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Landkreis Augsburg: Kein Kita-Platz: Viele Kommunen versuchen, noch Kinder unterzubringen

Landkreis Augsburg

Kein Kita-Platz: Viele Kommunen versuchen, noch Kinder unterzubringen

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    Die Kindertagesstätten im Landkreis sind voll belegt. Die Personalgewinnung ist für die Träger eine große Herausforderung.
    Die Kindertagesstätten im Landkreis sind voll belegt. Die Personalgewinnung ist für die Träger eine große Herausforderung. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das neue Kindergartenjahr hat gerade erst begonnen, aber es steht schon fest, dass nicht jede Familie im Landkreis Augsburg, die einen Betreuungsplatz für ihr Kind wollte, auch einen bekommen kann. Es fehlt vor allem an Personal. „Es gibt einfach zu viele Kinder und zu wenig Betreuungsplätze“, sagt Nadine Kratzer, Leiterin des St.-Simpert-Kindergartens in Dinkelscherben: „Es gibt Kinder, die drei oder vier Jahre alt sind und einfach keinen Platz bekommen.“ Die Warteliste ist lang. Auch in ihrem Kindergarten sei momentan eine Erzieherstelle nicht besetzt. Bewerberinnen oder Bewerber gebe es kaum. Wie überall, meint Kratzer. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Betreuung. „Wenn eine junge Familie heute ein Haus baut, müssen beide Elternteile arbeiten, um das bezahlen zu können“, so die Kindergartenleiterin. In manchen Orten fehle noch die notwendige Infrastruktur, um dem Zuzug in die Gemeinden im Augsburger Land gerecht zu werden.

    Neusäß prüft noch alle Möglichkeiten

    Schwierig ist die Lage in der Stadt Neusäß, wo heuer vor allem Krippenplätze fehlen. Aktuell konnten über 100 Anmeldungen nicht berücksichtigt werden, davon zwei Drittel unter drei Jahren (Krippe). Mit zahlreichen Familien sei deshalb Kontakt aufgenommen worden. "Ziel ist es herauszufinden, wer wirklich eine Betreuung benötigt und wo diese womöglich verzichtbar ist", so eine Pressesprecherin der Stadt. Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, oder Alleinerziehende haben nachvollziehbarerweise einen dringenden Betreuungsbedarf. Dennoch bemüht sich die Stadt unter Hochdruck um kurzfristige Lösungen, zum Beispiel die Einrichtung von „Notgruppen“. Des Weiteren wird gerade geprüft, in welchen Einrichtungen eventuell noch zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden könnten. Unabhängig davon bleibt allerdings die Hauptsorge, genügend qualifiziertes Personal für die neuen Räume zu bekommen.

    "Noch tut sich viel", hofft man in Stadtbergen

    "Angespannt" ist auch die Lage in Stadtbergen. "Unser Ziel ist, alle zu versorgen, aber das schaffen wir diesmal leider nicht", bedauert Hauptamtsleiter Holger Klug. Derzeit seien noch 26 Krippenkinder und 15 Kindergartenkinder ohne Betreuungsplatz. Und das obwohl Stadtbergen erneut eine Interimsgruppe im alten Schulhaus für eine zweite Krippengruppe umgebaut hat. Klug hofft, dass durch kreative Lösungen, Umschichtungen und Änderungen aufgrund von Doppelbuchungen vielleicht noch das ein oder andere Kind einen Platz bekommen kann. Da Stadtbergen wie die Stadt Augsburg mit einem modernen Buchungs-Portal im Internet arbeitet, sei noch Bewegung in der Platzbuchung. "Noch tut sich viel", sagt Klug. Insgesamt stehen in Stadtbergen 487 Plätze im Kindergarten und 163 in der Krippe zur Verfügung.

    Bernhard Uhl, Bürgermeister von Zusmarshausen, sieht seine Gemeinde gut aufgestellt. Immerhin hat die Marktgemeinde vor vier Jahren einen neuen großen Kindergarten gebaut und ist jetzt auch in der glücklichen Lage, allen Eltern einen Betreuungsplatz anbieten zu können. Insgesamt verfügt Zusmarshausen über 293 Kindergarten- und 57 Krippenplätze. Das Personal sei auch hier "immer schwierig zu bekommen" und es herrsche ein reger Wechsel. Aber Wartelisten gibt es nicht, so Uhl.

    Insgesamt werden im Landkreis 8847 Kindergartenkinder (ab 3 Jahren) sowie 2524 Krippenkinder (0 bis 3 Jahre) von 2131 Fachkräften betreut. (Kinder von 0 bis 3 Jahren). Hinzu kommen 63 Tagesmütter. Wie das Landratsamt vor wenigen Wochen mitteilte, können 766 Kindern, davon 474 unter drei Jahren und 292 potenziellen Kindergartenkindern, keine Betreuungsplätze angeboten werden. Diese Zahl dürfte sich durch das Ausschöpfen aller Möglichkeiten und das gemeinsame Suchen nach Lösungen nur geringfügig verbessert haben.

    In den meisten Kommunen im Landkreis sind die Räumlichkeiten eher kein Problem. Viele haben in den vergangenen Jahren immens investiert. So hat die Stadt Gersthofen voriges Jahr ihre neueste und größte Kita eingeweiht, die Lechstrolche in der Roseggerstraße mit 160 Plätzen. Weil es im Krippenbereich aber trotzdem eng ist, weicht Gersthofen auf eine Containerlösung aus. So können weitere 30 Kleinkinder betreut und die letzte Versorgungslücke geschlossen werden.

    Meitingen hat gerade ein neues Haus für Kinder eröffnet

    In Meitingen hat am 1. September gerade rechtzeitig zum Start des Kindergartenjahrs das neu gebaute Haus für Kinder mit zwei Krippen- und fünf Kindergartengruppen seinen Betrieb aufgenommen. In Meitingen werden jetzt in insgesamt sechs Einrichtungen mehr als 500 Kinder betreut. Altenmünster weihte vor Kurzem eine neue Kita mit 180 Plätzen ein.

    Bei Ekita.net, dem Netzwerk der evangelischen Kindertageseinrichtungen in der Region mit 17 Kitas und 1500 Plätzen im Großraum Augsburg, ist die Lage zum Start des neuen Kindergartenjahrs eng, aber nicht dramatisch. Dies aber nur insofern, als dass alle Einrichtungen voll sind und es keine größeren Ausfälle in den Gruppen gibt, wie Geschäftsführer Matthias Krauß sagt. Natürlich kämpfe man auch mit dem Fachkräftemangel und in Einzelfällen hat nicht jede Familie einen Platz in der gewünschten Einrichtung bekommen. "Vor allem die Nachfrage nach Krippenplätzen für Kleinkinder ist sehr stark gestiegen", so Krauß. Auch würden für die Krippenkinder längere Betreuungszeiten gebucht als früher.

    Bei allen Bemühungen kommen im Herbst weitere Unwägbarkeiten auf die Kommunen zu. Denn wo jetzt schon die Plätze nicht ausreichen, bedeuten zusätzlicher Zuzug, etwa erneut aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine oder aus anderen Ländern, sowie krankheitsbedingte Personalausfälle durch Corona zusätzliche Krisensituationen.

    Zu wenig Plätze auch im südlichen Landkreis

    Im südlichen Landkreis sieht es nicht viel besser aus. In Bobingen wurden in diesem Jahr zwei neue Kindergärten eingeweiht. Doch um den Bedarf zu decken, reicht es nicht. Bei einem weiteren Kindergarten in der Krumbacher Straße steht der Baubeginn bevor, in der Siedlung ist ein Neubau in Planung. Insgesamt wurden in Bobingen im letzten Jahr 106 neue Betreuungsplätze geschaffen. Um das Angebot zu erhöhen, wurden fünf Notgruppen in den verschiedenen Einrichtungen geschaffen. Doch das Angebot werde nicht alleine durch räumliche Kapazitäten bestimmt, erklärte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. In nahezu allen Einrichtungen im Stadtgebiet fehlen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dadurch können nicht alle möglichen Betreuungsplätze vergeben werden. Insgesamt fehlen 56 Kindergarten- und 44 Krippenplätze. Um der Situation entgegenzuwirken, hat die Stadt die Ausbildungszuschüsse an die Träger aufgestockt.

    In der Nachbarstadt Königsbrunn stellt sich die Lage ähnlich dar. Die Nachfrage erhöht sich, die Dringlichkeit steigt. Auch in Königsbrunn fehlen Plätze. Insgesamt gibt es 38 Kindergarten- und 40 Krippenplätze zu wenig. Wobei in der Brunnenstadt die Personallage ebenfalls ein Problem darstellt. So stehen zwar die Räumlichkeiten zur Verfügung, können aber durch fehlende Mitarbeiter nicht belegt werden. Teilweise müssen bereits die Betreuungszeiten gekürzt werden, da die Personaldecke einfach zu dünn ist. Und bei den laufenden Erweiterungs- und Neubauten gibt es Verzögerungen, da es im Baugewerbe ebenfalls wegen Personal- und Materialschwierigkeiten zu Ausfällen kommt.

    In Schwabmünchen ist die Situation noch relativ gut. Hier konnten alle vorhandenen Plätze vergeben werden. Trotzdem gibt es auch hier zu wenig Betreuungsplätze für die kleinen Schwabmünchner. Zwar fehlen nur drei Kindergartenplätze, dafür aber 70 Krippenplätze. Im April 2023 soll der Kindergarten St. Anna im Stadtgebiet fertiggestellt werden. Der Neubau der Kindertagesstätte Don Bosco in Schwabegg ist bereits fertig und kann im September bezogen werden. Die Plätze für die beiden Einrichtungen sollen nach Dringlichkeit vergeben werden. Es zeigt sich, dass trotz aller Anstrengungen der Kommunen Nachholbedarf besteht. Hier zeigt sich die problematische Seite der Beliebtheit der drei Städte beim Zuzug junger Familien. Denn dadurch erhöht sich automatisch die Nachfrage an Betreuungsplätzen. Und die schwierige Lage auf dem Personalmarkt macht die Situation nicht einfacher.

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