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Landkreis Augsburg: Schwimmbäder vor dem Untergang? Welche Kommune kann sich noch ein Bad leisten?

Landkreis Augsburg

Schwimmbäder vor dem Untergang? Welche Kommune kann sich noch ein Bad leisten?

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    Die Kommunen im Landkreis tun sich schwer, die Schwimmbäder zu betreiben. Das Aquamarin in Bobingen muss sogar schließen.
    Die Kommunen im Landkreis tun sich schwer, die Schwimmbäder zu betreiben. Das Aquamarin in Bobingen muss sogar schließen. Foto: Marcus Merk

    Enorme Kosten für Energie, Personal und Modernisierungen machen derzeit den Unterhalt der Schwimmbäder in der Region extrem teuer, und so manche Kommune ächzt unter der Belastung. Nun musste das Aquamarin in Bobingen sogar schließen - es fehlte einfach das Geld für die Sanierung des 50 Jahre alten Bads. Wie sieht es bei den anderen Schwimmhallen in der Region aus?

    Ähnlich alt wie das Aquamarin ist das Gartenhallenbad in Stadtbergen. Es schlägt jedes Jahr mit einem Defizit von einer Million Euro zu Buche - ein großer Brocken für die eher finanzschwache Stadt. Jetzt müssen auch noch das Dach und die Sanitäranlagen im Außenbereich erneuert werden. Zwar wurde vor Kurzem ein wenig an der Tarifschraube gedreht, aber Stadtverwaltung und Stadtrat machen sich schon lange Gedanken, wie die Zukunft des Bads aussehen kann.

    Eine Million Euro jährlich schießt die Stadt Stadtbergen für das Hallenbad zu.
    Eine Million Euro jährlich schießt die Stadt Stadtbergen für das Hallenbad zu. Foto: Andreas Lode (Archivbild)

    Der Bürgermeister von Königsbrunn kann gut nachfühlen, in welcher Situation sein Bobinger Kollege gerade steckt. Denn 2015 musste die Königstherme ebenfalls geschlossen werden. Der Grund war der gleiche: "Die Königstherme war sanierungsbedürftig und es wären mindestens 25 Millionen Euro Kosten angefallen. Das konnte sich die Stadt einfach nicht leisten", sagt Franz Feigl. Natürlich sei in der Vergangenheit immer wieder über eine Zusammenarbeit der beiden Nachbarstädte zum Bau eines gemeinsamen Bades gesprochen worden. Doch das gebe die Finanzlage beider Städte einfach nicht her. 

    Mit der Schließung des Bobinger Hallenbades fehlt im südlichen Landkreis in Zukunft ein wesentlicher Baustein. Denn das Aquamarin war das Hallenbad mit der größten Kapazität im südlichen Landkreis. Rund 55.000 Besucher tummelten sich pro Winterhalbjahr dort im Wasser. Wichtig war das Bad auch für die Schulen, die Vereine und die Wasserwacht. Die wegfallenden Kapazitäten jetzt auf andere Bäder zu verteilen, dürfte schwierig werden. Angesichts dieser Entwicklung hat der Bobinger Stadtrat beschlossen, sich möglichst schnell an die Umsetzung und den Bau eines "Hollandbades" mit nur einem Becken zu machen. Allerdings wird es wohl mindestens drei Jahre dauern, bis es in Bobingen wieder ein Hallenbad geben wird.

    Das Hallenbad Aquamarin Bobingen schließt.
    Das Hallenbad Aquamarin Bobingen schließt. Foto: Marcus Merk

    Die Situation im südlichen Landkreis ist, was die Möglichkeit zum Schwimmen im Winter angeht, nicht gerade rosig. In Königsbrunn steht für die 30.000 Einwohner lediglich das 25-Meter-Schulschwimmbecken am Gymnasium zur Verfügung. Dieses ist natürlich durch den Schulschwimmbetrieb schon zu einem großen Teil ausgelastet. Chancen auf eine Möglichkeit zum Schwimmen entstehen derzeit inSchwabmünchen. Die Eröffnung des neuen Hallenbads ist für Ende 2024, Anfang 2025 geplant. Auch der Schwabmünchner Bürgermeister Lorenz Müller hat bereits signalisiert, alles zu tun, um auch Schulschwimmen und Vereinsschwimmen für Nicht-Schwabmünchner möglich zu machen. Das Hallenbad in Schwabmünchen wird ein 25-Meter-Becken mit fünf Bahnen bieten. Dazu ein Lehrschwimmbecken und einen Kinderbereich. Es wird somit das einzige wirkliche Familienbad im südlichen Landkreis sein. 

    Trotz der angespannten Haushaltslage in diesem Jahr inFischachhaben sich Bürgermeister und Gemeinderäte darauf geeinigt, das Naturfreibad und das Hallenbad in der Schule geöffnet zu halten. Schließlich handle es sich um wichtige Einrichtungen der Gemeinde. 

    In Diedorfhat die Schwimmhalle in der Grundschule nur noch einen Tag in der Woche für den öffentlichen Schwimmbetrieb geöffnet. Vor der Corona-Pandemie waren es noch vier, dienstags bis freitags. Das Problem liegt hier im Aufsichtspersonal, heißt es aus dem Diedorfer Rathaus. Die Badeaufsicht übernimmt nämlich seit jeher die Diedorfer Wasserwacht. Und die hat nach der Pandemie einfach nicht mehr gut ausgebildete Mitglieder, die auch noch Zeit haben, diesen Dienst viermal in der Woche zu verteilen, sagt der Vorsitzende Manfred Weiß. Schwimmkurse und andere Aktivitäten finden jedoch weiterhin regelmäßig statt. 

    Heikel ist die Personalsituation auch in den Freibädern der Region. Einige haben bereits angekündigt, im Sommer vielleicht nicht so öffnen zu können wie gewohnt, weil Aufsichtspersonal fehlt. So muss das Panoramabad in Dinkelscherben diesen Sommer immer mittwochs geschlossen bleiben, weil es mittlerweile nur noch eine Schwimmmeisterin gibt. Schlecht sieht es auch im "SunSplash"-Freibad in Meitingen aus, das in der Vorsaison montags und dienstags schließen musste. Im FreibadKutzenhausen wurde im vergangenen Sommer auf den letzten Drücker noch genug Personal zusammengetrommelt, um den Betrieb durchgehend aufrechtzuerhalten. 

    Eineinhalb Jahre Wartezeit auf den Schwimmkurs

    Maximilian Markmiller, Leiter der Kreiswasserwacht, beurteilt die Lage im Landkreis Augsburg trotzdem noch besser als in anderen Landkreisen. "Insgesamt haben unsere 14 Ortsvereine im Wesentlichen genügend Wasserzeiten, um Ausbildung und Training durchzuführen." Allerdings seien genügend Hallenbäder für den Schwimmunterricht unverzichtbar. Daher gebe es Wartelisten für Kinder, die den Schwimmunterricht der Wasserwacht besuchen wollen. Rund eineinhalb Jahre betrage die Wartezeit im Schnitt. Allein in Bobingen hat die örtliche Wasserwacht im Schnitt etwa 200 Kindern pro Jahr das Schwimmen beigebracht. Damit lag Bobingen mit an der Spitze der Ausbildungszahlen im gesamten Landkreis. Markmiller befürchtet, dass durch die Konstellation im südlichen Landkreis weniger Schwimmunterricht erteilt werden könne. Was automatisch zu einer größeren Zahl von Nichtschwimmern führen werde. Inklusive aller Gefahren, die das mit sich bringt.

    Auch das Hallenbad Gersthofen ist schon etwas in die Jahre gekommen.
    Auch das Hallenbad Gersthofen ist schon etwas in die Jahre gekommen. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Keinerlei Sorgen dieser Art haben hingegen die prosperierenden Städte Gersthofen und Neusäß. In Gersthofen sollen sogar mittelfristig die beiden in die Jahre gekommenen Bäder, das Hallenbad und die Gerfriedswelle, als neu gebautes Alljahresbad am nördlichsten Ende der Stadt zusammengefasst werden. Bis dahin werden die Bäder nur so weit instand gehalten, dass normaler Betrieb gewährleistet ist. Doch auch hier fehlt Personal: Weil einer der Schwimmmeister in den Ruhestand geht, wird schon lange ein Ersatz gesucht, daneben auch Ersatzkräfte sowie zusätzliche Mitarbeiter für die Sommersaison. 

    Sehr zufrieden ist man im ErlebnisbadTitania in Neusäß „Es läuft sehr gut, wir sind wieder auf dem Stand wie vor der Pandemie“, sagt Betriebsleiterin Jana Freymann. Besonders an verregneten Wochenenden und in den Schulferien ist das Bad stark frequentiert. Was den Fachkräftemangel angeht, kann sich das Titania ebenfalls glücklich schätzen. „Wir sind sehr gut aufgestellt“, erklärt Jana Freymann. Da das Titania kontinuierlich Nachwuchs ausbildet und die Azubis nach der Lehrzeit stets übernommen hat, kann das Erlebnisbad auf einen breiten Mitarbeiterstamm zurückgreifen, der wieder fast auf demselben Niveau ist wie vor Corona. 

    Die Stadt Neusäß hat über die Jahre immer wieder in die Titania-Therme investiert - zum Beispiel in eine neue Sauna.
    Die Stadt Neusäß hat über die Jahre immer wieder in die Titania-Therme investiert - zum Beispiel in eine neue Sauna. Foto: Marcus Merk

    Aber auch für das Titania muss die Stadt Neusäß einiges zubuttern: Angesichts der Energiekrise sind im diesjährigen Haushalt vorsorglich 750.000 Euro zur Kapitalverstärkung für das Titania bereitgestellt, um die enormen Preissteigerungen beim Gas abzufedern. Außerdem stehen dieses und nächstes Jahr für mehr als eine Million Euro Investitionen in energiesparende Technik an: eine Abdeckung für die Außenbecken sowie moderne Pumpen. Auch das kleine Schwimmbad in Steppach, das dreimal die Woche für die Allgemeinheit und ansonsten für Schwimmunterricht, Vereinsschwimmen sowie Vhs-Kurse geöffnet hat, bekam vor wenigen Monaten neue Technik für rund 60.000 Euro.

    Dass Schwimmbäder keine Selbstläufer sind, macht Bürgermeister Richard Greiner klar. Die Stadt hatte vor zehn Jahren nach einem starken Legionellenbefall im Titania unter einem privaten Betreiber wieder selbst das Ruder übernommen, gemeinsam mit der Betreibergesellschaft GMF, und die Therme stetig weiterentwickelt. Auch durch Corona sei man ganz gut gekommen. „Zurzeit nähern wir uns wieder der schwarzen Null“, freut sich der Bürgermeister. Aber die Frage sei, wie es langfristig weitergeht. Denn nach etlichen Jahren komme der Punkt, wo Schönheitsreparaturen und kleinere Investitionen nicht mehr reichen. „Dann muss man irgendwann im großen Stil ran an die Fenster, die Rutschen und die Schwimmbecken und richtig modernisieren“, so Greiner. Zumindest einen Fehler habe Neusäß bisher nicht gemacht, meint er: „Wer lange nichts macht, steht eines Tages vor einem 30-Millionen-Berg, den man vielleicht nicht finanzieren kann.“ Neusäß habe aber immer wieder konsequent ins Titania investiert – im Durchschnitt schätzungsweise eine halbe Million Euro jährlich, mal mehr, mal weniger. Dafür stehe die Therme heute gut da und ist ein Publikumsmagnet im gesamten Umkreis. 

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