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Landkreis Augsburg: Riesige Maschinen: Wie sich die Ausbildung zum Landwirt verändert

Landkreis Augsburg

Riesige Maschinen: Wie sich die Ausbildung zum Landwirt verändert

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    Martin Demharter hat in Thierhaupten eine Ausbildung zum Landwirt gemacht. Ihm gefällt die Arbeit mit der Natur und den Maschinen.
    Martin Demharter hat in Thierhaupten eine Ausbildung zum Landwirt gemacht. Ihm gefällt die Arbeit mit der Natur und den Maschinen. Foto: Marcus Merk

    Es ist der letzte Ausbildungstag für Martin Demharter auf dem Hof von Josef Oßwald. Der Abschied ist kurz. „Geweint habe ich nicht, aber ich war schon ein bisschen näher am Wasser gebaut als sonst“, erzählt Demharter. Die beiden tauschen Geschenke aus. Oßwald macht gerne Salatdressing, deswegen hat Demharter ihm Öl und Balsamico besorgt. Demharter kriegt Duschgel und ein Handtuch. Ausbilder Oßwald schaut ihm in die Augen und stellt eine Frage: „Hat es dir hier gefallen?“

    Demharter muss nicht lange überlegen, um die Frage zu beantworten: „Ich habe hier eine Menge Stress, aber auch viel Spaß gehabt“, sagt er. Die Beziehung zu Oßwald ist eng. Schließlich hat Demharter bei ihm gewohnt. Sein Ausbilder sei sehr genau und verlange, dass man sich an Regeln hält. Gerade die Kartoffelernte sei besonders kompliziert gewesen, weil viel sortiert werden muss. Für die Getreideernte war Demharter fast alleine verantwortlich. Nur der Mähdrescher wird von Techniker Franz Schwab gefahren. Im Winter ist die Situation etwas entspannter: „Da kann es sogar schon mal sein, dass man pünktlich Feierabend macht“, sagt der Azubi.

    Fächer wie Tierische Erzeugung , Schweine- und Rinderhaltung oder Pflanzliche Erzeugung

    Zuvor hat er bereits ein Jahr beim Berufsschulzentrum in Neusäß Unterricht bekommen. Neben Fächern wie „Tierische Erzeugung“ über Schweine- und Rinderhaltung und „Pflanzliche Erzeugung“ über Ackerbau standen auch unerwartete Fächer auf dem Programm. Besonders überraschend: Deutschunterricht. „Es ging vor allem um das Geschäftsbriefe schreiben, aber es war auch ein Block zum Thema Gedichte vorgesehen“, berichtet er. Der fiel allerdings Corona zum Opfer.

    In Stadtbergen gibt es eine Schule, die sich auf die Ausbildung von Landwirten spezialisiert hat: „Die Ausbildung wird immer anspruchsvoller“, sagt der stellvertretende Leiter Markus Eggenmüller. Streng genommen könne man auch ohne die Ausbildung als Landwirt arbeiten, aber Eggenmüller empfiehlt, eine zu machen.

    Melkroboter und Mähdrescher sind mittlerweile hochkomplex

    Die Anforderungen seien zu vielfältig, um einfach so loszulegen: „Man muss sich mit Pflanzen und Tieren auskennen, Betreuung und Fütterung, Umwelt und Wetter“, sagt er und muss kurz Luft holen. Der technische Anspruch werde häufig unterschätzt. „Melkroboter und Mähdrescher sind mittlerweile hochkomplex“, sagt er. Gleichzeitig werden die Geräte aber immer wichtiger: „Die Technisierung ist die neue Entwicklung schlechthin“, sagt Eggenmüller. Generell sei die Tierhaltung besonders anspruchsvoll. Auch Sonderkulturen wie Spargel und Obst seien „eine ganz eigene Welt“, sagt Eggenmüller.

    Die wirtschaftliche Komponente überrasche viele: „Man leitet als Landwirt eben einen Betrieb. Der muss auch tragbar finanziert werden“, sagt er. Das sei einer der wichtigsten Aspekte, findet Eggenmüller, der an der Landwirtschaftsschule Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Politik unterrichtet.

    Politikunterricht als angehender Landwirt?

    Auch der Politikunterricht spielt eine Rolle, weil Regulationen und Gesetze den Arbeitsalltag umkrempeln können. „Die rechtlichen Vorgaben werden immer anspruchsvoller“, sagt Eggenmüller. Das steigert auch den Verwaltungsaufwand: „Man muss generell immer mehr dokumentieren“, sagt er. Vom Einsatz von Düngemittel, bis hin zur Verabreichung von Antibiotika muss alles aufgeschrieben werden. Bei seinen Schülern sei das nicht beliebt: „Die wollen den Job machen, weil sie draußen praktisch arbeiten wollen. Auf Büroarbeit haben die keine Lust“, sagt Eggenmüller.

    Das gilt auch für Martin Demharter: „Ich liebe es einfach draußen zu sein“, sagt er. Nach der Ausbildung will er den Betrieb seiner Eltern übernehmen, der Kraftfutter für Rinder herstellt.

    Dafür muss er sich mit Tieren, genauso gut auskennen, wie mit Pflanzen. Demharter erkennt an, dass Landwirtschaft nicht für jeden etwas ist: „Man muss früh anfangen und hört spät auf. Die Arbeit ist hart“, sagt er. Trotzdem verwirklicht er sich mit der Ausbildung einen Traum: „Schon seit ich ein kleiner Bub war, gab es für mich keine andere Option“, sagt er.

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