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Landkreis Augsburg: Neue Coronatest-Pannen: Abgeordneter warnt vor einem "Desaster" in Hirblingen

Landkreis Augsburg

Neue Coronatest-Pannen: Abgeordneter warnt vor einem "Desaster" in Hirblingen

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    Die Kritik an der Corona-Teststation des Landkreises Augsburg in Hirblingen reißt nicht ab. Dort haben sich inzwischen rund 1000 Menschen untersuchen lassen.
    Die Kritik an der Corona-Teststation des Landkreises Augsburg in Hirblingen reißt nicht ab. Dort haben sich inzwischen rund 1000 Menschen untersuchen lassen. Foto: Marcus Merk

    Vor zwei Wochen ging das Corona-Testzentrum für den Landkreis Augsburg in Gersthofen-Hirblingen in Betrieb und nach wie vor scheinen sich dort regelmäßig Pannen zu ereignen. Der bislang schwerwiegendste Fall, der bekannt wurde, hat sich vergangenen Freitag abgespielt. Am Nachmittag brauchten ein über 60-Jähriger, zwei mehr als 80 Jahre alte Menschen und eine schwangere Frau mit ihrem Kleinkind schnell einen Test. Denn in ihrer unmittelbaren Verwandtschaft hatte es einen Corona-Fall gegeben und sie hatten unmittelbaren Kontakt zu der Person gehabt.

    Nach Test im Corona-Testzentrum Hirblingen vier Tage quälendes Warten

    Doch nach dem Test standen den Betroffenen vier Tage quälender Ungewissheit bevor, die sie in Quarantäne verbrachten. Denn statt der versprochenen 36 Stunden dauerte es 96 Stunden, bis die Firma Ecolog, die das Zentrum in Hirblingen im Auftrag des Landkreises betreibt, ein Ergebnis lieferte. Eine weitere Kontaktperson, die sich im Testzentrum für den Kreis Fürstenfeldbruck untersuchen ließ,hatte ihr Ergebnis in weniger als 24 Stunden.

    So steht es in einer von mehreren Beschwerden, die der Landtagsabgeordnete Fabian Mehring (FW) an das Gesundheitsministerium und das Landratsamt weiter geleitet hat. Das am Donnerstag vor zwei Wochen in Hirblingen eröffnete Testzentrum, an dem täglich bis zu 450 Menschen kostenlos untersucht werden könnten, steht schon länger in der Kritik.

    Die Klagen: Testergebnisse kommen deutlich verspätet, dann aber mehrfach und mit unterschiedlichen Orts- und Altersangaben, so dass die Betroffenen zweifeln, ob sie tatsächlich ihr Testergebnis erhalten haben oder das eines Dritten. Beschwerden beantworte die Firma Ecolog gar nicht oder unzureichend. Ecolog ließ eine Anfrage unserer Redaktion zu den Vorwürfen am Mittwoch unbeantwortet.

    Abgeordneter Fabian Mehring: "Das ist ein Desaster"

    Der Landtagsabgeordnete Mehring bezeichnet die Situation als – so wörtlich – „Desaster“. Die bayerische Teststrategie, möglichst viele Menschen auf Corona zu untersuchen, funktioniere nur, wenn sich die Menschen freiwillig untersuchen lassen. Das aber geschehe nur, wenn die Bürger auch Vertrauen in die Untersuchungen haben könnten. „Wir müssen schauen, dass wir das in den Griff bekommen,“ sagte Mehring. Nach seiner Beobachtung gibt es nicht nur in Hirblingen Schwierigkeiten. „Das ist ein landesweites Problem.“

    Beauftragt hatte Ecolog der Landkreis. Das Landratsamt kontrolliert die Arbeit in Hirblingen nach eigenen Angaben auch. Am vergangenen Freitag hatte Landrat Martin Sailer sich ausdrücklich hinter Ecolog gestellt. Dem Unternehmen, das da schon landesweit in der Kritik stand, wurde via Presseerklärung ein „hochprofessioneller und reibungsloser Betrieb“ bescheinigt. Nur die Verzögerungen wurden eingeräumt und mit Engpässen bei den Laborkapazitäten begründet.

    Mittlerweile scheint sich die Sichtweise im Landratsamt ein wenig geändert zu haben. In einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, ist von „Mängeln in den Arbeitsabläufen“ die Rede, auf deren Beseitigung man dränge. Einem Beschwerdeführer bietet das Corona-Team am Landratsamt an, für ihn bei Ecolog noch einmal nach dem Testergebnis zu fragen. Dieses Vorgehen hatte offenbar schon mehrfach Erfolg.

    Coronatest-Panne: Das sagt das Landratsamt

    Wie das Landratsamt am Mittwoch auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte, kontrollieren Mitarbeiter der Behörde das Testzentrum täglich und unangemeldet. Zudem werde seit einer Woche stichprobenartig kontrolliert, wie schnell die Ergebnisse vorliegen. In 19 Fällen seien dabei Verzögerungen aufgetreten.

    Wichtig für die Behörde: „Positive Testergebnisse hat das Gesundheitsamt bislang immer sehr zeitnah direkt vom Labor erhalten und konnte die betroffenen Personen dadurch zügig informieren. In einigen Fällen erfolgte die Mitteilung auch unter 36 Stunden.“ Insgesamt wurden laut Landratsamt in Hirblingen bislang 1000 Menschen getestet.

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