die Preise für Lebensmittel steigen stark, viele Verbraucher vergleichen mehr als früher und müssen sich einschränken.
    Die Preise für Lebensmittel steigen stark, viele Verbraucher vergleichen mehr als früher und müssen sich einschränken. Foto: Marcus Merk

    Bernhard Grundler bückt sich und legt einen Salatkopf in den Kofferraum seines Autos. Vier Köpfe Salat, viermal Katzenfutter, eine halbe Palette Joghurt. Das ist Grundlers heutiger Einkauf, er ist extra dafür hergefahren. In Prospekten schaut er Woche für Woche, welche Markenartikel diesmal im Angebot sind und fährt dann verschiedene Supermärkte an. Das mache er schon länger so, sagt Grundler. "Gerade jetzt, wo alles teurer ist, bin ich aber konsequenter dabei", fügt der Senior hinzu.

    So wie Grundler geht es immer mehr Menschen: Sie vergleichen beim Einkaufen die Preise im Regal, kaufen nur noch nach Angeboten oder machen Abstriche auf der Einkaufsliste. Die steigenden Lebensmittelpreise belasten vor allem die, die schon zuvor wenig Geld zur Verfügung hatten.

    Menschen müssen beim Einkauf sparen

    Zeit nach Angeboten zu schauen, habe sie nicht, sagt Celina, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Sie kommt gerade aus dem Aldi und hat zwei Krapfen für ihre kleinen Töchter in der Hand. "Es ist nicht leicht", sagt sie auf die Frage nach den steigenden Preisen im Supermarkt. "Ich weiß nicht, wie das in Zukunft weitergehen soll." Nicht nur das Gebäck, das sie in der Hand hat, sei heute 40 Cent teurer als früher, sie merke den Anstieg besonders beim Speiseöl und beim Gemüse. Vom Staat fühlt sie sich im Stich gelassen. Denn obwohl sie seit 20 Jahren in Deutschland sei, und 15 Jahre hier gearbeitet habe, habe sie nie Unterstützung, wie Arbeitslosengeld, bekommen.

    Lebensmittel sind von der Inflation besonders betroffen

    8,1 Prozent betrug die Inflationsrate im Mai in Bayern. Das gibt die durchschnittliche Preissteigerung im Vergleich zum Mai 2021 an. Lebensmittel sind durchschnittlich um 9,7 Prozent teurer geworden. Damit verzeichnet sich bei den Verbraucherpreisen hier der höchste Preisanstieg neben den Energiekosten, schreibt das Statistische Landesamt. Speisefette und -öle sind heute mehr als ein Drittel teurer als das Jahr zuvor, bei Fleisch und Fleischwaren sind es 16,5 Prozent. Einzig das Obst ist im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent günstiger geworden.

    Auf dem Parkplatz vor dem Lidl in Herbertshofen verstaut Claudia Speer ihre Einkäufe im Kofferraum. Sie hat gerade einen Einkauf für die vierköpfige Familie erledigt. So ein Einkauf habe früher 100 Euro gekostet, sagt sie. "Heute zahle ich für den gleichen Korb 140 Euro." Sie könne sich zum Glück noch alles leisten, was die Familie zuvor eingekauft habe. An ihrem Einkaufszettel richte sie sich mittlerweile aber stärker aus. Was nicht darauf steht, landet jetzt nicht mehr im Einkaufswagen.

    Die hohen Preise sorgen für Unmut

    Auch der Erlinger Horst Kammer muss für seine Einkäufe mittlerweile tiefer in den Geldbeutel greifen: "Die Preise wurden ja wie mit der Gießkanne erhöht", sagt er. "Sieben Euro kostet der Honig jetzt, früher waren das 4,50 Euro. Und das ist noch nicht mal der teuerste", so Kammer. Zwar seien die Geschäfte nach wie vor gut bestückt, aber die steigenden Preise sorgen bei ihm für Unmut mit den Herstellern. Auch Bernhard Grundler sieht die Ursache für die steigenden Lebensmittelpreise nicht nur in den Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine. Seiner Meinung nach ist das auch die Folge von Profitgier der Konzerne, ob beim Mineralöl oder bei den Lebensmitteln. Denn anders könne er sich nicht erklären, dass jedes einzelne Produkt teurer werde.

    Höhere Energiepreise sind die Hauptursache für die aktuelle Inflationsrate, aber auch Lieferengpässe – unter anderem aufgrund der Corona-Pandemie – beeinflussen diese, erklärt das Statistische Bundesamt. Im Großhandel stiegen deshalb zum Beispiel die Preise für Getreide, Saatgut und Futtermittel: Hier wird eine Steigerung von 46 Prozent angegeben. Milch, Eier und Speiseöle stiegen im Großhandel um über 35 Prozent. Wirken sich diese Anstiege auf die Supermarktpreise aus, sind davon besonders die Menschen betroffen, die schon zuvor wenig Geld zur Verfügung hatten.

    Meitinger Tafel muss Aufnahmestopp verhängen

    Die Tafeln verzeichnen deutschlandweit einen Anstieg der Bedürftigen, bei der Neusässer Tafel werden inzwischen mehr als doppelt so viele Menschen versorgt. Bei der Meitinger Tafel ist die Lage noch drastischer: "Bei uns hat sich das Aufkommen verdreifacht", sagt der Geschäftsführer der Sozialstation Jürgen-M. Werner. Seit dem 10.06. gilt dort deshalb ein Aufnahmestopp.

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