In Dinkelscherben ging das Gerücht am vergangenen Freitag wie ein Lauffeuer durch den Ort: 50 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine müssten eingeschult werden. So erzählte es Kreisrat Peter Kraus (FW) am Montagnachtmittag im Kreisausschuss. Das Thema dort: die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine im Augsburger Land.
Eines vorneweg: Vom Landratsamt in Augsburg aus gibt es derzeit keine Bestrebungen, in Dinkelscherben 50 Kinder aus dem überfallenen Land zur Schule zu schicken. Das versicherte die zuständige Geschäftsbereichsleiterin Marion Koppe am Montagnachmittag. Laut Koppe unterliegen Kinder und Jugendliche aus der Ukraine, die vor dem Krieg nach Bayern flüchten, auch nicht der Schulpflicht.
Ukraine-Flüchtlinge: Schullandheim Dinkelscherben steht bereit
Koppes Angaben zufolge muss der Landkreis nach den bisherigen Planungen etwa 1000 Plätze für Zuflucht suchende Menschen aus der Ukraine schaffen. Wie schon während der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 steht wieder das Schullandheim in Dinkelscherben bereit, auch die Turnhalle wurde hergerichtet. Darüber hinaus klappert die Verwaltung wie schon 2015 Pensionen ab, in denen Menschen untergebracht werden könnten, und sucht nach geeigneten Immobilien, die sich anmieten lassen.
Häuser, die zehn und mehr Menschen aufnehmen können, seien jetzt gefragt, sagte Koppe. "Sehr zurückhaltend" sei die Kreisverwaltung allerdings bei Angeboten, Geflüchtete in den eigenen vier Wänden willkommen zu heißen. Das sei auf längere Zeit keine Lösung, so Marion Koppe: "Das geht nur für ein paar Tage."
Wie Landrat Martin Sailer (CSU) sagte, gibt es bereits Überlegungen, den gerade erst fertig gestellten bei Zusmarshausen mit seinen festen Übernachtungshäusern für junge Geflüchtete aus der Ukraine bereitzustellen. So weit aber ist es noch nicht: Bis Montag wurden dem Landkreis auf offiziellem Wege 36 Menschen zugeteilt, nicht einmal 20 kamen bislang an.
Unterbringung der Geflüchteten im Kreis Augsburg: "Es ist das große Chaos"
Doch das könnte sich rasch ändern. Die Ankerzentren der Regierung, von denen sich auch eines in Untermeitingen befindet und die die Menschen weiter verteilen, kommen schon jetzt kaum mehr nach. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl von Ukrainern, die auf eigene Faust oder mithilfe privater Initiativen ins Land kommen.
Diese gut gemeinten Hilfsaktionen stellten die Behörden vor eine schwierige Situation, beklagte Sailer, weil man nur sehr kurzfristig erfahre, wann und wo neue Menschen ankommen. Dadurch sei es aber sehr schwierig, Unterbringung und weitere Versorgung der Menschen vorzubereiten. Marion Koppes Situationsbeschreibung: "Es ist das große Chaos."
Anmelden müssen sich Geflüchtete aus der Ukraine zunächst nicht, allerdings gibt es ohne Anmeldung keine Sozialleistungen wie zum Beispiel eine Krankenversicherung.
Wo sich Geflüchtete gegen Corona impfen lassen können
Problemlos möglich ist es laut Sailer allerdings, die Menschen aus der Ukraine gegen Corona zu impfen. Angesichts des rapide zurück gegangenen Nachfrage unter den Einheimischen hätten die Impfzentren des Landkreises Augsburg mehr als ausreichend Plätze und Impfstoff. Sailer: "Egal ob Biontec oder Novavax, wir haben alles."