Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: So reagieren Eltern auf den Kita-Streik im Landkreis Augsburg

Landkreis Augsburg

So reagieren Eltern auf den Kita-Streik im Landkreis Augsburg

    • |
    In einigen Städten und Gemeinden im Landkreis Augsburg wird in den Kitas gestreikt. Die Eltern haben dafür noch Verständnis.
    In einigen Städten und Gemeinden im Landkreis Augsburg wird in den Kitas gestreikt. Die Eltern haben dafür noch Verständnis. Foto: Marcus Merk

    Die Digitalisierung kann auch im Falle eines Streiks helfen: Weil die Stadt Gersthofen durch eine App die Eltern über den Streik in den Kitas der Stadt informieren konnte, gab es am gestrigen Montag keine Überraschungen. Das bestätigt auch ein Elternbeirat der städtischen Kita St. Elisabeth. Doch damit war der Streik freilich nicht abgewendet. Eltern mussten sich dennoch nach einer anderen Betreuung für ihre Kinder umsehen – oder selbst freinehmen. Nicht nur Kitas in

    „Das ist jetzt bereits der dritte oder vierte Streik“, erzählt eine Mutter aus Gersthofen, deren Kinder in die Kindertagesstätte "Kindervilla Tiefenbacher" gehen. Sie und ihr Mann haben Glück: Am Montag konnten Oma und Opa auf die drei und sechs Jahre alten Kinder aufpassen. „Aber hätten wir diese Entlastung nicht, dann müsste ich Freunde fragen, ob sie einspringen können oder einen Tag Urlaub nehmen.“ Sie selbst und ihr Mann arbeiten ebenfalls im sozialen Bereich. „Da hat man schon Verständnis für den Streik. Vielleicht fehlt das jedoch bald in anderen Familien. Denn in den Kitas gibt es ja ohnehin genügend weitere Tage ohne Betreuung, etwa in den Ferien, die auch noch überbrückt werden müssen“, sagt die Mutter. Ihre Kinder freuen sich übrigens, dass die Großeltern sich für sie Zeit nehmen können. „Sie wollen aber auch verstehen, warum die Kita-Gruppe zu hat. Da muss man dann ganz schön viel erklären, warum Menschen nicht immer in die Arbeit gehen wollen.“

    Streik in Kitas: "Die Belastung des Personals wird zunehmend mehr"

    Auch im Kindergarten St. Elisabeth wird gestreikt. Den Erzieherinnen und Erziehern ist es hierbei freigestellt, ob sie sich beteiligen. Sechs Kita-Angestellte sind trotz Streik in der Einrichtung und regeln die Notbetreuung. "Wir wollen die Eltern auch nicht so im Regen stehen lassen", sagt eine Mitarbeiterin der Kita. Von insgesamt etwa 110 Kindern waren am Montag 19 Kita-Kinder und sechs Krippe-Kinder vor Ort. Ansonsten haben die Eltern Alternativbetreuungen organisiert oder helfen sich gegenseitig aus. Doch wieso der Streik? "Die Belastung des Personals wird zunehmend mehr und auch die Rahmenbedingungen verändern sich", so die Mitarbeiterin. 

    In einigen Kitas im Landkreis mussten die Gummistiefel am Montag im Regal bleiben. Das Personal war im Streik, der auch am Dienstag noch andauert.
    In einigen Kitas im Landkreis mussten die Gummistiefel am Montag im Regal bleiben. Das Personal war im Streik, der auch am Dienstag noch andauert. Foto: Heike John (Symbolbild)

    Eltern, Kinder, Verhaltensweisen und Ansprüche seien nicht mehr dieselben und es gäbe auch generationsbedingte Unterschiede in der Belastbarkeit des Personals. Um diesen zu begegnen, bedürfe es grundlegenden Veränderungen: "Eine faire Bezahlung und eine Wertschätzung der ganzen Gesellschaft und Wirtschaft für die Arbeit in der Kita wäre wünschenswert."

    "Der Streik der Kita ist wichtig", sagt Dirk Kehr, Elternbeirat der Kita St. Elisabeth. Er hat Verständnis für die Streikaktion in der Einrichtung. Durch die Kita-Info-App haben die Eltern die Nachricht frühzeitig bekommen und der Streik wurde auch den Kindern gegenüber offen kommuniziert. Kehr erzählt, dass seine sechsjährige Tochter ihn in der vergangenen Woche schon über den Streik aufklären konnte. 

    Eltern zum Kita-Streik: "Dem Kindergarten würde ich da nie einen Vorwurf machen"

    Kehrs Tochter und sein dreijähriger Sohn bleiben während des Streiks zu Hause. Für die Notbetreuung gäbe es immer eine Umfrage von der Kita. Die Eltern werden jedoch dazu angehalten, wenn möglich eine Alternativbetreuung zu organisieren. Pro Kindergartengruppe gibt es auch eine WhatsApp-Gruppe, in der sich in Streiksituationen untereinander abgesprochen werden kann. "Der Zusammenhalt funktioniert und es gibt keinen Überraschungsmoment", erklärt Kehr. "Dem Kindergarten würde ich da nie einen Vorwurf machen." Laut Kehr sei zudem wichtig zu unterscheiden, welche Dinge vom Kindergarten beeinflusst werden können und was ein Problem der Stadtverwaltung oder gar der Regierung ist. "Viele Eltern vermischen da mehrere Dinge", so Kehr.

    Er findet, dass auch die Kita Verantwortungsgrenzen hat und oft mit zu hohen Ansprüchen von elterlicher Seite konfrontiert werde. Kehr würde sich wünschen, dass bei den Streikaktionen in Zukunft mehr Nachdruck auf die Arbeitsbelastung der Erzieherinnen und Erzieher gelegt werde. Bei den Streiks läge der Fokus immer sehr auf der Bezahlung. Laut Kehr seien es vor allem die Arbeitsbedingungen des Personals, die besser werden müssten. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden