Sprache gilt als der Schlüssel zur Welt, auch zur Integration. In Bayern wird in den kommenden Wochen daher erstmals flächendeckend erfasst, wie gut Kindergartenkinder Deutsch sprechen können. Jene sogenannte „Sprachstandserhebung“ wurde im vergangenen Sommer von der Staatsregierung auf den Weg gebracht, kurz vor Weihnachten trat das Gesetz dazu in Kraft. Bereits Ende Januar sollen eigentlich erste Ergebnisse vorliegen. Im Landkreis Augsburg wird es so schnell nicht gehen: Die notwendigen Schulungen der Beratungslehrkräfte, die die Erhebungen durchführen sollen, werden erst in einigen Wochen stattfinden, teilt das Landratsamt mit.
Sprachtests gab und gibt es in Bayerns Kindergärten schon. Sie heißen Sismik oder Seldak. Es handelt sich dabei um Beobachtungsbögen, die während des Alltags in den Tagesstätten ausgefüllt werden. Wurde dabei Sprachförderbedarf festgestellt, war ein Deutsch-Vorkurs im letzten Kindergartenjahr notwendig. Jetzt wird schon ein halbes Jahr früher bei den Kleinen hingehört, bereits anderthalb Jahre vor dem Übertritt in die Grundschule. Die jeweilige Sprengelgrundschule lädt deshalb im Landkreis Augsburg erst im März erstmalig zu den neuen Tests ein. Wie viele Kinder dann tatsächlich getestet werden, ist noch gar nicht klar.
Im Landkreis Augsburg könnten bis zu 3000 Kinder getestet werden
Insgesamt gibt es rund 3000 Kinder im Alter von vier Jahren im Landkreis Augsburg. Doch nicht jedes Kind muss auch zu dem Test kommen. Legen die Eltern in der Grundschule eine Bestätigung der Kita vor, dass nach den bisherigen Spracherhebungssystemen kein erhöhter Förderbedarf besteht, geht es auch ohne den Test. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit ist das Staatliche Schulamt zuversichtlich, dass die Sprachtests im März dann so starten können, wie sie sollen. Die Behörde rechnet allerdings mit einem erheblichen Zeitaufwand für die Beratungslehrkräfte: Immerhin muss jedes Kind einzeln 20 bis 30 Minuten getestet werden. Gleichzeitig sollten die Tests im April abgeschlossen sein, damit die Planungen für das folgende Schuljahr wie üblich laufen können. Denn für Kinder, bei denen ein Nachholbedarf in der deutschen Sprache festgestellt wird, müssen dann Förderkurse geplant werden.
Schwerwiegender könnten die Folgen für die Kindergärten werden. Denn getestet werden alle Kinder der entsprechenden Altersgruppe, nicht nur jene, die schon eine Kita besuchen. Aber: „Da alle Kinder, welche das Sprachscreening nicht bestehen, in eine Kindertageseinrichtung gehen müssen, könnte es zu Engpässen mit Kindergartenplätzen kommen. Ob weitere Schwierigkeiten auf die Kindertageseinrichtungen zukommen, lässt sich noch nicht abschätzen“, so eine Sprecherin des Landratsamts. Das heißt: In den Einrichtungen, in denen ohnehin schon Plätze und Personal fehlen, könnte es noch enger werden. Jedes Kind, bei dem das Testergebnis erwarten lässt, dass es später dem Unterricht wegen nicht ausreichender Deutschkenntnisse nicht folgen kann, muss im Vorschuljahr die Kita mindestens drei Stunden pro Tag besuchen und an einem Vorkurs zur Deutsch-Förderung teilnehmen.
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