Einstimmig hat sich der Werkausschuss des Augsburger Kreistages für eine Erhöhung der Müllgebühren im Landkreis Augsburg ausgesprochen. Ein entsprechender Beschluss des gesamten Kreistages gilt demnach als Formsache. Doch ist der Landkreis Augsburg in Sachen Müllentsorgung nun besonders teuer? Auch dazu gibt es regionale Vergleichszahlen.
Zum 1. Juli sollen die Müllgebühren im Landkreis Augsburg um durchschnittlich 15,8 Prozent steigen. Die monatliche Grundgebühr erhöht sich pro Wohneinheit um 75 Cent auf 5,40 Euro, eine 80-Liter-Tonne kostet bei 14-tägiger Abfuhr 59 Cent im Monat mehr: 4,43 Euro statt wie bisher 3,84 Euro. Diese Preise sollen drei Jahre lang bis zum Sommer 2024 gelten.
Am höchsten waren die Müllgebühren im Kreis Augsburg im Jahr 1996
Nachdem die Müllgebühren im Landkreis über zwei Jahrzehnte hinweg stetig gesunken waren, ist dies die zweite Erhöhung in Folge. Ihren bislang höchsten Stand hatten die Gebühren 1996 erreicht, als die finanziellen Belastungen durch den Bau der Müllverbrennung in Augsburg auf dem Höhepunkt waren. Damals kostete eine 80-Liter-Tonne fast 190 Euro im Jahr, ab 2021 soll die Jahresgebühr bei knapp 118 Euro liegen.
Steigen müssen die Gebühren vor allem aus zwei Gründen, wie die Chefin des landkreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebs, Daniela Bravi, im Werkausschuss verdeutlichte. Zum einen fehlen Einnahmen aus der inzwischen geschlossenen Deponie in Hegnenbach, zum anderen werden Sammlung und Verkauf von Wertstoffen immer mehr zum Minusgeschäft. Einzig Schrott und Altpapier brächten noch etwas ein. Aber auch hier seien die Preise aufgrund des großen Angebots unter Druck.
Bravi hat wenig Hoffnung, dass sich dieser Trend umkehrt. Die nächste schlechte Botschaft für die Gebührenzahler: Auch die sogenannte Ausgleichsrücklage, einst aus zu viel gezahlten Müllgebühren gebildet, geht langsam zur Neige. 3,9 Millionen Euro sind noch auf dem Konto, mit denen die jetzigen Müllgebühren subventioniert werden. Ist die Rücklage aufgebraucht, macht sich das beim Gebührenzahler bemerkbar. Für 2021 bis 2024 müssen über die Müllgebühren rund 52,5 Millionen Euro eingenommen werden, damit der Abfallwirtschaftsbetrieb seine Unkosten decken kann.
Wertstoffe sind nichts mehr wert
Angesichts der von Bravi vorgestellten Zahlen nannte Konrad Dobler (CSU) die Erhöhung unumgänglich. "Da kommen wir nicht drum rum." Überdies sei sie moderat. Bernhard Walter (SPD) monierte, dass die aufwändige Einsammlung und Wiederverwertung von Rohstoffen offensichtlich immer mehr zum Minusgeschäft werde. Walter: "Dann sind wir gesellschaftlich auf dem falschen Weg."
Im regionalen Vergleich kommen die Gebührenzahler im Landkreis Augsburg günstig weg. Nach den Zahlen der Verwaltung sind im Kreis Augsburg für einen Vier-Personen-Haushalt mit einer 80-Liter-Tonne knapp 118 Euro fällig. Im Kreis Aichach-Friedberg liege die Gebühr bei 129 Euro, in der Stadt Augsburg für eine vierköpfige Familie bei 228 Euro. Dort wird nicht nach Tonnengröße, sondern nach Personen abgerechnet.
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