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Landkreis Augsburg: Jäger aus dem Augsburger Land fordern neue Amnestie für illegale Waffen

Landkreis Augsburg

Jäger aus dem Augsburger Land fordern neue Amnestie für illegale Waffen

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    In Anhausen wurde über eine mögliche Verschärfung des Waffenrechts diskutiert.
    In Anhausen wurde über eine mögliche Verschärfung des Waffenrechts diskutiert. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild, dpa (Symbolbild)

    Die Zahlen sind beeindruckend. Knapp 16.300 Stück Rehwild haben Jägerinnen und Jäger nach dem jüngsten Drei-Jahresplan in Stadt und Landkreis Augsburg zur Strecke gebracht. Hinzu kommen pro Jahr 3500 Stück Schwarzwild. "Und Wildschweine kann man nicht mit dem Lasso fangen, sondern dazu braucht man eine Waffe", sagte Hans Fürst: Der Vorsitzende der Kreisgruppe Augsburg im Bayerischen Jagdverband (BJV) sparte nicht mit Kritik an der vom Bundesinnenministerium angedachten Verschärfung des Waffenrechts. Jäger Felix Kuwert aus Diedorf hatte am Donnerstag Fachleute und Politiker zu einem Symposium im Gasthof Traube eingeladen, um die Nachteile der Novelle zu diskutieren und Lösungen zu suchen.

    Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz (sitzend) und Staatssekretär Sandro Kirchner kritisieren eine mögliche Verschärfung des Waffenrechts.
    Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz (sitzend) und Staatssekretär Sandro Kirchner kritisieren eine mögliche Verschärfung des Waffenrechts. Foto: Marcus Merk

    Der Staatssekretär im bayerischen Innenministerium, Sandro Kirchner (CSU), ist selbst Jäger und nahm ebenfalls die mögliche Gesetzesänderung aufs Korn. Der 48-seitige Entwurf des Ministeriums sieht unter anderem vor, dass bestimmte halbautomatische Schusswaffen künftig verboten werden. Begründet wird die Verschärfung damit, dass diese Waffen vor allem für bestimmte Personenkreise und Tätergruppen interessant seien, die für Amok- und Terrortaten eine hohe Relevanz aufweisen. "Doch mit diesem Entwurf hat das Ministerium einen Bock geschossen", sagte Kirchner. Sicherlich sei es sinnvoll, die Entwaffnung von Reichsbürgern in den Vordergrund zu stellen. "Aber stattdessen werden Jäger und auch die Sportschützen stigmatisiert."

    Reform des Waffenrechts: Auch sämtliche Schützenvereine wären betroffen

    Kirchner bereitet dabei vor allem die angedachte Regelabfrage bei Gesundheitsbehörden große Sorge. So müssten künftig alle angehenden Jäger unter anderem auf eigene Kosten Gutachten vorlegen, dass sie psychisch dazu befähigt sind, eine Waffe zu führen. Alexander Mathis von der Juristischen Fakultät Augsburg warnte in dem Zusammenhang, dass sogar das Steuergeheimnis aufgeweicht werden könnte. "Wenn jemand bei seiner Erklärung die Rechnung eines Psychologen einreicht, könnte dies bereits waffenrechtlich als Unzuverlässigkeit ausgelegt werden." 

    Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz befürchtete ebenfalls massive Einschränkungen. "Betroffen wären nicht nur viele Jäger, sondern auch sämtliche Schützenvereine in der Region", sagte er. Das Ziel, den illegalen Waffenbesitz unter Kontrolle zu bringen, werde allerdings verfehlt. Jurist Mathis untermauerte dies mit weiteren Zahlen.

    Zwei Millionen Sportschützen und Jäger gebe es bundesweit, die ganz legal eine Waffe besitzen, aber dennoch von der Verschärfung betroffen wären. Im Augsburger Land haben genau 1461 Männer und Frauen eine Waffenbesitzkarte und können somit dank ihres Jagdscheins mit Gewehr und Pistole oder Revolver auf die Pirsch gehen. Auch Kreisvorsitzender Fürst betonte, dass in der Jägerschaft bei vier Millionen Schüssen pro Jahr "so gut wie nie etwas passiert ist". Martin Weber, Chefredakteur des Fachmagazins Pirsch, brachte einen weiteren Aspekt zur Sprache.

    Jäger bräuchten Waffen, um Wildschäden zu reduzieren und Beutegreifer zu dezimieren

    "Wir haben in Deutschland bereits das schärfste Waffenrecht Europas, wenn nicht sogar der ganzen Welt", sagte er. Um Wildschäden für den notwendigen Waldumbau zu reduzieren und Beutegreifer zu dezimieren, brauche es nun einmal Schusswaffen. Außerdem habe es knapp 4000 Wildunfälle im vergangenen Jahr im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord gegeben. "Läuft ein Keiler nach einer Kollision mit dem Auto mit gebrochener Hüfte in ein Maisfeld, ist er sicherlich nicht mehr so gut drauf", sagte Weber. Dieses Tier schnell von seinem Leid zu erlösen, sei ebenfalls eine der wichtigen ehrenamtlichen Aufgaben eines Jägers. Die Teilnehmer des Symposiums diskutierten anschließend angeregt verschiedene Lösungsansätze, um gleichwohl den Missbrauch von Schusswaffen zu verhindern und zudem Jäger und Sportschützen aus der Schusslinie zu bringen.

    Für Jäger ist eine rechtlich konforme Lagerung ihrer Langwaffen und Kurzwaffen nach dem neusten Waffengesetz vorgeschrieben. Doch zwischen 20 und 40 Millionen Waffen sind in Deutschland illegal im Umlauf.
    Für Jäger ist eine rechtlich konforme Lagerung ihrer Langwaffen und Kurzwaffen nach dem neusten Waffengesetz vorgeschrieben. Doch zwischen 20 und 40 Millionen Waffen sind in Deutschland illegal im Umlauf. Foto: Marcus Merk

    "Es ist vor allem eine neue Waffenrechtsamnestie bei einer freiwilligen Abgabe erforderlich", sagte Mathis mit Blick auf den millionenfach illegalen Waffenbesitz. Geschätzte 20 bis 40 Millionen, teils kriegswaffenähnliche Schusswaffen sind im Umlauf. Hier gelte es anzusetzen. Für eine stärkere Kontrolle, die jeder Jäger und jede Jägerin sofort unterstützen würde, bedürfe es jedoch eine personelle Aufstockung und bessere Digitalisierung der Behörden. Eine intensivere Aufklärungsarbeit solle des Weiteren der Öffentlichkeit deutlich machen, wie akribisch Jäger bei der Ausbildung fachlich an und mit der Waffe geschult werden.

    Illegaler Waffenbesitz: Rund 20 bis 40 Millionen Schusswaffen im Umlauf

    "Die Ansprüche sind so hoch, dass jedem angehenden Jäger bei diesem Thema die Schweißperlen auf der Stirn stehen", betonte Kuwert. Auch Kirchner gestand, dass er jedes Mal "einen Heidenrespekt" habe, wenn er eine Waffe in den Händen halte. Dennoch gehe er gerne zusammen mit seinem besten Kumpel auf die Jagd. Und der Grund dafür wurde jedem Teilnehmer des Symposiums sofort klar: "Er ist der Dorfmetzger".

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