"Es ist echt Wahnsinn", sagt Markus Hörmann mit Blick auf die vergangenen Wochen. Nicht selten rufen 100 Kunden am Tag an, um mit einem Experten der Firma Hörmann Solartechnik in Zusmarshausen zu sprechen. Sie fragen nach Photovoltaikanlagen, nach Batteriespeichern und anderen technischen Möglichkeiten rund um erneuerbare Energien. Das Ziel der Kunden: Möglichst viel Energie sparen oder am besten gleich ganz autark damit versorgen. Auch wenn die Preise in der Branche steigen und die Wartezeiten länger werden, der Trend ist nicht aufzuhalten. Robert Ibele von der Ibele Gebäude-Technik in Dinkelscherben und Viktor Wiederspan von NwComp Solar in Wehringen bestätigt das. Alle drei Firmen müssen überlegen, wie sie der vielen Kundschaft jetzt Herr werden.
In Hörmanns Firma sind 28 Mitarbeitende beschäftigt. Hörmann würde gerne noch mehr Elektriker oder Monteure einstellen, um die Nachfrage bedienen zu können. Doch der Fachkräftemangel erschwert auch ihm die Suche. Hohe Preise, Rohstoffknappheit und Fachkräftemangel: „Wir haben bei der Umsetzung der Energiewende so viel Sand im Getriebe“, klagt Hörmann. „Schade, dass wir die Dynamik des Marktes nicht erfüllen können.“
Besitzer von klassischen Einfamilienhäusern, Handwerksbetriebe und Häuslebauer würden sich für Photovoltaikanlagen interessieren. Mieterinnen und Mieter fragen nach, ob ein Balkonmodul für sie attraktiv sein könnte. Um die beste Lösung zu finden, sei ein Beratungsgespräch immer ratsam, sagt Hörmann. Dabei wird geklärt, welche Möglichkeiten das Zuhause oder die Werkstatt bietet und was der Kunde gerne möchte.
Krieg in der Ukraine hat die Nachfrage extrem erhöht
Auch Elektromeister Viktor Wiederspan kann die vielen Anfragen kaum noch bewältigen. Ständig rufen Kundinnen und Kunden an, um sich zu informieren – über Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher und andere technische Möglichkeiten rund um erneuerbare Energien. Ihr Wunsch: Möglichst viel Energie sparen und am besten autark werden von fossilen Brennstoffen. „Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat sich die Nachfrage fast verdoppelt“, sagt Wiederspan. Er ist Geschäftsführer der NwComp Solar in Wehringen, die Solaranlagen anbietet.
Seit Wochen steigen die Preise für Öl und Gas. Der Krieg in der Ukraine hat sie Situation verschärft. Viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer denken deshalb darüber nach, auf regenerative Energien wie Sonne oder Erdwärme umzusteigen. Das macht sich in der Firma von Wiederspan bemerkbar. „Wir mussten unser Team vergrößern, um die vielen Aufträge stemmen zu können“, sagt er. 20 Mitarbeitende seien derzeit im Unternehmen beschäftigt. Doch es sei nicht einfach gewesen, Fachkräfte zu finden.
Landratsamt bietet Spezialberatungen zum Thema Photovoltaik an
Schon im vergangenen Jahr sei die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen rasant gestiegen. Die Wirtschaftlichkeit werde auch bei kleineren Anlagen immer attraktiver. Bei einer durchschnittlichen Dachgröße könnten Anlagen installiert werden, die 10.000 Kilowatt Strom im Jahr erzeugen. Etwa 30 Prozent könnten für den Eigenverbrauch genutzt werden, der Rest werde ins Netz eingespeist.
„Die steigenden Energiekosten und die politische Lage verunsichern die Kunden“, sagt Wiederspan. „Sie wollen gegen Schwankungen gerüstet sein und unabhängiger werden.“ Momentan zeichne sich ein regelrechter Boom bei Batteriespeichern ab. Mit diesen ließen sich bis zu 70 Prozent der Solarenergie für den Eigenverbrauch sichern, erklärt Wiederspan. Allerdings gebe es bereits Engpässe in der Lieferkette, Kundinnen und Kunden müssten mit einer Wartezeit von einem Dreivierteljahr rechnen.
Auch wer sich informieren will, braucht Geduld. Das Landratsamt bietet regelmäßig Photovoltaik-Spezialberatungen an. In 45-minütigen Einzelgesprächen geht ein neutraler Solarexperte auf individuelle Fragen ein und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf. Doch der Termin im April ist laut Homepage des Landratsamts bereits ausgebucht. Die nächste Sprechstunde findet am Mittwoch, 4. Mai, statt. Interessierte müssen sich anmelden. Wer nicht so lange warten möchte, kann am Dienstag, 26. April, an einem Online-Vortrag teilnehmen. Auch dafür ist eine Anmeldung notwendig. Weitere Infos zum Thema finden sich auf der Homepage des Landratsamts.
Kunden sehen Photovoltaikanlage auch als finanzielle Anlagemöglichkeit
Robert Ibele von der Ibele Gebäude-Technik in Dinkelscherben berichtet zudem, dass viele in eine Photovoltaikanlage investieren, um Negativzinsen und Inflation zu umgehen. In der Hoffnung, dass die Zeiten in zehn bis zwölf Jahren wieder besser sind. Seit Ende Januar steigen auch bei ihm die Kundenanfragen. Pro Woche bauen Mitarbeitende etwa fünf bis sechs Photovoltaikanlagen auf und fünf bis sechs Heizungsanlagen um. Ende Februar hatten sie so viele Anfragen wegen Photovoltaik wie im gesamten letzten Jahr.
Wenn früher jeder zweite Kunde nach einer Beratung einen Auftrag vereinbarte, sagen heute gerade einmal fünf Prozent wieder ab, sagt Ibele. Das Unternehmen habe alle Hände voll zu tun, auch mit dem Schreiben von Angeboten. „Alle zwei Wochen steigen die Preise ohne vorherige Ankündigung“, sagt Ibele. Wer sich eine Solaranlage aufs Dach bauen will, sollte rechtzeitig planen. Denn auch der Fachmann aus Dinkelscherben berichtet von Materialknappheit. Was er jetzt bestellt, komme etwa im August oder September. Was er später bestellt, werde dieses Jahr vielleicht nicht mehr eingebaut.